Liebe auf krummen Beinen
lächeln und sah wieder weg.
Wir blieben vor einem glasglänzenden Laden stehen. Ich sah schwere Lederkoffer und Handtaschen. Aha: das Halsband vom vorletzten Geld!
Der Ledergeruch im Innern des Ladens schlug alle anderen Gerüche zu Boden. Eine strenge schwarze Dame, die aussah, als hätte sie ihre Zukunft schon hinter sich, empfing uns. Sie hielt ihr Gesicht dicht vor meine Nase.
«Ach, bist du ein Süßer! Womit kann ich dem Herrn dienen?»
Der Herr wollte ein Halsband und eine Leine.
«Bitte, dort hinten.»
Dort hinten wartete ein blondes Mädchen auf uns. Dan betrachtete es mit Wohlgefallen, ehe er mich auf den Ladentisch setzte, der uns von ihm trennte. Man schien dergleichen gewohnt zu sein. Dann wiederholte er seine Wünsche.
Das Ledermädchen entschwand und kehrte mit einem Haufen von Halsbändern und Leinen zurück. Unter dummen Witzen zogen sie mir ein Halsband nach dem anderen über den Kopf. Das Mädchen schleppte einen Spiegel herbei, und ich sah mein trübseliges Gesicht und meine großen Ohren im Schmuck der Lederkragen.
Ein paar Verkäuferinnen, die nichts zu tun hatten, sammelten sich um uns, klatschten in die Hände, riefen: «Gott, wie süß!» und gaben gute Ratschläge. Dan stolzierte wie ein Hahn zwischen ihnen herum. Schließlich schwatzten sie ihm ein Ding auf, dessen Anblick mich mit Entsetzen erfüllte: ein weißes Halsband mit einem kleinen viereckigen Ledertäschchen, das für die Steuermarke bestimmt war, dazu eine schlohweiße Leine.
«Italienisch», sagte die Direktrice, die sich jetzt auch noch dazugesellt hatte. «Trägt man jetzt viel!»
bin ich, dachte ich wütend. Ihr müßt nicht damit herumlaufen.
Dan war entzückt. Allerdings verzog er das Gesicht, als sie ihm holdlächelnd den Preis von 15 Mark 70 nannten, aber er zahlte. Geschieht ihm recht, dachte ich. Austrocknen soll er.
Auf der Straße warfen die Leute teils bewundernde, teils mitleidige Blicke auf uns. Der Markenbehälter baumelte mir zwischen den Vorderbeinen herum, und wenn ich den Kopf senkte, schleifte er auf dem Pflaster entlang. Ich mußte die Nase in die Luft halten und breitbeinig watscheln. Ein wahrer Jammer. Eine Dame kam mit zweien meiner Artgenossen vorbei. Sie hatten dezente grüne Halsbänder. Ich merkte, wie sie kicherten.
Wir gingen nicht heim. Dan zog mich sachte vorbei, als ich zur Tür hinein wollte.
An unser Haus schloß sich ein großes, unbekanntes Grundstück an. Am Ende des Zaunes stand ein kleiner würfelförmiger Bau mit einem flachen, vierkantigen Dach. Im Näherkommen gewahrte ich ein trauliches Schaufenster und darüber mit großen Buchstaben die Inschrift «Bierklause».
Aha, die Zuflucht der einsamen Männer. Dan drückte die Tür nach innen.
In meine Nase drang der Geruch von verdunstetem Bier, Gulaschsuppe, warmen Würstchen und kaltem Tabakrauch. Ich sah an den Wänden ein paar Bänke mit stabilen Tischen davor, einen Zigarettenautomaten und einen anderen, ähnlichen, mit Zahlen und Knöpfen. Kurz hinter dem Eingang stand ein buntschillernder Glasschrank mit allerhand merkwürdigen Stangen und Rädern darin.
Dan zog mich zur rechten Seite des Raumes. Hier stand, quer zum Fenster, ein länglicher Tisch, der meinem Herrchen fast bis zur Brust reichte und vorn eine glatte Wand hatte. Oben herum lief eine silberne Stange. Davor standen hohe Stühle mit einem Bein und dicken, roten Lederpolstern. Hinter dem Tisch war ein hohes Regal mit vielen, vielen Flaschen und noch mehr Gläsern. Noch nie hatte ich so viele Flaschen auf einem Haufen gesehen. Die Vormittagssonne glitzerte auf ihrem Glas und tauchte den ganzen Raum in ein träges, staubiges Licht.
Zwischen Regal und hohem Tisch, die Arme auf dessen Platte gestützt, lehnte ein Mann. Außer ihm und uns war niemand im Raum. Ich sah nur seinen Oberkörper und seinen Kopf. Er war etwas kleiner als Dan und wohl auch jünger. Aber er hatte einen ähnlichen schwarzen Zigeunerkopf wie mein Herrchen, und als sie sich die Hände schüttelten, lachte er fast so, wie Dan es konnte.
«Grüß dich, Eugen!»
«Grüß dich, Daniel!»
Dan bückte sich und hob mich mitsamt meinem kostspieligen Brustbeutel hoch. Er setzte mich auf einen der roten Stühle und hakte die Leine ab. Ich blickte etwas ängstlich nach unten. Eugen lehnte sich über die Platte und betrachtete mich neugierig.
«Ja, was ist denn das?»
«Das ist mein neuer Untermieter», erklärte Dan. «Darf ich bekanntmachen — Blasius von Rohmarken, Langhaardackel
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