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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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die Bar.
    Es ist mein erster Besuch dieser berühmten Location, und meine Augen gewöhnen sich nur langsam an die schummrige Beleuchtung. Man sieht um Jahre jünger aus, stelle ich beglückt fest, als ich mich in dem großen Spiegel hinter der Theke erblicke. Übermütig lächle ich in die Runde.
    »Das wird ein fantastischer Abend«, zischt Amelie mir ins Ohr.
    »Wer weiß«, antworte ich und beschließe, mich »locker zu machen«. Ich bin wild entschlossen, mich zu amüsieren.
    Amelie, Gustl und ich folgen den Verlobten, die Herr Lehmann zu einem Sechsertisch geleitet. Es ist der größte inmitteneiner Reihe von kleinen Zweiertischen. Erstaunt registriere ich das goldglänzende Metallschild, auf dem Ottos Name eingraviert ist. An den Nachbartischen entdecke ich ebenfalls Namensschilder. Die Gerüchte stimmen also: Stammgäste haben hier ihre »eigenen« Tische, die sofort geräumt werden müssen, sobald der »Besitzer« erscheint.
    Verstohlen betrachte ich die Gäste. Reichlich graue Schläfen bei den Herren, viel Make-up und teilweise maskenhaft erstarrte Botox-Mienen bei den Damen. Tja, auch in dieser Branche scheint niemand das Geheimnis ewiger Jugend zu kennen. Und selbst die exquisiteste Garderobe kann die Spuren der Zeit nicht kaschieren. Dennoch, selbst wenn wir in puncto Graustufen und Alter in einer Liga spielen, bezweifle ich, hier einen neuen Mitbewohner zu finden. Menschen mit »eigenen Tischen« in angesagten Bars ziehen nicht in eine popelige Wohngemeinschaft. Die leben in Penthouses, Landhäusern oder Villen.
    Ein klirrendes Geräusch unterbricht mein Grübeln. Ein attraktiver grauhaariger Mann im hellgrauen Anzug klopft mit einem Messer gegen sein Glas. Mir stockt der Atem. Es ist Karl Milius, Tatort-Kommissar und einer meiner Lieblingsschauspieler.
    »Liebe Freunde, liebe Gäste!«, beginnt er. »Als
alter
Freund …« Er stockt und wartet, bis das offensichtlicht einkalkulierte Gelächter verstummt, »meines hochgeschätzten Kollegen Otto Goldbach, möchte ich Sie in seinem Namen herzlich begrüßen …«
    Milius betont in seiner kurzen Ansprache, wie sehr er sich freue, dass Otto endlich die richtige Frau fürs Leben gefunden habe. »Für die Liebe ist es nie zu spät!« Er endet mit Glückwünschen für die Verlobten und der Ankündigung: »Das Büffet ist eröffnet!«
    Kurzer Beifall ertönt. Sofort erheben sich alle von ihren Plätzen und strömen in Richtung Futterstelle.
    »Gustilein«, schnurrt Amelie. »Bringst du mir eine Kleinigkeit mit? Im Gedränge krieg ich immer Platzangst.«
    Otto hält ihn zurück. »Nicht nötig, Kinder. Ihr müsst euch nicht anstellen. Einer der Kellner wird uns bedienen.«
    Für diesen Luxus bekommt Otto von seiner Braut einen dicken Schmatz auf die glatt rasierte Wange. Dabei legt sie die Hand mit dem Verlobungsklunker demonstrativ auf seine andere Wange, was zwei aufmerksame Fotoreporter bemerken und augenblicklich mit ihren Kameras festhalten.
    Irma scheint schnell gelernt zu haben, wie man wirkungsvoll posiert und in die Objektive strahlt.
    Ich kann förmlich ihre Gedanken lesen. Genau so stellt sie sich das Leben an Ottos Seite vor. Nie wieder auch nur einen diamantbesetzten Finger rühren. All ihre Träume werden Wirklichkeit. Natürlich gönne ich meiner Freundin ein Leben in Saus und Braus – obwohl es für mich nur Probleme bedeutet. Aber vor allem bin ich traurig, dass sie auszieht. Und der Gedanke, einen Fremden in der WG aufzunehmen, behagt mir überhaupt nicht, viel lieber würde ich mich mit Irmas Chaos arrangieren.
    Meine Grübeleien enden mit dem zweiten Gläschen Schampus. Die angestiegene Raumtemperatur und der Qualm machen durstig, und der Champagner schmeckt köstlich. Ebenso das Essen: Gambasspießchen, rosa Entenbrust und Datteln im Speckmantel, Blätterteigpasteten mit Trüffelkäse und frittiertem Salbeiblatt, Hühnchen-Saté-Spieße auf Erdnusssauce und Graved-Lachs auf Pumpernickelscheiben mit Himbeer-Meerrettich. Danach doppelter Espresso, Panna Cotta mit Erdbeerschäumchen, Blutorangenmousse mit Mandeleis und Pralinenmousse an Walnusssauce mit Rumkirschen.
    Gustl meint anerkennend, lange nicht mehr so köstlich gespeist zu haben.
    »Jedenfalls nicht außer Haus«, relativiert Amelie und lächelt ihn zärtlich an.
    Irma gibt Otto einen Kuss auf die Wange und bedankt sich für das traumhafte Fest, den Ring, die Kleider und überhaupt …
    Harmonie macht sich um mich herum breit, nur ich fühle mich in Gesellschaft von zwei

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