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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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leid, dass ich dich angelogen und nichts von der Wohnung erzählt habe. Aber ich bin nicht mit Sam zusammen. Ich bin mit niemandem zusammen. Ich wünschte, ich wäre mit jemandem zusammen. Immerhin bin ich fast neunundzwanzig. Und du solltest dir das auch für mich wünschen.«
    Sie schnaubte.
    Â»Ich möchte dir die Wohnung zeigen«, erklärte er.
    Â»Die brauche ich nicht zu sehen.«
    Â»Ich möchte es aber. Ich möchte sie dir zeigen.«
    Â»Lass uns darüber reden, wenn du was gegessen hast.«
    Â»Mom, ich hab dir doch gesagt, dass ich keinen Hunger habe …« Er zog sie am Arm zu sich, weg vom Herd. » Bitte . Komm mit!«
    Lincolns Mutter stieg nur widerwillig zu ihm ins Auto. Sie hasste es, auf dem Beifahrersitz mitzufahren, dabei wurde ihr immer schlecht, sagte sie. (Eve hingegen meinte, ihr würde schlecht, wenn sie auch nur für dreißig Sekunden jemand anderem die Kontrolle überlassen musste.) Sie war still, während er seine neue Nachbarschaft ansteuerte, die nur ein paar Meilen entfernt war, und vor dem Wohnhaus parkte.
    Â»Das ist es«, erklärte er.
    Â»Was soll ich denn jetzt dazu sagen?«, fragte sie.
    Â»Du sollst gar nichts sagen. Ich möchte nur, dass du es dir ansiehst.«
    Er stieg aus dem Auto, bevor sie protestieren konnte. Sie folgte ihm unwillig, blieb vor dem Auto, auf dem Bürgersteig und an der Treppe zunächst einmal stehen. Er hingegen ging weiter, und so folgte sie ihm schließlich. Ins Haus, schweigend die Treppe hinauf, über die Türschwelle. »Willkommen!«, sagte Lincoln und hielt ihr die Tür auf. Seine Mutter machte ein paar Schritte in die Wohnung – sah sich um, sah nach oben – und ging dann noch ein paar weitere Schritte zu den Fenstern. Die Sonne fiel ins Wohnzimmer. Sie streckte die geöffnete Hand ins Licht.
    Â»Ich zeige dir die Küche«, verkündete Lincoln einen Augenblick später, nachdem er die Tür geschlossen hatte. »Na ja, das, was eben da ist. Man kann eigentlich schon alles von hier aus sehen. Und hier ist das Schlafzimmer.« Seine Mutter folgte ihm in den nächsten Raum und betrachtete seine neue Matratze. »Und das Badezimmer haben wir gleich hier. Das ist ziemlich klein.« Sie trat im Schlafzimmer ans Fenster, sah nach draußen und setzte sich dann auf die Bank davor.
    Â»Die ist doch super, nicht?«, fragte er.
    Sie sah zu ihm hoch und nickte. »Das ist eine schöne Wohnung. Ich wusste gar nicht, dass man hier noch so was finden kann.«
    Â»Ich auch nicht«, stimmte er zu.
    Â»Die Decken sind so hoch«, murmelte sie.
    Â»Sogar im dritten Stock.«
    Â»Und die Fenster … hier hat vorher also Doris gewohnt?«
    Er nickte.
    Â»Zu dir passt die Wohnung besser.«
    Er wollte lächeln und Erleichterung verspüren, aber sie hatte irgendetwas an sich – ihre Stimme, die Art, wie sie dasaß –, was ihn davon abhielt.
    Â»Ich verstehe bloß nicht«, sagte sie und lehnte sich zurück, gegen die Scheibe, »warum.«
    Â»Warum?«
    Â»Es ist nett hier«, räumte sie ein. »Die Wohnung ist schön. Aber ich verstehe nicht, warum du überhaupt ausziehen willst , wenn du es doch gar nicht musst. Wenn da wirklich kein Mädchen mit im Spiel ist. Warum willst du denn allein sein?«
    Er wusste nicht, wie er darauf antworten sollte.
    Â»Solange du noch zu Hause wohnst, kannst du dein Geld für andere Sachen sparen«, sagte sie. »Du hast doch genug Platz, du kannst tun und lassen, was du willst, ich bin da, wenn du mich brauchst … Warum?
    Und erzähl mir jetzt bitte nicht«, fuhr sie fort und sprach immer hastiger, »dass man das eben so macht. Denn … denn wen interessiert schon, was andere Leute so machen? Und außerdem stimmt das auch gar nicht. Das ist eine relativ neue Entwicklung. Eine Entwicklung in der westlichen Gesellschaft. Die Familie in kleine Teilchen aufzuspalten.
    Was wäre denn gewesen, wenn du nirgendwo hättest hingehen können, als du aus Kalifornien zurückkamst? Was wäre gewesen, wenn ich zu dir dasselbe gesagt hätte, was mir meine Mutter eröffnet hat, als ich Eves Vater verlassen habe? ›Du bist jetzt auf dich allein gestellt‹, lauteten ihre Worte. ›Du bist eine erwachsene Frau.‹ Ich war zwanzig Jahre alt. Und allein. Und bin von einer Wohnung zur nächsten getingelt, habe auf Sofas geschlafen.

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