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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hintersten Winkel ihres Unterbewusstseins vermerkte – stand bei ihrer Ankunft aufgereiht vor dem Eingangsportal. Alle lächelten und begrüßten sie mit einem höflichen Kopfnicken, als Adrian sie offiziell jedem einzelnen Mitglied des Haushalts vorstellte. Clarissa versuchte auf die Namen zu achten und vergaß sie allesamt wieder, sobald er sie die Stufen hoch und ins Haus geleitete.
    Sie fühlte sich, als würde sie zum Galgen geführt. Ihr Nervenkostüm spielte verrückt vor lauter Angst und Anspannung. Reg dich ab, versuchte sie sich zu beruhigen. Was kann schon groß passieren? Sie unterdrückte ein Aufstöhnen, als Adrian eine Tür öffnete, hinter der ein Schlafzimmer zum Vorschein kam.
    Als sie unschlüssig auf der Schwelle stehen blieb, schob er sie sanft in das Zimmer. Die Tür schwang leise hinter ihr zu, worauf Clarissa sich umdrehte – und große Augen machte. Ihr Mann war nicht mitgekommen. Eine Welle der Erleichterung wusch über sie hinweg. Sie atmete hörbar auf.
    »Da sind Sie ja endlich!«
    Clarissa fuhr zusammen, als sie Joans fröhliche Stimme hörte, und wirbelte herum. Sie gewahrte ihre Zofe als schemenhafte Silhouette, die ihr mit energischen Schritten entgegenlief. Clarissa hätte zu gern gewusst, weshalb sie so fröhlich war, sie getraute sich jedoch nicht zu fragen.
    »Und, war Ihre Hochzeit schön? Wie war der Ball? Haben Sie viel getanzt? Das Hochzeitsmenü war doch bestimmt köstlich, oder? Die Köchin und ihre Gehilfen haben sich mächtig abgerackert, damit das Essen ein voller Erfolg wird«, plapperte Joan, während sie anfing, Clarissas Brautkleid aufzuschnüren.
    Clarissa antwortete ihr mechanisch – was sie im Einzelnen erzählte, hätte sie später nicht mehr zu sagen vermocht. Ihr schwirrte der Kopf, und ihre Panik wuchs mit jedem Kleidungsstück, das Joan ihr auszog, denn sie fühlte sich zunehmend ausgeliefert.
    Viel zu schnell war sie splitternackt und frisch gebadet. Joan streifte ihr ein zartes Negligé aus feinster Spitze über und brachte sie ins Bett.
    »So, das hätten wir. Sie sehen hinreißend aus«, versicherte Joan in schwärmerischem Ton. Clarissa kümmerte es indes nicht die Bohne, ob sie hinreißend aussah, sie hatte andere Sorgen. Schon wünschte die Zofe ihr eine gute Nacht und verließ den Raum.
    Clarissa blieb wie festgefroren mitten im Bett liegen, ihr Blick tastete sich müde durch das schattenhafte Dunkel des Zimmers. Sie gewahrte die brennende Kerze auf dem Nachtschränkchen, viel mehr konnte sie nicht erkennen. Nach einigem Zögern griff sie nach dem Beutelchen, das sie vorhin, als Joan sie entkleidete, abgelegt hatte. Die Zofe hatte es auf die Nachttischplatte gelegt, und Clarissa nahm die Brille heraus und setzte sie auf. Dann sah sie sich neugierig im Zimmer um, in ihrem neuen Schlafzimmer.
    Sie hatte es gestern schon gesehen, als Adrian sie durchs Haus geführt hatte, aber das war bei Tag gewesen. Da fand Clarissa es sehr schön, geschmackvolle Rottöne kombiniert mit goldenen Akzenten. Bei Kerzenschein sah es völlig anders aus. Dunkel und bedrückend, fand sie, denn das Rot, das bei Tageslicht fröhlich gewirkt hatte, sah jetzt aus wie frisches Blut.
    Seufzend lehnte sie sich gegen die Kissen und ließ den Blick über das Bett selbst schweifen. Es war riesig, viel größer als ihr Bett zu Hause. In Vaters Haus, korrigierte sie sich erneut. Sie war jetzt eine verheiratete Frau mit einem eigenen Haus und Personal und einem Ehemann. Bei dem Gedanken an Letzteren schluckte sie betreten, nahm die Brille von der Nase und versteckte sie in dem Beutelchen. Dann sank sie zurück aufs Bett und erwog die Möglichkeit, sich schlafend zu stellen. Vielleicht verschob Adrian ihre Hochzeitsnacht dann auf morgen?
    Nein, das war keine Lösung, sann sie. Außerdem müsste sie dann morgen den ganzen Tag zittern und bibbern, bis sie es endlich hinter sich gebracht hätte. Immerhin hatte sie eines in ihrem jungen Leben gelernt, nämlich dass man Unangenehmes nicht aufschob, sondern besser möglichst schnell erledigte. Außerdem war es gut zu wissen, was sie demnächst Nacht für Nacht erdulden musste – falls sie es jede Nacht erdulden musste. Wie oft vollzogen Ehemänner eigentlich diese Bohraktion? Wenn sie keine Schmerzen dabei hatten, sondern lauter selige Wonnen empfanden wie sie selbst neulich Nacht, dann stand ernsthaft zu befürchten, dass Adrian des Öfteren bei ihr bohren kam.
    Clarissas Miene verdunkelte sich bei der Vorstellung: sein Knüppel in ihrem

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