Liebe auf den zweiten Kuss
Interviews er geführt hat. Jack Dysart, verdammt noch mal. Er hat nach etwas gesucht.«
»Und nichts gefunden«, entgegnete Riley. »Ich stimme für Selbstmord.«
»In dieser Sache hätte ich gerne eine zweite Meinung.« Gabe klingelte nach Nell.
»Ich stelle Margie keine weiteren Fragen«, verkündete Nell, kaum dass sie den Raum betreten hatte.
»Kommen Sie her«, sagte Gabe. »Und sehen Sie sich das an.«
Nell trat neben ihn an den Schreibtisch, blickte ihm über die Schulter und wich einen Schritt zurück. »O mein Gott.«
Als sie sich abwandte, ermahnte er sie: »Seien Sie nicht so zimperlich.«
»Dann überraschen Sie mich gefälligst nicht mit so einem Zeug«, gab Nell zurück. »Warnen Sie mich lieber vor.«
»Das ist Helena Ogilvie«, erklärte Gabe geduldig. »So viel habe ich mir schon zusammengereimt. Das Loch in ihrem Kopf hat sie verraten.«
»Sie hat drei Abschiedsbriefe geschrieben, zwei davon in den Papierkorb geworfen, sich in Schale geworfen, ist dann nach unten gegangen, hat etwas Porzellan zertrümmert, sich mit ihrer Tochter unterhalten und ist dann in die Garage gegangen und hat sich erschossen«, zählte Gabe auf. »Was stimmt an dieser Geschichte nicht?«
»Ich würde mich niemals in Jase’ Nähe umbringen«, erwiderte Nell, ohne zu zögern. »So etwas tut man seinen Kindern nicht an.«
»Manche Leute schon«, gab Riley zu bedenken. »Offenbar war sie ziemlich verrückt. Und die Sache mit dem Geschirr?«
»Das mit dem Geschirr verstehe ich«, sagte Nell. »Das war nicht verrückt. Aber sich so herauszuputzen klingt verrückt.«
»Überhaupt nicht«, widersprach Riley. »Selbstmörder sehen gerne gut aus.«
»Ist das alles?«, wandte sich Gabe etwas enttäuscht an Nell. »Sie hätte sich also nicht vor Margies Augen umgebracht? Ist das alles, was Sie dazu zu sagen haben?«
Nell blickte ihn verständlicherweise gereizt an. »Hören Sie, ich kenne diese Frau nicht einmal.« Sie schob die Fotos von sich weg. »Und durch die Fotos werde ich sie auch nicht kennen lernen. Soweit ich weiß, war sie nicht sonderlich intelligent, aber nett. Und sie wurde nicht damit fertig, dass Trevor sie verlassen hatte, was ich gut nachvollziehen kann.«
Sie betrachtete mit so offensichtlichem Entsetzen die Fotos, dass Gabe Gewissensbisse bekam.
»Also gut«, sagte er. »Tut mir Leid. Sie können jetzt gehen.« Er schüttelte an Riley gewandt den Kopf. »Dann hat Trevor den Wagen also meinem Vater nicht gegeben, um damit einen Mord zu vertuschen. Wir haben Grund zu feiern.«
»Ich sehe, wie du vor Freude geradezu ausflippst.« Riley beugte sich vor und nahm eines der Fotos. »Also gut, wenn du so wenig überzeugt bist, lass uns von vorne anfangen. Was an diesem ganzen Schlamassel wirkt irgendwie falsch? Und zwar unabhängig davon, wie verrückt es klingt.«
»Sich im Seidenkostüm in der Garage umzubringen?«, rätselte Gabe. »Die Ölflecke auf dem Garagenboden wollen mir einfach nicht aus dem Kopf.« Er breitete die Fotos auf dem Schreibtisch aus. »Sie hätte nach oben gehen und sich im Badezimmer einschließen können. Warum würde man sich in der Garage umbringen?«
»Vielleicht wollte sie keine Sauerei im Badezimmer anrichten«, warf Nell ein und zuckte beim Anblick der Fotos zusammen. »Vielleicht...«
»Du musst schon etwas mehr in der Hand haben als das«, wandte sich Riley an Gabe. »Selbstmörder machen merkwürdige Dinge. Himmel noch mal, sie hat sich in den Kopf geschossen. Weshalb sollte sie sich darüber Sorgen machen, ob ihr Kostüm dabei dreckig wird?«
»Es ist ein solch kalter Ort, um sich umzubringen«, gab Gabe zu bedenken. »Und...« Er hielt inne, denn Nell starrte auf eines der Fotos, eine Nahaufnahme der Einschusswunde. »Sehen Sie sich das nicht an.« Er durchwühlte die Bilder und versuchte eines zu finden, das von größerer Entfernung aufgenommen war. Doch Nell griff nach der Nahaufnahme.
»Wo sind ihre Ohrringe?«, fragte sie.
»Was?« Gabe nahm ihr das Foto aus der Hand.
»Sie trägt keine Ohrringe. Wenn sie sich wirklich so fein herausgeputzt hatte, hätte sie doch auch Ohrringe getragen.« Nell schluckte. »Margie sagte, ihre Mutter hätte ihren schönsten Schmuck angelegt.«
»Diamantringe«, sagte Gabe. »Sie trug sie an beiden Händen.« Er durchwühlte die Fotos und fand eines von Helenas Händen. »Drei Ringe.« Er zeigte Nell das Bild. »Ihren Verlobungs- und Ehering an der linken Hand, der Ring mit den kreisförmig angeordneten Diamanten an der
Weitere Kostenlose Bücher