Liebe auf den zweiten Kuss
ich jedenfalls.«
Wieder schepperte die Tür. »Hallo, Sorgenkind.« Riley kam herein und versetzte Lu mit einem Aktenordner einen Klaps auf den Kopf. »Mach deinen Vater nicht verrückt, sonst lässt er das wieder an mir aus.«
»Das geschieht nur zu deinem Besten«, bemerkte Lu kritisch. »Dir fällt ohnehin alles in den Schoß.«
Riley umrundete sie und legte den Aktenordner auf Nells Schreibtisch. »Was immer Sie sich erträumt haben, hier ist es«, wandte er sich an sie. »Der letzte Teil einer Recherche. Jetzt können Sie mit dem Tippen loslegen.« Er blickte wieder zu Lu. »Würde es dich wirklich umbringen, ein paar Monate aufs College zu gehen und deinen Vater damit glücklich zu machen?«
»Es ist nicht mein Lebensziel, meinen Vater glücklich zu machen«, bemerkte Lu flapsig. »Ich muss meinem eigenen Glück folgen.« Dann kehrte sie auf die Erde zurück. »Sag, dass du mich liebst.«
»Ich liebe dich«, bestätigte Riley. »Und jetzt raus mit dir. Hier wird gearbeitet.«
»Wenn Sie den Leuten schon sagen müssen, dass hier gearbeitet wird, ist das nicht sehr beeindruckend«, gab Nell zu bedenken.
Riley grinste sie an. »Für eine Untergebene ganz schön vorlaut.«
Nell lächelte zurück, dann wurde sie sich Lus Gesichtsausdruck bewusst. »Wow«, meinte Lu.
»Und auf Wiedersehen. Habe ich dich nicht gerade hier rausgeschmissen?«, erinnerte sie Riley.
»Ausgerechnet jetzt, wo’s interessant wird«, grummelte Lu und verließ die Detektei, wobei sie mit Mühe die widerspenstige Tür zuzog.
»Was für ein erstaunliches Kind«, bemerkte Nell.
»Sie haben ja keine Ahnung. Sie hat Gabe und Chloe schon als Baby um die Finger gewickelt. Ihr Mann wird es später nicht leicht haben.« Riley warf einen Blick auf das Badezimmer. »Ich kann kaum glauben, dass Sie immer noch damit beschäftigt sind. Machen Sie doch Mittagspause.«
»Noch ein Regal, dann bin ich fertig«, sagte Nell und verschwand wieder im Bad.
Das Badezimmer sah jetzt wesentlich besser aus, aber ein neuer Farbanstrich war trotzdem nötig. Vielleicht könnte sie das erledigen, wenn beide beschäftigt waren, schließlich war sie jetzt fest angestellt. Sie kletterte auf den Toilettenkasten, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, holte die alten Kästen und Fläschchen vom obersten Regal und ließ sie in den Mülleimer fallen. Befriedigt hörte sie, wie sie zerbarsten. Dann griff sie nach der letzten Schachtel.
Sie stand in der hintersten Ecke. Vorsichtig zog sie sie mit den Fingerspitzen hervor, doch schließlich hatte sie sie an der vorderen Regalkante. Es war eine kleine Schachtel, vielleicht zehn mal fünfzehn Zentimeter, in billiges, rötlich gegerbtes Leder gebunden. Sie stieg von der Toilette herunter, um sie im Licht zu betrachten. Als sie den Staub abwischte, konnte sie ein Bild auf dem Deckel erkennen, ein Stich von irgendeinem Fabelwesen oder vielleicht auch dem Teufel. Sie hörte, wie die Eingangstür zuschlug, hörte, wie Riley davon erzählte, die Recherche abgeschlossen zu haben, hörte Gabes Antwort und betrachtete erneut die Schachtel.
Falls sie irgendwelche Unerfreulichkeiten enthalten sollte, würde Gabe ihr dafür die Schuld geben. Sie atmete tief durch und öffnete den Kasten. Aber alles, was sich darin befand, war der Kaufvertrag für ein Auto. Das gelbe Papier hob sich kaum von dem gelben Filz ab, mit dem die Schachtel ausgeschlagen war.
Das kann ihn wohl kaum verärgern, dachte sie und ging hinaus, um ihm die Schachtel zu geben.
»Diese Jack-Dysart-Angelegenheit«, begann Riley, während er Gabe in dessen Büro folgte.
»Es gibt keine Jack-Dysart-Angelegenheit.« Gabe zog sein Jackett aus und setzte sich an den Schreibtisch. »Wir haben richtige Arbeit zu erledigen.« Er wollte gerade fortfahren, als seine neue Sekretärin klopfte und eintrat. In ihrem grauen Kostüm zeichnete sie sich schlank und blass gegen das dunkle Holz der Tür ab.
»Dies habe ich gefunden.« Sie stellte eine kleine rote Schachtel auf seinen Schreibtisch. »Sie stand auf dem obersten Regal im Badezimmer, viel ist nicht drin, nur die Besitzurkunde für ein Auto, aber ich dachte...«
»Eine Urkunde?« Gabe öffnete die Schachtel und zog das Papier hervor. Es bestätigte den Besitzerwechsel eines Porsche 911 Carrera, Baujahr 1977, an Patrick McKenna. Die Übereignung war auf den 27. Mai 1978 datiert und von Trevor Ogilvie unterzeichnet. Gabe musterte das Papier genauer. Trevor hatte den Wagen für einen Dollar an seinen Vater verkauft.
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