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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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wehtut, kannst du dir ja wohl denken. Wenn du Glück hast, ist er schnell fertig und lässt dich allein, damit du es verarbeiten und dich in den Schlaf heulen kannst. Ich wage jedoch zu bezweifeln, dass Lord Mowbray so viel Feingefühl besitzt.«
    Damit war das Thema Aufklärung für Lydia beendet. Sie machte sich nicht die Mühe, das von ihr veranstaltete Chaos zu beseitigen, sondern ging einfach zur Tür. »Viel Spaß in der Hochzeitsnacht«, rief sie sarkastisch, bevor sie verschwand.
    Die Tür schloss sich hinter ihr, und Clarissa sank auf den Hocker vor der Frisierkommode. Sie konnte den Blick nicht von der Pastete lösen. Die helle, zarte Kruste war bespritzt und angeweicht vom rotem Saft der Fruchtfüllung. Der Knüppel steckte mittendrin, dick und hart.
    »Schöner Mist«, knirschte sie. Dabei hatte sie sich geschworen, sich von Lydia keine Angst einjagen zu lassen. Nur hatte sie nicht mit einer solchen Demonstration gerechnet. Das war einfach – nun ja, es war – beängstigend.
    »Mylady?« Clarissa wandte sich zur Tür und nahm unscharf ihre Zofe wahr, die eben ins Zimmer glitt. »Ich hab mitbekommen, dass Ihre Stiefmutter gerade gegangen ist. Alles in Ordnung?«
    »Ich …« Clarissa stockte und räusperte sich. Herrje, sie hatte vergessen, was sie sagen wollte. Stattdessen fragte sie: »Haben wir Frauen wirklich ein Jungfernhäutchen und muss der Mann dieses Ding wirklich durchbohren?«
    »Hmmm …«, begann die Zofe unschlüssig.
    Clarissa zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Es stimmt, nicht wahr?«
    »Schon, aber …«
    »Und wie ist das mit dem Blut und den Schmerzen?«
    Joan seufzte. »Mylady, Sie dürfen sich nicht von Lady Crambray verrückt machen lassen. Sicher, das erste Mal ist für die meisten Frauen schmerzhaft, aber …«
    »Für die meisten Frauen?«, hakte Clarissa hoffnungsvoll nach. »Aber nicht für alle, oder?«
    »Ich hab mal gehört, dass manche Frauen kaum etwas merken. Ich meine, von wegen Schmerzen und so«, versicherte Joan.
    »Gehört?«, echote Clarissa. »Nur gehört? Aber du weißt es nicht genau, stimmt’s?«
    »Nicht genau …« Joan brach ab und trat kurz entschlossen zu der jungen Lady. »Ach, ist ja auch nicht wichtig. Ich bin sicher, Lord Mowbray ist ganz vorsichtig, damit es Ihnen nicht allzu wehtut. Kommen Sie. Ich möchte Sie ankleiden. Sie werden schon erwartet.«
    »Aber …«
    »Mylady«, schnitt Joan ihr das Wort ab. »Möchten Sie ihn nun heiraten oder nicht? Oder wäre Ihnen einer wie Lord Prudhomme etwa lieber? Ich kann Ihnen nämlich versichern, dass Lord Prudhomme keine Rücksicht nehmen und bloß an sich denken würde.«
    »Um Himmels willen, nein.« Clarissa stand seufzend auf. »Gut, mach schnell. Ich will schließlich heute heiraten.«
    Ihre Begeisterung hatte einen empfindlichen Dämpfer bekommen, stellte sie fest. Bis Lydia ihr alles vermasselt hatte, hatte sie sich nämlich auf die Hochzeitsnacht gefreut. Weil sie geglaubt hatte, es wäre wie in jener Nacht in ihrem Zimmer, als Adrian ihr himmlische Wonnen bescherte und die Erregung durch ihren Körper flutete wie ein reißender Fluss nach einem langen Regen. Jetzt aber wusste sie, dass dieser Akt mit Schmerzen und Blut verbunden war. Für Frauen war das Leben wahrlich kein Zuckerschlecken. Warum konnte sie kein Mann sein? Heimlich verwünschte sie ihr Schicksal. Denn unter allen Umständen war es bestimmt angenehmer, der Knüppel zu sein als die Pastete.
    ***
    Der Geistliche war alt und steif und wirkte in seiner Rolle auch nicht glücklicher als Clarissa in diesem Moment. Zudem war es kühl und es regnete Bindfäden, ungewöhnlich für einen Sommertag. Clarissa wurde das Gefühl nicht los, dass das kein gutes Omen war für das, was ihr noch bevorstand.
    »Clarissa?«, raunte Adrian neben ihr.
    Sie blinzelte ertappt, spähte um sich und krauste die Stirn. Alle schienen sie anzublicken. Zumindest soweit sie das erkennen konnte.
    »Willst du …«, begann der Priester mit dem Überdruss eines Mannes, der dasselbe schon das ein oder andere Mal hinter sich hatte.
    »Ja, ich will«, unterbrach Clarissa ihn schnell, peinlich berührt, weil sie an diesem wichtigen Tag bei Tagträumereien erwischt wurde. Dann wurde ihr klar, in was sie soeben eingewilligt hatte, und sie seufzte stumm in sich hinein. In Wahrheit war sie sich gar nicht mehr so sicher, ob sie tatsächlich wollte. Jedenfalls nicht, wenn Adrian vorhatte, mit seinem Knüppel ihr Pastetchen aufzuspießen.
    Das hättest du dir eher

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