Liebe auf den zweiten Kuss
Budge setzt sie zu stark unter Druck. Ich habe mit der Arbeit früher Schluss gemacht, damit wir sie dort herausholen können. Wir müssen ohnehin zu ihr fahren, um unsere alten Kleider abzuholen.«
»Was sagst du?« Nell setzte sich auf, gähnte und blinzelte Suze an, die in einem riesigen grauen T-Shirt mit dem Aufdruck »FBI« in großen schwarzen Buchstaben fast versank. Ihre schwarzen Trainingshosen schlugen um ihre Fesseln Falten. »Wie süß.«
»Einer von vielen Gründen, weswegen wir jetzt zu Margie fahren«, sagte Suze.
»Also gut.« Nell stand auf. »Sie klang merkwürdig, als du sie angerufen hast?«
»Sehr«, bekräftigte Suze.
»Dann sollten wir uns beeilen«, sagte Nell.
»Die Kartons mit eurer Kleidung stehen alle im Keller«, sagte Margie, nachdem sie dem Bericht über das Feuer entsetzt gelauscht und den Verlust von Nells Porzellan beweint hatte, alles innerhalb von fünf Minuten.
»Gut«, stimmte Nell vorsichtig zu. »Weißt du, Margie, du könntest mit uns zusammen ins Village zurückkehren. Das wäre fast so etwas wie eine Übernachtungsparty.«
»Nein, unmöglich. Ich verkaufe gerade mein ›Desert Rose‹-Porzellan über eBay. Wenn ich alles innerhalb dieser Woche verkaufe, brauche ich Stewarts Lebensversicherung nicht, um die ›Fiesta‹-Keramik zu bezahlen. Ist das nicht eine gute Idee?« Auf Margies Wangen zeichneten sich zwei leuchtend rote Kreise ab, ihre Augen glänzten und ihr Milchglas war randvoll.
»Wunderbar«, bestätigte Suze und warf Nell einen viel sagenden Blick zu.
»Und ihr könnt mir helfen!«
»In Ordnung«, sagte Nell. »Was brauchst du denn?«
»Ihr könnt mir die restlichen Sachen aus dem Keller hochbringen«, sagte Margie. »Alles Geschirr von hier oben habe ich bereits eingegeben, aber dann bin ich zu müde geworden vom ständigen Treppenhoch und Treppenrunter.« Sie hielt inne und lächelte sie an. »Und mir ist schwindlig geworden.«
»Meide du lieber die Treppen, Margie«, sagte Suze, dann ging sie mit Nell in den Keller. »Wir müssen irgendetwas mit ihr unternehmen«, sagte sie, als sie unten angekommen waren. »Seit wir sie gestern zurückgelassen haben, hat sie nicht aufgehört zu trinken. Es ist dieser verdammte Budge, der sie wegen der Versicherungssumme unter Druck setzt und nicht will, dass sie von hier auszieht. Sie muss hier herauskommen und wieder von vorne anfangen. Ohne ihn.«
»Für den Augenblick aber holen wir nur unsere Kleidung und schleppen ihr das Porzellan nach oben.«
Nell zog an der Lichtschnur, und Margies Keller wurde hell erleuchtet: ein altes Fahrrad, ein schiefer Weihnachtsbaum aus Plastik, eine Gefriertruhe, auf der ihre Kleiderkartons gestapelt standen, daneben eine hässliche Golftrophäe und Regale von der Decke bis zum Boden, gefüllt mit unzähligen Kartons, die die Aufschrift »Wüstenrose« trugen. Es war die traurige Bilanz von Margies Leben: die Tiefkühltruhe ihres Ex-Ehemannes, die Kleider ihrer Schwägerinnen und ihre Lagerhalle für den Fall einer Keramikverknappung.
Mein Keller hat früher auch so ausgesehen, voller Porzellan und Dingen anderer Leute , dachte Nell. Jetzt freilich hatte sie keinen Keller mehr. Und kein Porzellan. »Wie viel von diesem Zeug besitzt sie eigentlich?«, fragte Suze entsetzt.
»Mehr als Gott erlaubt.« Nell blinzelte die Kartons an, die die Regale an der Wand füllten. Einer war beschriftet mit »Frühstücksgedecke«, ein anderer mit »Kuchenteller«, ein weiterer mit »Krug« und wieder ein anderer mit »Tassen«. Alles in allem mussten es ungefähr zwanzig Kartons sein, und alle trugen die Aufschrift »Franciscan Desert Rose« in Margies kleiner Schrift.
»Habt ihr die Kartons gefunden?«, rief Margie von oben.
Nell betrachtete die Wand voller Keramik. »Ja.«
Eine Stunde später hatten sie ihre Kleidung in Suzes Käfer verstaut und den Großteil des Geschirrs nach oben getragen. Margie war jetzt viel ruhiger, tippte die Beschreibungen ein und sandte sie an die Internetauktion.
»Es ist wie Therapie«, sagte Suze, als sie die letzten Kartons holen gingen.
»Es erfordert kein Nachdenken«, sagte Nell. »Wenn wir sie noch etwas länger am Computer lassen, können wir sie vielleicht hier ohne Widerstand herausbekommen, und dann wird sie sich schon wieder fangen.« Sie sah sich in dem jetzt fast leeren Keller um und fügte hinzu: »Wir müssen sie hier herausbekommen.«
Suze nahm einen Karton und las die Beschriftung. »Einen ganzen Karton voller Tassen?« Sie stellte ihn
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