Liebe auf den zweiten Klick
Kofferraum«, schluchzte sie. Natürlich. Lincoln konnte sie nicht mehr ansehen; was, wenn sie ihn erkennen würde? Vielleicht war sie es ja gar nicht. Wie viele Jennifers gab es wohl unter den Korrektoren? Er lieà das Auto wieder herunter, öffnete den Kofferraum, hievte den Reifen heraus und bockte den Wagen wieder auf. Er war ziemlich sicher, dass sie immer noch weinte, aber er wusste nicht, wie er sie trösten sollte. »In der Tüte hab ich ein paar Fritten, wenn Sie möchten«, bot er an. Kaum waren die Worte heraus, wurde ihm auch schon klar, dass dieses Angebot ihn vermutlich wie einen Freak klingen lieÃ. Aber sie schien jetzt wenigstens keine Angst mehr vor ihm zu haben. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, aà sie gerade seine Fritten.
Er brauchte ungefähr fünfzehn Minuten, um den Reifen zu wechseln. Jennifer ( Jennifer? ) hatte keinen richtigen Ersatzreifen, nur eins von diesen provisorischen Dingern, mit denen neue Autos ausgestattet sind. Sie bedankte sich bei ihm und gab ihm den Rest seines Abendessens zurück.
»Das ist nicht viel mehr als ein Schwimmreifen«, erklärte er. »Das sollten Sie so schnell wie möglich in Ordnung bringen lassen.«
»Okay.« Sie nickte. »Werd ich machen.« Sie schien gar nicht zuzuhören. Er hatte das Gefühl, sie wollte einfach nur, dass er endlich verschwand. Und er wollte auch nichts wie weg. Er wartete, bis sie ins Auto gestiegen war und den Motor angelassen hatte, bevor er ging. Aber als er sich umsah, hatte sich das Auto immer noch nicht von der Stelle gerührt. Er blieb stehen.
Er fragte sich, warum Jennifer â wenn es denn Jennifer war, die Jennifer â weinte, was passiert war. Vielleicht hatte sie sich mit Mitch gestritten. Vielleicht hatte sie einen Streit mit Mitch angefangen. Aber dafür gab es in ihrer E -Mail keine Anzeichen. Vielleicht â¦
Oh.
Oh .
Wann hatte sie es denn zum letzten Mal erwähnt ⦠Warum war ihm das nicht aufgefallen ⦠Er hätte selbst darauf kommen müssen, als plötzlich keine E -Mails mehr kamen, und auch durch die Art und Weise, wie sie miteinander redeten, und das, was sie nicht sagten.
Das Baby. Das hätte er merken müssen.
Er war so ein Egoist . Es war ihm nur darum gegangen, sich selbst in ihren Unterhaltungen zu entdecken. Nicht, dass es irgendetwas geändert hätte, wenn es ihm tatsächlich aufgefallen wäre  ⦠Er konnte ja schlecht sagen, dass es ihm leidtat, oder ihr eine Postkarte schicken oder so â¦
Lincoln ging zurück und klopfte ans Autofenster. Das war völlig beschlagen. Sie wischte ein Stückchen frei, erkannte ihn und kurbelte das Fenster herunter.
»Sind Sie sicher, dass bei Ihnen alles okay ist?«, hakte er noch einmal nach.
»Es geht mir gut.«
»Ich hab wirklich das Gefühl, ich sollte lieber Ihren Mann anrufen.«
»Der ist nicht zu Hause«, entgegnete sie.
»Dann vielleicht eine Freundin oder Ihre Mutter oder so.«
»Mir gehtâs gut, wirklich.«
Er konnte sie doch nicht allein lassen. Vor allem jetzt, wo er wusste, oder zumindest zu wissen glaubte, was mit ihr nicht stimmte. »Wenn jemand, der mir wichtig ist, weinend in einem Parkhaus hocken würde«, erklärte er und wünschte, er könnte ihr verraten, dass sie ihm ja tatsächlich wichtig war, »und auch noch zu so später Stunde, dann würde ich schon wollen, dass man mich anruft.«
»Hören Sie, Sie haben recht. Mir gehtâs nicht gut, aber das kommt schon wieder in Ordnung. Und ich fahre jetzt auch. Versprochen.«
Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass sie eigentlich gar nicht fahren sollte. Auf den StraÃen herrschte ein heilloses Durcheinander, sie war völlig durcheinander ⦠Aber er konnte ihr schlieÃlich keine Vorschriften machen. Und er konnte auch nichts sagen, um sie zu trösten. Er reichte ihr seine McDonaldâs-Tüte. »Okay. Aber fahren Sie bitte wirklich bald nach Hause.«
Dann fuhr sie los. Lincoln sah ihr zu, wie sie das Parkhaus verlieà und auf die SchnellstraÃe einbog. Als sie schlieÃlich nicht mehr zu sehen war, rannte er los, zum Courier -Gebäude. Er war so durchnässt und durchgefroren, dass er an seinem Schreibtisch die matschverschmierten Schuhe auszog und versuchte herauszufinden, welche der Lüftungsspalten unter der Decke die meiste Wärme ausstrahlte, um sich darunterzustellen.
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