Liebe auf den zweiten Klick
Mit diesem winzigen Baby. Eve war noch so klein ⦠Sie hat immer hier geschlafen«, seine Mutter legte sich die Hand auf die Brust, genau unterhalb des Halses, »weil ich Angst hatte, ich würde sie fallen lassen oder sie zwischen den Kissen verlieren â¦
Du wirst dich nie so durchschlagen müssen, Lincoln. Du musst niemals allein sein. Warum solltest du das dann wollen ?«
Er lehnte sich an die Schlafzimmerwand und rutschte nach unten, bis er auf dem gusseisernen Heizkörper saÃ. »Ich will doch nur â¦Â«, begann er.
»Nur was?«
»Ich muss mein eigenes Leben leben.«
»Lebst du denn jetzt etwa nicht dein eigenes Leben?«, fragte sie. »Ich mache dir doch nun wirklich keine Vorschriften.«
»Nein, ich weiÃ, es ist nur â¦Â«
»Nur was?«
»Es fühlt sich nicht so an , als würde ich mein eigenes Leben führen.«
»Was?«
»Solange ich noch zu Hause wohne, fühlt es sich eher so an, als würde ich immer noch in deinem Leben leben. Als wäre ich immer noch ein Kind.«
»Das ist doch albern«, urteilte sie.
»Vielleicht«, gab er zu.
»Dein eigenes Leben geht in dem Moment los, in dem du geboren wirst. Sogar noch davor.«
»Wenn ich bei dir wohne, kommt es mir eben einfach so vor, als würde ich nicht ⦠als wäre ich nicht ⦠Das ist wie bei George Jefferson.«
»Der aus der Fernsehserie?«
»Genau. Solange der noch bei All in the Family mitgespielt hat, war er einfach jemand, der Archie Bunkers Geschichten interessanter machte. Er hatte aber nichts Eigenes. Er hatte keine Storys oder Nebendarsteller. Ich weià nicht einmal, ob man überhaupt je seine Wohnung zu sehen bekommt. Aber als er seine eigene Show bekam, hatte George auch sein eigenes Wohnzimmer und eine Küche ⦠und ein Schlafzimmer, denke ich. Er hatte ja sogar seinen eigenen Aufzug. Räume, in denen er sein durfte, in denen seine Geschichten passierten. Wie in dieser Wohnung hier. Die ist einfach etwas, was mir gehört.«
Sie sah ihn misstrauisch an. »Ich weià nicht«, murmelte sie. »Ich hab mir The Jeffersons nie angeguckt.«
»Und was ist mit Rhoda ?«, fragte Lincoln.
Sie runzelte die Stirn. »Du meinst damit also, dass du jetzt der Star der Show sein willst. HeiÃt das, ich sollte langsam mal abtreten?«
»Mein Gott, nein«, sagte er. »Die haben ja All in the Family auch nicht abgesetzt, nur weil The Jeffersons lief.«
»Jetzt hör mal damit auf, übers Fernsehen zu reden. Lass es mit den Vergleichen gut sein.«
»Okay.« Er nickte und versuchte, klar und vernünftig zu denken. »Ich möchte mein eigenes Leben leben. Und ich möchte, dass du dein Leben lebst. Getrennt von meinem.«
»Aber du bist doch mein Leben!« Jetzt konnte sie die Tränen der Enttäuschung nicht mehr zurückhalten. »Du bist mein Leben seit dem Tag, an dem du geboren wurdest. Du bist ein Teil von mir, du und Eve, ihr seid der wichtigste Teil von mir. Wie soll ich mich denn davon trennen?«
Lincoln antwortete nicht. Seine Mutter ging an ihm vorbei aus dem Zimmer. Er lieà sich weiter nach unten sinken, bis auf den FuÃboden, und schlug die Hände vors Gesicht.
So verharrte er etwa zwanzig Minuten, bis er irgendwann feststellte, wie anstrengend es war, so dazusitzen, bis die Müdigkeit stärker wurde als Wut und Schuldgefühle.
Seine Mutter saà im Wohnzimmer auf dem FuÃboden und schaute zum Kronleuchter hoch. »Du kannst die Couch aus dem Wintergarten mitnehmen«, bot sie an, als er hereinkam, »die braune. Der Raum ist sowieso völlig überladen. Die würde hier gut reinpassen. In diesem Licht würde die Farbe fast wie Lila aussehen.«
Er nickte.
»Und wir besorgen dir im Secondhandladen richtig schönes Geschirr. Du solltest kein Plastik mehr kaufen. WeiÃt du, das hinterlässt nämlich Spuren im Essen«, erklärte sie, »und simuliert Ãstrogen. Das nistet sich dann in deinen Fettzellen ein und erzeugt Brustkreb⦠wozu das bei Männern führt, weià ich allerdings nicht. Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass du noch Geschirr brauchst. Kürzlich habe ich welches bei Goodwill gesehen, komplett mit Butterschale und Sauciere und so. Weià mit kleinen blauen Gänseblümchen. Nicht sehr männlich, aber trotzdem â¦Â«
»Ich bin nicht wählerisch«,
Weitere Kostenlose Bücher