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Liebe auf den zweiten Kuss

Liebe auf den zweiten Kuss

Titel: Liebe auf den zweiten Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie
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»Er ist ein Junge. Sie sind beide noch Kinder.«
    Lu schüttelte den Kopf. »Eltern!« Kopfschüttelnd verschwand sie hinter der Tür und winkte zum Abschied.
    »O mein Gott«, hauchte Nell.
    »Was ist denn los?«, fragte Gabe, und Nell schreckte von ihrem Stuhl hoch.
    »Machen Sie so etwas nicht wieder.« Nell klammerte sich an ihren Schreibtisch.
    »Ich wollte mich nur bedanken.« Er blickte sie verständnislos an. »Lu meinte, Sie seien dafür verantwortlich, dass sie es sich mit der Europareise anders überlegt hat.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Nell. »Überhaupt nicht. Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Schon gut«, beschwichtigte sie Gabe. »Was geht hier vor?«
    »Nichts.« Nell wandte sich wieder ihrem Computer zu.
    »Ich tippe lediglich. Machen Sie sich wieder an die Arbeit.«
    »Hören Sie, ich bin Ihnen dankbar dafür, dass Sie Lu die Sache mit Europa ausgeredet haben.«
    »Das habe ich nicht.« Nell wandte ihm demonstrativ den Rücken zu. »Ich nicht. Gehen Sie jetzt, ich muss arbeiten.«
    »Früher oder später werden Sie es mir sagen«, meinte Gabe.
    Nur über die Leiche meines Sohnes, dachte Nell.
    »Okay, in Ordnung, wenn Sie es unbedingt so wollen.«
    Er wandte sich wieder seinem Büro zu. »Übrigens, morgen früh um neun habe ich eine Verabredung mit Robert Howell.«
    »Ist notiert«, bestätigte Nell und öffnete den Terminkalender. Für den Rest des Tages konzentrierte sie sich ganz auf die Arbeit und versuchte, sowohl Jase als auch Helena aus ihren Gedanken zu verbannen. Als sie zu Marlene nach Hause kam, war Nell so durcheinander, dass sie sich den Hund schnappte, sich mit Marlene im Schoß aufs Bettsofa setzte und sie einfach so lange streichelte, bis sie sich wieder etwas wohler fühlte. Sie konnte nicht mehr nachvollziehen, wie Menschen ohne Hund es schafften, den Tag durchzustehen. Schuldbewusst dachte sie an Farnsworth, der jetzt ohne Marlene auskommen musste. Doch dann ermahnte sie sich, nicht so überempfindlich zu reagieren. Er hatte sie eine kleine Hexe genannt, also liebte er sie ganz offensichtlich nicht. Marlene fiepste in Nells Schoß und Nell sagte: »Ja, genau, so einen Tag hatte ich auch. Leckerli?«
    Als Nell etwas später Paprika für ihr Abendessen schnipselte und während der Arbeit bereits die Hälfte verputzte, rief Jase an. »Auf meinem Anrufbeantworter ist eine reichlich merkwürdige Nachricht von dir«, bemerkte er. »Nimmst du Medikamente oder so was?«
    »Nein, aber wenn du Lu McKenna nicht in Ruhe lässt, bleibt mir nichts anderes übrig«, erwiderte Nell. »Das meine ich ernst. Mit ihrem Vater sollte man sich gefälligst nicht anlegen. Der Mann besitzt einen Waffenschein.«
    »Mama«, sagte Jase. »Beruhige dich. Das ist eine Sache zwischen Lu und mir.«
    »Bis ihr Vater dahinter kommt. Dann ist es eine Sache zwischen dir und der Notaufnahme.«
    »Dann verrate ihm einfach nichts.« Jase klang vollkommen ruhig. »Du machst dir einfach zu viele Sorgen.«
    »Ich habe allen Grund, mir Sorgen zu machen«, konterte sie, doch nachdem sie aufgelegt hatte und sich in ihrer fröhlichen Küche umsah, dachte sie: Vielleicht auch nicht. Vielleicht lagen die schlechten Zeiten jetzt hinter ihr. Sie hatte ihre erste Woche an einem neuen Arbeitsplatz überlebt, sie hatte eine neue Wohnung, die Dinge konnten nur besser werden. Vielleicht befand sich sogar Lynnie an einem besseren Ort. Vielleicht hatte sie Trevor Ogilvie erpresst und lebte jetzt in Saus und Braus. Nell empfand keinerlei Bedauern, dass Trevor Ogilvie möglicherweise derjenige war, der von Lynnie ausgenommen wurde. Er war derjenige gewesen, der Margies Mutter zum Selbstmord getrieben hatte. Zur Hölle mit ihm.
    Marlene und sie machten es sich auf dem Bettsofa gemütlich, aßen Salat und Hundekuchen und schmatzten sich freundschaftlich etwas vor. Dann gingen sie nach oben in Suzes Bett, Nell mit Marlenes Chenilledecke über dem Arm. Sie schlüpfte in den blauen Seidenpyjama, den Suze ihr zum Geburtstag geschenkt hatte – »Wo ist eigentlich das gewisse Extra in meinem Leben, Marlene? Das würde ich zu gerne wissen« – stieg ins Bett und las, bis sie beide einnickten.
    Ein paar Stunden später wachte Nell in einem stockdunklen Schlafzimmer auf. Ein sehr merkwürdiges Geräusch kam von irgendwo auf ihrem Bett. Es dauerte einen Augenblick, ehe sie das Geräusch identifizieren konnte. Schlagartig war sie hellwach.
    Marlene knurrte.
    Es war ein seltsames, leises Knurren, ganz so, wie man es von Marlene erwartete:

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