Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
Landsitz seiner Familie andauernd Wertsachen und Geld verschwanden. Der Detektiv war ihm von einem Nachbarn empfohlen worden, der Hadley als kompetent und fähig beschrieb. Daraufhin nahm Hadley bei den Mowbrays eine Anstellung als Diener an, aber das war bloß ein Trick. In Wahrheit war er dem Dieb auf der Spur, der bei den Mowbrays das Familiensilber und Schmuck mitgehen ließ. Schon nach einer Woche hatte er den Übeltäter gefasst: Es war eins der Hausmädchen.
Adrian war schwer beeindruckt gewesen. Seitdem hatte er Hadley noch mehrfach engagiert, denn er vertraute dem Mann. Als Clarissa und Lydia sich rar gemacht hatten, beauftragte er Hadley damit, der Sache auf den Grund zu gehen. Der Detektiv hatte ihm berichten müssen, welche Feste sie besuchten, denn Adrian gab die Hoffnung nicht auf, das Mädchen wiederzusehen. Mittlerweile war das natürlich nicht mehr nötig, denn sie waren verlobt. Deshalb beschloss Adrian, Hadley das vereinbarte Honorar auszuzahlen. Das war jedoch nicht der einzige Grund, weshalb er den Privatermittler kommen ließ.
»Danke, Mylord. Ich weiß es durchaus zu schätzen, dass Sie meine Honorare immer korrekt zahlen. Das tun nur wenige, die meisten muss man mehrmals mahnen.« Nachdem er den Beutel Münzen in seiner Hosentasche verstaut hatte, lehnte Hadley sich entspannt gegen die gepolsterte Rückenlehne und hob fragend eine Braue. »Sie erwähnten in Ihrer Nachricht, dass Sie eine neue Sache im Sinn haben, auf die Sie mich ansetzen wollen?«
»Exakt. Es geht auch diesmal um Clarissa.« Adrian stockte, sein Blick glitt zu dem Fenster, das den Park hinter dem Haus überblickte. »Es ist nicht ausgeschlossen, dass jemand Clarissa nach dem Leben trachtet.«
Hadley legte alarmiert die Stirn in Falten. »Mylord?«
Adrian erwiderte seinen Blick. »Aus Ihren früheren Ermittlungen wissen Sie sicherlich, dass Clarissa dauernd irgendwelche Unfälle hat.«
Hadley nickte bedachtsam. »Soweit ich informiert bin, trägt die junge Lady normalerweise eine Brille, aber ihre Stiefmutter hat sie ihr weggenommen. Das Mädchen ist ohne diese Sehhilfe stark unfallgefährdet und zwangsläufig auch sehr ungeschickt.«
Adrian atmete auf. Der Detektiv hatte die Sachlage genauestens erfasst und war jeden Cent wert, den er verdiente. Der Mann war gut, verdammt gut. Er würde auch diese heikle Situation aufklären können.
»Richtig, die meisten Unfälle und Missgeschicke sind sicher auf Clarissas Kurzsichtigkeit zurückzuführen, trotzdem gibt es da zwei Vorfälle, die mich nachdenklich gemacht haben.«
Hadley verzog skeptisch die Lippen und meinte: »Damit wollen Sie bestimmt auf die Geschichte mit der Kutsche anspielen, als sie vor die trabenden Pferde lief, oder?«
Adrian nickte, nicht im Geringsten erstaunt, dass der Mann informiert war. Hadley entging eben nichts.
»Und was war das andere?«
»Am Abend vor unserer Verlobung hatte Lady Crambray zu einem Ball geladen. Ich hatte mit meinem Cousin Reginald Greville einen Plan ausbaldowert, wie ich Clarissa wiedersehen könnte. Er wollte einen Bekannten zu dem Ball begleiten, Clarissa zum Tanzen auffordern und ihr heimlich signalisieren, dass ich sie draußen am Springbrunnen erwarte.
Damit nichts schiefging, bin ich früher zu dem Ball als er, um im Park am Springbrunnen zu warten. Stellen Sie sich meine Verblüffung vor, als ich den Brunnen erreiche und Clarissa bewusstlos in dem Bassin treibt!«
Hadley setzte sich kerzengerade hin. »Was war passiert?«
»Sie beteuerte, sie habe eine Nachricht von mir bekommen, sei deshalb direkt zum Springbrunnen gelaufen und – in ihrer Eile – gegen einen Ast geprallt.«
»Wieso ist sie denn ausgerechnet in den Springbrunnen gefallen?«
»Sie erinnert sich nur noch, dass sie vornübergestolpert ist. Dabei ist sie wohl ohnmächtig geworden und in das Bassin gestürzt.«
Hadley pfiff leise zwischen den Zähnen. Dann wiegte er gedankenvoll den Kopf hin und her. »Nun, das klingt plausibel für mich, Mylord. Weshalb glauben Sie trotzdem nicht an einen Unfall?«
»Weil ich ihr keine Nachricht geschickt hab.«
»Ihr Cousin …«
»Sollte persönlich mit ihr sprechen, wozu er keine Gelegenheit bekam, da sie bei seinem Eintreffen ja bereits in dem Bassin lag«, erklärte Adrian. »Clarissa erhielt eine schriftliche Notiz, dass sie dort jemanden treffen sollte. Die Mitteilung war mit A. M. unterschrieben, aber ich habe sie gar nicht geschickt!«
»Das ist ja interessant. Sie erinnert sich aber, dass sie gegen
Weitere Kostenlose Bücher