Liebe auf den zweiten Kuss
längst Vergangenheit war, wenn die Leidenschaft sich abgekühlt hatte, wenn er müde war und sie sich wegen der Arbeit stritten und er es bereute, aufgegeben zu haben, was er aufgegeben hatte, dass er dann immer noch sein Versprechen ehren würde, dass er ihm treu bleiben würde, obwohl er es gar nicht mehr wollte, dass er den Preis für die Abmachung bezahlen würde, die er heute Nacht getroffen hatte.
Das war eine ganze Menge, um sich auf Vertrauensbasis zu verpflichten.
»Wirst du mich heiraten?«, fragte Gabe.
»Vielleicht«, erwiderte sie.
»Das war nicht die Antwort, die ich mir erhofft hatte«, sagte er. »Aber immerhin ein Anfang.« Sie kuschelte sich in seine Arme, einen Arm über seiner Brust gelegt, und als sie einschlief, fühlte sie sich sicher und geborgen.
21
Am nächsten Morgen um acht traf Nell den Feuerwehrbeamten und berichtete ihm alles, was sie wusste.
»Es scheint fast so, als ob jemand unbedingt ihre Porzellanvitrine in Brand setzen wollte«, sagte er.
»Er hat jede Menge Papier in das unterste Regal gestopft und es dann angezündet. Was ich einfach nicht begreife, ist, weswegen jemand einen Haufen Geschirr verbrennen möchte.«
»Es ist ein Symbol«, sagte Nell. »Es ist etwas Persönliches. Ich weiß nicht, wer es getan hat, aber ganz bestimmt war es jemand, der genau wusste, wie sehr ich dieses Porzellan liebte.«
»Nicht weit entfernt von Ihrem Appartement hat die Polizei einen mutwillig zerstörten Wagen gefunden, auf dessen Rücksitz Kerosinkanister lagen. Es sieht ganz so aus, als ob ihn eine Person gestohlen und eine andere anschließend die Reifen aufgeschlitzt hat, während sich die erste Person bei Ihnen in der Wohnung aufhielt. Der Wagen gehört einem gewissen Jack Dysart. Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Aber ja«, erwiderte Nell und erläuterte ihm die Situation. Nachdem er gegangen war, ging sie wieder nach oben und dachte über Jack nach und darüber, wie sehr er sie hasste. Würde er aus Rache ihre Wohnung in Brand setzen, und das genau am selben Tag, als er sie zu küssen versucht hatte? Und dann sein Auto mit Kerosinkanistern herumstehen lassen? Das war nicht sehr wahrscheinlich.
Budge jedoch wäre zu so etwas fähig. Margies wegen hasste er sie tief genug. Aber würde er die Tat auf Jack abwälzen wollen?
Allein die Vorstellung war so lächerlich – man konnte vieles von Budge behaupten, aber hinterhältig war er nicht -, dass ihr klar wurde, wie übermüdet sie war. Sie zog Lus Trainingshosen aus und krabbelte wieder zurück in Gabes Bett. Marlene machte es sich neben ihr bequem. Sie würde Tim anrufen und sagen müssen: »Erinnerst du dich an die Hausratversicherung, die ich durch dich abgeschlossen habe? Jetzt heißt es Kosten erstatten.« Nell legte sich zurück und versuchte sich Tims Gesicht vorzustellen, während er die Auflistung von Marlenes Garderobe durchging: ein Engelskostüm für Dackel, ein Cashmerepullover mit Herz für Dackel, ein Trenchcoat für Dackel... und das Zeug war nicht billig gewesen.
Sie hörte, wie Gabe die Wohnung betrat und vergaß Marlenes Trenchcoat.
»Nell?«, rief er.
»Hier oben«, rief sie zurück, während ihr Puls zu rasen begann.
»Müde?«, erkundigte er sich mitfühlend.
»Eigentlich nicht.«
»Auf der Treppe bin ich Suze begegnet und habe ihr gesagt, dass du hier einziehen wirst«, sagte er. »Eigentlich bist du ja schon eingezogen, weil nun nichts mehr zum Umziehen übrig ist.«
Nell nickte. »Ich habe noch nicht einmal nachgefragt, aber wo hat Suze die letzte Nacht verbracht?«
»In Rileys Bett«, erwiderte Gabe. »Er schlief auf dem Sofa. Frag mich jetzt nicht, was die beiden anstellen, ich weiß es nicht. Und es ist mir auch gleichgültig, solange du hier bei mir bist.«
Dass er sich so sicher war, beschwingte sie. Es war wie mit einer Stimmgabel: Wenn der richtige Ton von der richtigen Person ausging, vibrierte es in einem drin.
Sie lächelte ihn an. »Weißt du eigentlich, wie lange es her ist, seit ich mit irgendjemandem Sex gehabt habe?«
»Auf die Sekunde«, erwiderte er und kam auf sie zu.
»Ich glaube, mir wird es schon bald viel besser gehen«, meinte sie, und dann krabbelte er zu ihr ins Bett und legte seine Arme um sie, und es ging ihr bereits viel besser.
Als sie aufwachte, war Gabe verschwunden und Suze schüttelte sie. »Nun komm schon, Dornröschen. Es ist vier Uhr. Margie ist heute nicht zur Arbeit im Café erschienen, und sie klang irgendwie komisch, als ich sie anrief. Ich glaube,
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