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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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den Park. Auf dem Rückweg haben wir euch gesehen und durch die Bäume beobachtet, dass Mowbray wie ein Tier über dich hergefallen ist. Und du hast ihn gewähren lassen!« Lydia schüttelte verständnislos den Kopf.
    Clarissa versteifte sich innerlich bei der Erwähnung von Prudhomme und der Eröffnung, dass Lydia mit ihm im Park spazieren gegangen war. Spontan geisterten ihr die Bilder durch den Kopf, was der alte Lord auf seinen nächtlichen Spaziergängen mit Lydias Freundinnen getrieben hatte.
    »Wie kannst du es billigen, dass dieser Mann dich anfasst?«, schnaubte Lydia. »Mit Lord Prudhomme bekommst du einen guten Ehemann, der willens ist, über deine skandalöse Vergangenheit hinwegzusehen, und du weißt nichts Besseres zu tun, als dich – wieder einmal – ins Unglück zu stürzen. Dieses Mal mit Mowbray.«
    »Prudhomme? Ein guter Ehemann?«, fragte Clarissa verblüfft. Dann erst fiel ihr ein, dass sie ihrer Stiefmutter bisher nichts davon erzählt hatte, was sie zufällig in den lauschigen Gartenanlagen ihrer Gastgeber beobachtet hatte.
    »Ja, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen«, schnappte Lydia. »Er ist willens, über den Skandal hinwegzusehen, über deine ständigen Ungeschicklichkeiten und sogar über den Kuss, den er natürlich mitbekommen hat.«
    »Das ist aber nett von ihm«, meinte Clarissa bissig. »Vermutlich soll ich im Gegenzug großzügig über seine Affären hinwegsehen.«
    »Was? Was sagst du da?« In Lydias Stimme mischte sich Neugier mit Panik. Clarissa wünschte sich brennend, sie könnte den Gesichtsausdruck ihrer Stiefmutter deutlicher erkennen.
    »Ich sage bloß, Lady Havard und Lady Achard.« Sie ließ die Namen genüsslich auf der Zunge zergehen. »An dem Abend, als du mich im Park aufgegabelt hast, hab ich beobachtet, wie er mit beiden Frauen herumgemacht hat.«
    »Was?«, wiederholte Lydia. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Ich wäre draußen fast in ihn und Lady Achard hineingerannt, konnte mich aber zum Glück noch rechtzeitig ins Gebüsch ducken.« Adrian ließ sie vorsichtshalber aus dem Spiel. »So hab ich zwangsläufig ihr Gespräch belauscht. Anscheinend hatten sie sich gerade geliebt. Er schwor ihr ewige Treue und wünschte Lord Achard unter die Erde, damit sie ihre Liebe öffentlich machen könnten. Kurze Zeit später kam Lady Havard angelaufen, um ihrer Freundin mitzuteilen, dass Lord Achard auf dem Ball eingetroffen sei. Kaum war Lady Achard weg, wiederholte sich das Ganze mit ziemlich exakt den gleichen Phrasen. Prudhomme versicherte Lady Havard seiner ewigen Liebe und Treue und krittelte an deren Mann herum, weil Lord Havard ihnen nicht den Gefallen tut, das Zeitliche zu segnen. Dann verschwand er unter Lady Havards Röcken.«
    Lydia quittierte den Bericht mit eisigem Schweigen. Clarissa konnte es zwar nicht sehen, tippte aber, dass ihre Stiefmutter blass geworden war.
    »Du lügst«, meinte Lydia schließlich mit wackliger Stimme.
    »Nein, ich lüge nicht«, erwiderte Clarissa mit Bestimmtheit. »Ich war nämlich nicht die Einzige, die das alles mitbekommen hat.«
    Sie überlegte krampfhaft. Sie hatte ohnehin schon Probleme mit Lydia. Wenn sie den Namen Adrian Mowbray erwähnte, ging diese unsägliche Frau wahrscheinlich auf die Barrikaden, oder? Andererseits war es einen Versuch wert, Lydia davon zu überzeugen, was für ein schlimmer Finger Prudhomme war. Dann würde sie vielleicht damit aufhören, ihr diesen grässlichen Kerl als Ehemann unterjubeln zu wollen.
    »Mowbray war bei mir«, rückte sie schließlich heraus. »Frag ihn, wenn du mir nicht glauben willst.«
    Clarissa sah den Schlag nicht kommen. Sie spürte plötzlich einen brennenden Schmerz auf ihrer Wange, und ihr Kopf schnellte von der Wucht des Aufpralls zur Seite. Sie hielt sich die schmerzende Wange und blinzelte Lydia konsterniert an.
    »Damit ist das Thema für mich erledigt«, fauchte Lydia. »Und noch etwas, du wirst diesen Mowbray nie wiedersehen.«
    Clarissa kochte innerlich. Es war das erste Mal in all den Jahren, dass ihre Stiefmutter sie geschlagen hatte.
    Die Kutschentür sprang auf. Gott sei Dank, endlich zu Hause! Clarissa hatte es so eilig, aus der Kutsche zu kommen, dass sie über ihren Rocksaum stolperte. Es fehlte nicht viel, und sie wäre gestürzt, doch der Kutscher packte sie geistesgegenwärtig.
    Sie murmelte kurz »Danke«, riss sich von ihm los und rannte den Weg zum Hauseingang hoch. Ffoulkes – für das Mädchen sah er jedenfalls so aus wie ihr Butler –

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