Liebe auf den zweiten Klick
wahrscheinlich dieselben Storys immer und immer wieder lesen, um sicherzugehen, dass irgendein idiotischer Reporter nicht »das« statt »dass« schreibt. Oder »welche« aus »die« machen. Mich mit irgendjemandem über Zeitenfolgen herumstreiten.
Von Beth an Jennifer: Was ist denn bitte Zeitenfolge?
Von Jennifer an Beth: Geheime Parole der Herausgeber, top secret .
Von Beth an Jennifer: Ich wusste gar nicht, dass wir so was haben.
Von Jennifer an Beth: Machst du Witze? Alles, was wir Korrektoren so treiben, ist ohnehin streng geheim â weil sich sonst keiner darum schert.
Von Beth an Jennifer: Und darf man fragen, warum du Ablenkung brauchst? Sitzt du mal wieder an der Korrektur der Sportseiten?
Von Jennifer an Beth: Nein, es geht nicht um die Arbeit.
In den letzten Tagen hatte ich so komische Krämpfe. Es sind nicht einmal richtige Krämpfe â eher ein ordentliches Ziehen. Ich hab unsere Hebamme angerufen und es ihr beschrieben, und sie war sich ziemlich sicher, dass das nichts Schlimmes ist. Sie hat mir erklärt, dass sich die Gebärmutter gegen Ende des dritten Monats auf die neuen Umstände einstellen muss und dass es ganz normal ist, wenn man das spürt. »Das ist Ihre erste Schwangerschaft«, meinte sie. »Die fühlt sich auf jeden Fall eigenartig an.« Sie hat auch gesagt, dass ich mich vielleicht besser fühlen werde, wenn ich mit dem Baby rede.
Von Beth an Jennifer: Was sollst du denn sagen? Sollst du laut mit ihm reden? Oder war das eher auf astraler Ebene gemeint?
Von Jennifer an Beth: Ich soll laut mit ihm reden. »Entspannen Sie sich«, hat sie mir geraten. »Legen Sie ruhige Musik auf. Zünden Sie ein paar Kerzen an. Stellen Sie sich auf das neue Leben in Ihrem Bauch ein.« Ich soll dem Baby sagen, dass es willkommen ist, dass wir es lieben und es sich jetzt über nichts Sorgen machen muss, auÃer darüber, groà und stark zu werden.
Ich habâs ein paarmal versucht, wenn ich allein im Auto war. Aber ich hab es nie über den Small Talk hinaus geschafft. Ich komme mir vor, als würde ich in die Privatsphäre des Babys eindringen oder als würde es sich auf einmal fragen, warum ich nach zwei Monaten respektvollen Schweigens auf einmal beschlossen habe, dass wir persönlich Kontakt aufnehmen sollten.
AuÃerdem wollte ich auch nicht durchblicken lassen, dass eventuell irgendwas nicht stimmen könnte. Also hab ich versucht, die ganze Sache so locker wie möglich rüberzubringen. »Ich hoffe, du hast es da drin bequem, und ich hoffe, du kriegst genug Eisen. Tut mir leid, dass ich aufgehört habe, diese teuren Vitamintabletten zu nehmen, aber davon musste ich mich immer übergeben.« Meistens fange ich dann irgendwann an zu weinen und hoffe nur noch, dass das Baby in Wirklichkeit gar nicht zuhört.
Von Beth an Jennifer: Irgendwie finde ich die Idee gut, dass du mit dem Baby sprichst. Selbst wenn es dich nicht versteht. Immerhin trägst du ja was Lebendiges in dir. Da finde ich es schon angebracht, ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis zu pflegen.
Vielleicht sollte ich anfangen, mit meinen Eierstöcken zu reden. Sie ein bisschen anfeuern. Wie William Wallace bei seiner Rede in Braveheart .
Von Jennifer an Beth: Ich denke, wenn es erst mal Ohren hat, komme ich mir vielleicht weniger albern vor.
Von Beth an Jennifer: Wann wachsen denn die Ohren?
Von Jennifer an Beth: Keine Ahnung. Ich könnte ja Mitch fragen, aber ich will nicht, dass er von alldem was mitkriegt.
Ich komme mir vor, als hätte ich schon die ganze Zeit gewusst, dass in dieser Schwangerschaft irgendwann etwas schiefgehen muss. Das lief bisher alles viel zu glatt.
Von Beth an Jennifer: Nichts muss schiefgehen. Nichts muss schiefgehen, Punkt und aus. Und die Chancen stehen viel besser, dass alles gut gehen wird.
Von Beth an Jennifer: Du hast leicht reden. Die Hebamme hat leicht reden. Für alle anderen ist es ja so einfach zu sagen: »Mach dir keine Sorgen. Das wird schon alles gut gehen.« Warum sollten sie es auch nicht sagen? Das kostet ja nichts. Es bedeutet auch nichts. Es wird ihnen ja niemand Vorwürfe machen, wenn es nicht stimmt.
Von Beth an Jennifer: Wenn deine Hebamme sagt, dass alles gut gehen wird, dann sagt sie das, weil sie ihr ganzes Leben mit schwangeren Frauen gearbeitet hat. Sie spricht aus Erfahrung.
Und ich sage es, weil ich ihr vertraue und weil ich glaube, dass es nicht gut für
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