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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
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riskieren. Das Auto rollt dumpf über die Rillen im Highway, und als wir über eine Brücke fahren, hebe ich ein Augenlid, um kurz nach draußen zu sehen. Die Sonne spiegelt sich glitzernd im Wasser. Scheiß drauf. Ich »erwache« blinzelnd. Mom umklammert das Lenkrad, ihr Gesicht ist angespannt und fahl.
    »Ich versuche nicht, dich zu einer perfekten Person zu machen«, sagt sie ruhig. Ihre Stimme ist heiser. Durchs Fenster starre ich auf den am Straßenrand versprenkelten Löwenzahn und auf das Schild, das mich darüber aufklärt, dass dieser Highway-Kilometer mit freundlicher Unterstützung von Bette Midler instandgehalten wird. »Ich strebe nicht nach Perfektion, das habe ich noch nie. Dein Vater auch nicht.«
    Bei dieser Beschwörung beiße ich die Kiefer zusammen. »Das weiß ich, Mom.«
    »Ich habe mir für diese Sache eine Woche freigenommen …«
    »Weil Dads Job in der Bibliothek gerade angefangen hat.«
    »Weil ich will, dass du siehst, was du für Möglichkeiten hast – wie groß die Welt ist. Du glaubst, ich hätte mein Recht verwirkt, dir Ratschläge zu erteilen, Katie, aber du musst einfach sehen -« Sie winkt mit der Hand. »Wie groß dein Leben sein kann.«

    »Das weiß ich. Ich will auch nicht als Kellnerin enden und über einem Mini-Markt in Burlington wohnen.«
    »Ich sage das nur, weil wir der Meinung sind, dass du dir, wenn du dir so sicher bist, dass sich dein Leben um Jake Sharpe dreht, ein Semester freinehmen solltest, um dir darüber klar zu werden, wie es wirklich ist, wenn Jake deine oberste Priorität ist.«
    » Wir ?« Ich beiße auf die Innenseite meiner Wange. »Also gut, ich bin mir nicht sicher.« Ich strecke die Arme aus. »Ich kann nichts mit Sicherheit sagen – nichts von alledem! Wie könnte ich auch? Ich weiß, dass du das alles schon vor mir erlebt hast, das weiß ich, aber du bist nicht ich, du bist du.« Rasselnd hole ich Luft, spüre schmerzhaft ihren Verlust. »Und du hattest keinen Jake.«
    »Nicht mit siebzehn, nein.«
    »Also weißt du es auch nicht. Du weißt gar nichts.« Ich wühle nach Taschentüchern, gebe schließlich auf und wische mir mit dem Pullover übers Gesicht. »Es ist einfach blöd, dass das Einzige, was ich im Moment weiß, und ich meine wirklich das Einzige , die Tatsache ist, dass ich ihn liebe und er mich liebt, und das ist schließlich etwas Gutes. Und dass ich das jetzt einfach zurücklasse wie eine Kiste meiner alten Spielsachen, bloß, weil ich diesem Pfad folgen soll, der völlig willkürlich im September in mein Leben tritt, kommt mir so … rücksichtslos vor. Rücksichtslos , Mom. Ihr beide habt mir immer beigebracht, dass es auf die Menschen ankommt, und jetzt stehe ich vor dieser Entscheidung, und du stellst meine Prioritäten infrage, und ich … ich …« Meine Brust wird von Schluchzern geschüttelt. Ich spüre ihre warme Hand auf meinem Kopf, was mich nur noch mehr zum Heulen bringt. »Verdammt, Mom, warum hast du nicht einfach zugelassen, dass ich mich bei der University of Vermont bewerbe?«
    Als ich keine Antwort höre, blicke ich auf und sehe, wie ihr die Tränen übers Gesicht strömen, bevor sie an den Rand
des Highways fährt. Übers Steuer gekrümmt, drückt sie ihre Stirn gegen das Leder und kneift die Augen zusammen.
    »Mom?« Sie dreht das Gesicht von mir weg, und ihre Schultern beben. Hupend rasen die Autos vorbei. »Mom, vielleicht sollten wir die Warnblinkanlage anstellen?«
    Sie hebt den Kopf und betätigt den Schalter, bevor sie sich mit der Hand unter der Nase entlangfährt. »Keine verdammten Taschentücher?«
    Ich taste noch einmal ergebnislos herum. »Keine verdammten Taschentücher.«
    »Okay, Kathryn, hier ist die Wahrheit. Ich habe keine Ahnung, was ich in diesem Fall zu tun habe. Und Dad auch nicht. Ich vermisse ihn. Und ich habe es versaut. Aber ich bin immer noch deine Mutter. Da hast du es.« Ihr laufen die Tränen über die Wangen, während sie in die Ferne starrt.
    »Okay«, sage ich und denke, dass ich mich nach diesem Eingeständnis endlich besser fühlen müsste, aber stattdessen wird mir nur noch schlechter von den scheinbar endlosen Offenbarungen der Fehlbarkeit meiner Eltern.
    »Wir wollten für dich eine riesige Schulabschlussparty im Garten schmeißen und dich dann auf ein tolles Abenteuer an irgendeinen wunderbaren und neuen Ort schicken, den du zu deinem eigenen machen könntest, und stattdessen höre ich bei jeder Diskussion darüber, was für dich als Nächstes ansteht, immer nur JakeJakeJake.

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