Liebe auf eigene Gefahr Roman
Er kann nicht das Hauptkriterium für deine Lebensplanung sein, Kathryn. Ich weiß, dass er dir ein wunderbarer Freund war in dieser … dieser Zeit, aber du kannst dein Leben nicht auf einem Mann als primärem Baustein aufbauen.«
Ich fühle den Schmerz eines neuen Schlags in die Magengrube. »Du sagst das, als wäre ich ruiniert.«
»Bist du nicht. Du bist nicht ruiniert.« Sie lässt das noch weg. »Du bist toll.«
»Die Leier schon wieder.« Sie lächelt und leckt sich unter
der Nase. »Ich treffe diese Entscheidung für mich selbst, Mom, nicht für Jake oder Miss Hotchkins.«
»Das ist alles, was ich verlange.«
»Im Ernst?«, frage ich sarkastisch. »Denn es fühlt sich so an, als würdest du in meinem Zimmer schlafen und mir überallhin folgen, sobald wir zu Hause sind.«
»Tue ich ja auch!«, sagt sie, schaltet die Warnblinkanlage aus und hält über die Schulter hinweg nach einer Lücke Ausschau, in die wir uns einfädeln können. »Und jeder andere sollte das auch tun. Du bist so charmant, besonders, seit du diese Sour-Cream-and-Onion-Chips zum Frühstück gegessen hast.«
»Da hast du dich ganz schön zurückgehalten.«
»Ich ›lasse dich los‹, schon vergessen? Himmel, wir brauchen wirklich Taschentücher.« Sie schnieft.
»Und Snacks.« Ich mache mein Fenster einen Spalt auf und lasse die vorbeizischende Luft mein Gesicht trocknen.
»Und ein Kleid für den Abschlussball!« Schwungvoll setzt sie den Blinker und nickt in Richtung einer Reklametafel für eine Shoppingmall. »Meinst du, die haben einen Familientherapeuten beim Jessica-McClintock-Fabrikverkauf?«, fragt sie und nimmt die nächste Ausfahrt.
NEUNZEHNTES KAPITEL
23. Dezember 2005
Jake biegt zum Croton Falls Country Club ab, fährt am leeren Parkplatz entlang und um die Ecke zum Hintereingang, wo gerade die letzten Mitglieder des Küchenpersonals das Gebäude verlassen, sich gegen den Wind stemmen und mit großen Schritten zu den Personalparkplätzen am hinteren Ende des Parkplatzes gehen.
»Hier entlang«, sagt Jake, springt vom Fahrersitz und kommt zu meiner Tür herum. Er reißt sie auf und streckt mir die Hand entgegen.
Mit verschränkten Armen bleibe ich sitzen und starre auf die verwitterten Umkleidehäuschen. »Jake, der Country Club hat zu.«
»Komm einfach mit«, fleht er lächelnd. »Bitte?«
Ich werfe einen Blick auf die Uhr. »Können wir uns nicht in ein beheiztes Lokal setzen und uns unterhalten wie normale Mensch mitten in der Nacht?«
»Nur, wenn du willst, dass diese Unterhaltung in zweiunddreißig Länder übertragen wird.«
»Warum ausgerechnet hier?« Ich deute auf das dunkle Backsteingebäude.
»Wir werden hier zusammen einen Abschlussball veranstalten. Wenn du so freundlich wärst, aus dem verdammten Auto auszusteigen.«
Ich rolle zwar mit den Augen, klettere aber trotzdem aus dem Wagen und laufe im Gleichschritt hinter ihm über den frisch geräumten Parkplatz. Nachdem die letzten beiden Männer um die Ecke gebogen und außer Sicht sind, zeigt
er auf den Personaleingang, der von einem Ziegelstein offen gehalten wird. »Siehst du? Das ist ja praktisch eine Einladung.«
Ich sehe ihn an und versuche, ein Lächeln zu unterdrücken.
»Komm.« Geduckt folge ich ihm durch die Küche und von dort in einen verdunkelten Gang, der nach Lachssteaks und Remouladensoße riecht. »Hier entlang.«
»Woher weißt du das alles?«, flüstere ich.
»Wir haben hier ungefähr tausendmal gespielt.«
»Stimmt«, erinnere ich mich, während wir den Gang entlangeilen. »Bei ›Feelings‹ haben sie jedes Mal die Tanzfläche gestürmt.«
»Ein unterschätzter Song.«
»Wirklich?«
»Nein.« Er drückt die Schwingtür zum Speisesaal auf, und wir bleiben am Rand stehen. Die Kahlheit der runden, von ihren gestärkten Tischtüchern befreiten Klapptische wird vom Mond abgemildert, der sich im schneebedeckten Golfplatz spiegelt und den Raum mit seinem milchigen Licht erfüllt.
Auch wenn ich seit der letzten Highschool-Klasse keinen Zentimeter mehr gewachsen bin, kommt mir der Saal zwar leicht ätherisch, aber unendlich viel kleiner und unglamouröser vor – Stechpalmenkränze aus Plastik zieren die Wände, und auf der Bühne steht ein kleiner, mit Girlanden geschmückter Baum. Mit ausgestreckten Armen läuft Jake rückwärts von mir weg über das Parkett der Tanzfläche. »Also, wie war es?«
»Wie es war?«, wiederhole ich.
Er steht nun mitten auf der Tanzfläche. »Ja, beschreib es mir!«
»Also …« Ich blicke mich
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