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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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läßt er sich rasieren», spottete Dan.
    «Nimmermehr! Bedenkt außerdem: ich stifte die Getränke für unseren nächsten Skatabend. Seid ihr pünktlich?»
    Sie versprachen es. Otmar schüttelte ihnen die Hände und streichelte mich so heftig, daß ich beinahe vom Hocker fiel. Dann stürzte er wieder hinaus.
    Dan sah zur Uhr.
    «Mein teurer Eugen», sagte er, «der Hunger treibt mich heim.»
    «Na, noch eine Runde?» fragte Eugen.
    Dan sah mit Abscheu auf den Verführer.
    «Zum Teufel fehlen dir nur noch die Hörner. Gut, meinetwegen noch eine.»
    Sie tranken auch diese noch. Eugen reichte einen Schein über die Theke.
    «Da, du Pleitegeier. Möchte nicht, daß der arme Hund Hungers sterben muß.»
    Dan dankte ihm ergriffen. Eugen nahm meine Pfote und drückte sie. Dann traten wir in die pralle Mittagssonne hinaus. In einem Laden gegenüber kaufte Dan ein. Anschließend gingen wir heim. Dan war in eine zarte Bierwolke gehüllt.
    Bevor wir den Aufzug erreichten, stieß ich auf eine Katze, die auf dem Flur herumlungerte. Ich schoß auf sie los und wollte sie am Kragen fassen, aber sie schmierte mir eine, daß mir die Augen tränten. Donnerkiel, was für ein Untier! Ich war wütend und schimpfte aus vollem Halse. Dan faßte mich und hielt mich hoch über die bucklige, fauchende Hexe.
    «Laß dich nicht mit Weibern ein, Blasi », sagte er. «Sie gehört der Hausmeisterin. Von der hat sie's.»
    Noch im Aufzug bellte ich wütend vor mich hin.
    Wir aßen zu Mittag und legten uns nieder. Aus dem Schlafzimmer klang bald Dans Schnarchen. Der Straßenlärm verschwamm mehr und mehr vor meinen Ohren.
    Ich erwachte, weil jemand mein Kissen unter mir wegzog. Ich rollte auf den Rücken und sah Dans Gesicht vor mir, lachend und frischgewaschen.
    «Auf, Faultier! Wir kriegen Besuch!»
    Ich gähnte herzzerreißend. Besuch. Kein Grund, mich aus dem besten Schlaf zu reißen.
    Aber Dan mußte etwas daran liegen. Er fegte in der Wohnung herum, verteilte den Staub mit einem winzigen Lappen und rückte sämtliche Gegenstände hin und her. Ich sah neugierig zu, wie er die polierten Gläser gegen das Licht hielt und die Blumen ein dutzendmal umordnete. Dann band er sorgfältig seinen Schlips und zog die Jacke an. Er hauchte ein paarmal in die hohle Hand, verzog das Gesicht und aß Pfefferminzbonbons. Jede Minute sah er zur Uhr.
    Eine Weile passierte nichts, und ich war gerade dabei, wieder hinüberzuschlummern, als es klingelte. Energisch und lange. Dan sprang mit einem Satz aus dem Sessel. Ich folgte ihm. Wir kamen zur gleichen Zeit an der Korridortür an. Ich schnupperte an der Ritze und nahm zum erstenmal den Geruch wahr, der später so wichtig werden sollte. Eine süße Wolke, wie der Duft überreifer Sumpfblüten, eine Spur zu weich, um zu erfrischen, und eine Spur zu schwer, um nicht lästig zu sein. Ein Duft, der sich aufdrängte und einen nichts anderes riechen ließ.
    Dan riß die Tür so heftig auf, daß sie mir fast an den Kopf knallte. Draußen stand ein Mädchen, nein, eine Dame, nein, mehr eine Erscheinung. Es war etwas Überirdisches an ihr, aber es hatte viel Arbeit gemacht, wie ich später erkannte.
    Sie war elegant wie ein Mannequin gekleidet. Lang und schlank steckte sie in einem enganliegenden Kostüm und trug einen Hut mit einem Propeller wie ein Hubschrauber. Als sie über die Schwelle trat, verstärkte sich der süßliche Geruch.
    «Tag, Rita», rief Dan. «Siehst ja wieder aus wie ein Filmstar!»
    Sie lächelte schwach. Dan nahm ihren Schirm. Sie setzte den Hubschrauberhut ab, sah beträchtliche Zeit in den Spiegel und stöckelte ins Zimmer. Ich wunderte mich, wie man mit solchen Schuhen gehen konnte, aber sie konnte es.
    Dan rückte ihr einen Sessel zurecht. Ich blieb in einiger Entfernung auf dem Teppich sitzen und starrte sie an.
    Schön war sie schon. Sattes Blond und Sternaugen. Aber der Glanz, der von ihnen ausging, war ein wenig zu kalt. Außerdem war sie mir zu mager. Als sie mich musterte, hatte ich die Empfindung, sachlich und teilnahmslos als vorhanden registriert zu werden. Nichts zog mich zu ihr hin, ich blieb auf meinem Fleck sitzen.
    Dan jonglierte inzwischen mit der Flasche. Er gab Rita Feuer. Sie tat einen Zug, blies den Rauch über den Tisch und fragte: «Dein neuer Freund?»
    «Ja», erwiderte Dan fröhlich. «Komm her, Blasi .»
    Ich sprang auf seine Bügelfalten und setzte mich so, daß ich Rita genau im Auge hatte.
    «Seit wann schwärmst du für Hunde?»
    «Immer schon. Hat einen ungeheuren

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