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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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würde ja bedeuten, die Firma wäre unseriös.« Ich drehe mich Amelie zu. »Wie seid ihr eigentlich an die Wohnung gekommen?«
    »Durch ein Zeitungsinserat in der Rubrik für Zwei-Zimmer-Wohnungen. Da stand:
Nachmieter gesucht
, und daneben diese Handynummer, die jetzt nicht mehr erreichbar ist«,antwortet sie und blickt mich verzagt an. »Ich versteh das nicht … Es waren doch noch andere Interessenten da.«
    Elena steht auf, holt ein weiteres Glas aus dem Vitrinenschrank, füllt es mit Wodka und kippt ihn auf ex. »Also ich kann mir schon vorstellen, wie das gelaufen ist«, sagt sie anschließend.
    »Wie?«, fragen Amelie und ich einstimmig.
    »Der Vormieter war wahrscheinlich verhindert und hat deshalb die Umzugsfirma beauftragt, den gesamten Auszug ohne sein Beisein abzuwickeln«, mutmaßt die Hausmeisterin. »Am Freitag, also gestern, stand noch die Endreinigung an, und weil ich wegmusste, sollten die Putzleute den Schlüssel in meinen Briefkasten …«
    »Aber gestern Vormittag war doch die Besichtigung«, unterbricht Amelie sie voller Verzweiflung. »Und da war keine Putzfrau. Die hätte ich gesehen.«
    »Wissen Sie, ob eine Reinigungsfirma beauftragt war?«, frage ich.
    Elena zuckt die Schultern. »Keine Ahnung. Jedenfalls war bei mir im Briefkasten nur ein Zettel. Moment …« Sie kramt in einem Stoß Zeitschriften und fördert einen gelben Schmierzettel hervor. »Hier.«
    Amelie liest halblaut vor. »Muss Toilette noch mit Spezialreiniger säubern. Schlüssel Samstagvormittag. K.«
    »Genau«, sagt Elena. »Hört sich alles ganz unverdächtig an. Und deshalb dachte ich, ihr bringt den Schlüssel.«
    »Haben Sie die Telefonnummer der Umzugsfirma?«, bohre ich weiter. »Die müssten doch auch am Samstag erreichbar sein.«
    »Moment.« Elena erhebt sich, verlässt das Wohnzimmer, kommt nach wenigen Augenblicken zurück und reicht uns einen Firmenflyer in Postkartengröße.
    Die Vorderseite der Karte zeigt einen knallroten Sattelschlepper, der schwungvoll um die Kurve fährt. Die Kühlerhaube hat ein Grinsegesicht, und auf dem Lastenanhänger sind Adresse, Fax-, Festnetz- und Handynummer aufgemalt.
    »Sieht professionell aus«, stelle ich erleichtert fest und sage zu Amelie: »Ruf doch gleich mal dort an.«
    Sie kramt in ihrer Tasche nach dem Handy und reicht es mir. »Bitte, Mathilde. Rede du …«
    »Na gut«, sage ich und wähle die Nummer des Büros. Ein Anrufbeantworter meldet sich, das übliche Blabla. Ich hinterlasse unsere Festnetznummer, bitte um Rückruf und versuche mein Glück bei der Mobilnummer. Eine maschinelle Mailbox-Stimme verkündet einen ähnlichen Text. Auch hier bitte ich um Rückruf.
    »Und jetzt?«, fragt Amelie, als ich mein Handy zurück in die Tasche packe.
    »Dürfen wir die Karte behalten?«, frage ich Elena.
    »Ja, ja. Ich hab mehrere.« Sie notiert ihre Telefonnummer und die des tatsächlichen Vormieters. »Vielleicht erfahren Sie von ihm Näheres. Tut mir leid, dass ich nicht helfen konnte«, bedauert sie, verspricht, sich im Haus umzuhören und sofort zu melden, falls es Neuigkeiten gäbe.
    Wir bedanken uns und verabschieden uns.
    Schweigend läuft Amelie neben mir die vier Treppen hinunter.
    »Die Kohle sehe ich nie wieder«, schnieft sie, als wir im Nieselregen Richtung U-Bahn laufen.
    Tröstend lege ich den Arm um ihre Schultern. »Du denkst doch sonst nicht so negativ.«
    »Manchmal gibt es einfach keine positive Seite, die man sehen könnte. Das Geld ist futsch. Ich spüre es überdeutlich.«
    Überrascht bleibe ich stehen: »Ist bei dir jetzt der Realismusausgebrochen? Oder ordnest du das in deine Karma-Schatulle ein?«
    »Karma-Schatulle«, echot sie mit einem Anflug von Lächeln auf den Lippen. »Das hast du schön gesagt, Mathilde. Aber was soll ich sonst tun, außer diesem Betrüger die Pest an den Hals zu wünschen?«
    »Zur Polizei gehen und ihn anzeigen«, schlage ich vor.
    »Polizei?« Amelie reißt entsetzt die Augen auf. »Allmächt!«, verfällt sie in ihren fränkischen Heimatdialekt. »Mit dene Uniformierde hab ich noch nie was zu dun g’habt. Des lasse mir aach biddschön dabei.«
    Ich zucke mit den Schultern. »Es ist dein Geld, Amelie. Und was erzählst du Gustl? Doch nicht die Wahrheit?«
    Sie überlegt einen Moment. »Natürlich!«, antwortet sie und grinst mich schon wieder ganz vergnügt an. »Ehrlich währt am längsten. Ich berichte ihm, was Elena uns erzählt hat und … dass die Umzugsfirma versprochen hat, die Angelegenheit

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