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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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»Wollte nur hören, ob alles in Ordnung ist, und sagen, dass er morgen zurückkommt.«
    »Scheibenkleister!« Sie schreckt hoch, wie erwartet, und schaut sich panisch um. »Dann sollte ich wohl langsam in die Puschen kommen und hier klar Schiff machen. Der Kühlschrank ist leergefuttert, ein Großeinkauf fällig, die Blumen an Susannes Grab müssen gegossen werden. Und … Ach, irgendwie habe ich mir unser Zusammenleben anders vorgestellt.«
    »Wie denn?« Gespannt blicke ich sie an.
    Ächzend erhebt sie sich. »Anders halt. Weniger stressig. Ich dachte nicht, dass ein großer Haushalt sooo viel Arbeit macht.«
    Ich kann es mir nicht verkneifen, noch einen draufzusetzen. »Es türmt sich nur so, weil du tagelang alles hast liegen lassen. Hättest du …«
    »Danke, Chefin«, unterbricht sie mich verschnupft, krempelt die Ärmel ihres Bademantels hoch und macht sich mit Leidensmiene ans Werk.
    Eine Weile sehe ich dem stöhnenden Aschenputtel zu. Dann erbarmt sich die böse Stiefmutter und hilft ihr.
    »Zu zweit geht’s schneller«, grummle ich milde.
    »Du bist eine echte Freundin«, sagt sie dankbar.

14
    Den Nachmittag verbringe ich am Bügelbrett. Diese öde, zeitraubende Tätigkeit gehört absolut nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, lenkt aber immerhin ab.
    Seit mir Moritz nämlich von Freds Verletzung erzählt hat, grüble ich darüber nach, ob ein Krankenbesuch übertrieben wirken würde. Ich könnte ihm das frisch gewaschene Taschentuch zurückbringen. Oder würde ich mich damit lächerlich machen? In Gedanken säubere ich das fünfte schwarze Shirt mit der Fusselbürste. In meiner emotionalen Verwirrung hab ich nämlich ein Papiertaschentuch in meiner Hosentasche vergessen.
    »Huhuuu!«, höre ich Amelie rufen. Amelie, die wieder bei einer Freundin war. Mir kommen diese plötzlichen Freundinnenbesuche irgendwie verdächtig vor. Ich hoffe nur, dass sie Gustl nicht betrügt. Es würde ihm das Herz brechen, was ich ihr niemals verzeihen könnte.
    »Fernsehzimmer«, antworte ich.
    Eine Sekunde später rauscht sie herein.
    Ich starre sie an wie eine Erscheinung und drücke vor Schreck auf den Wassersprenger, so dass das Shirt wieder tropfnass ist.
    Sie trägt ein bodenlanges kunterbuntes Wallekleid, das eindeutig bessere Tage gesehen hat, und eine mit kleinen Spiegeln bestickte Weste. Um den Hals hat sie diverse Flatterschals geschlungen, an den Armgelenken klimpern Silberreifen, und die Taille ist mit einem breiten Gürtel geschnürt. Ihre Augen sind dunkel umrandet, die lockere Hochsteckfrisur gleicht einemtoupierten Staubwedel. Insgesamt wirkt sie in dieser Aufmachung wie eine schrille Hobbyhexe mit Vampir-Make-up.
    »Auf was für einem Trip bist du denn?«, entfährt es mir.
    »Super, oder?« Sie klatscht in die Hände und dreht sich einmal um die eigene Achse, als wolle sie Flamenco tanzen.
    Ich schlucke. »Willst du dich bei der ›Rocky Horror Picture Show‹ bewerben?«
    Kichernd lässt sie sich aufs Sofa plumpsen und kramt in einem bunten Flickenbeutel. »Stell das Eisen ab … Setz dich zu mir, Tildchen. Ich muss dir was erzählen.« Sie klopft auf den Platz neben sich.
    Oh, oh! Wenn mich meine Freundinnen Tildchen nennen, wollen sie meist etwas von mir oder sie haben ein massives Problem.
    »Schlimme Nachrichten?«, frage ich bange und bleibe lieber stehen.
    »Nur gute. Nur gute.« Sie hat das Gesuchte gefunden: eine Tüte Gummibärchen, die sie auf den Tisch knallt.
    »Glücksbärchen?«
    Aufgeregt wedelt sie mit der Hand. »Los, los, sieh rein.«
    »Ich weiß, wie die Dinger aussehen«, erwidere ich genervt. »Und ich bevorzuge immer noch Pralinen.«
    Sie zuckt die Schultern, greift selbst in die Tüte, angelt etwas Papierähnliches heraus und legt es auf den Tisch.
    Es sind fünf Einhundert-Euro-Scheine!
    Einen Moment starre ich stumm auf den unerwarteten Geldregen. »Hast du Brettschneider überfallen?«, frage ich.
    Vergnügt schüttelt sie den Kopf, breitet die Scheine zu einem Fächer aus wie Spielkarten und murmelt beschwörend: »Ihr süßen, süßen Scheinchen!«
    »Wenn gerade Oktoberfestzeit wäre, könntest du dich in diesem seltsamen Gewand als Wahrsagerin verdingen«, sageich. »Aber bis Oktober ist es noch lange hin. Also, woher stammt das Geld?«
    »Der Lohn harter Arbeit!«
    Ich ziehe den Stecker des Bügeleisens, nehme auf dem Sessel ihr gegenüber Platz und fixiere sie streng. »Nettes Märchen. Du bist doch genauso ohne Job wie ich.«
    »Hab ich dir eigentlich mal von meinem

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