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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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fertig.»
    «Ihr nehmt eine schwere Sorge von meinem Herzen», sagte Dan. «Werde mich ununterbrochen erkenntlich zeigen.»
    Paul und Gerda sahen sich an.
    «Du kannst gleich damit anfangen», meinte Paul. «Wir müssen nachher mit den Kindern in die Stadt. Ausverkauf. Für Ralf ist das Gedränge nichts. Würdest du ihn mitnehmen?»
    Selbstverständlich wollte Dan.
    «Gut. Kannst ihn ja heute abend mit zu Otmar nehmen?»
    «Und er kann dich von dort nach Hause bringen», sagte Gerda. «Wird wahrscheinlich nötig sein.»
    Paul würdigte sein Weib keines Blickes. Ich schloß aus dem Einwurf, hier auf einen weiteren Trunkenbold aus Dans Kreisen gestoßen zu sein.
    Und ich freute mich. Ralf ganz in meiner Nähe! Wie gut hatte er es hier. Nur die Kinder waren sicher ein wenig anstrengend. Kinder sind immer anstrengend. Sie sind unberechenbar und machen hastige Bewegungen. Aber er würde sich schon daran gewöhnen. Und ein Garten zum Graben! War das eine Wonne!
    Gerda bestaunte das Täschchen an meinem Hals.
    «Hast du denn auch seine Adresse drin?» fragte sie.
    Dan schüttelte den Kopf. «Adresse? Wieso?»
    «Na, das ist doch der Sinn der Sache. Wenn er mal verlorengeht. Und zwanzig Pfennig zum Telefonieren.
    «Recht hast du.»
    Dan schrieb etwas auf eine Visitenkarte und schob sie mit zwei Groschen in meine Brusttasche. Ich fühlte mich gleich sicherer.
    Nach einer Weile verabschiedeten wir uns. Dan hatte jeden von uns an einer Leine und schimpfte, wenn wir nach verschiedenen Richtungen zogen.
    Meinem Bruder Ralf blieb das Gebell im Halse stecken, als erden Lift in unserem Haus sah. Erschrocken zog er den Schwanz ein, während der Aufzug nach oben schoß. In der Wohnung suchte Dan nach Zigaretten und fand keine. Er zog seine Jacke wieder an, drehte sich an der Tür noch einmal um und warnte uns: «Macht keinen Unsinn, ihr Böcke!»
    Dann verklangen seine Schritte auf dem Flur. Ralf und ich tranken Wasser in der Küche und schnüffelten am Eisschrank herum. Leider bekamen wir ihn nicht auf. Dan ließ lange auf sich warten. Ich zeigte Ralf unsere Wohnung. Wir hopsten auf die Couch, auf alle Stühle und auf das Bett. Schließlich hatten wir jeden Winkel besichtigt und jede Ritze berochen, und Dan war immer noch nicht da. Ich ahnte schon, woran es lag. Er hatte bei Eugen Zigaretten geholt, und nun lehnten sie über der Theke und tranken Bier. Das nannte er nun «sich um uns kümmern».
    Heute weiß ich nicht mehr, wie es losging. Wir wußten vor Langeweile nicht mehr, was wir tun sollten, und fingen an, uns zu balgen und im Zimmer herumzurasen. Ich verfolgte Ralf auf die Couch, er sprang auf das Fensterbrett und warf dabei die Vase mit Ritas Nelken herunter.
    Der Anblick des zerbrochenen Porzellans nahm uns die letzten Hemmungen. Wir schossen durch die Wohnung wie zwei Iltisse im Hühnerstall. Die Vorhänge gerieten ins Flattern, und die Kissen fielen von der Couch herunter. Ralf packte eins davon und schlenkerte es wild hin und her. Ich faßte den anderen Zipfel, und dann zerrten wir unsere Beute knurrend und fauchend über den Teppich. Es kam, was kommen mußte. Der Bezug zerriß kreischend, und eine Wolke von Federn hüllte uns ein.
    Das raubte uns den letzten Verstand. Wir zerflederten das Inlett in tausend Fetzen. Die Federn wirbelten in der Gegend herum. Wir sprangen in die Luft, schnappten danach und jagten sie durch alle Winkel. Im Handumdrehen war der Fußboden davon übersät. Der Kampf beschäftigte uns so sehr, daß wir Dans Eintritt nicht bemerkten. Mit einemmal stand er in der Tür, hatte beide Arme in die Hüften gestemmt und brüllte: «Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen, ihr Mistviecher?»
    Wir hielten inne und blieben wie angewurzelt sitzen. Das zerrissene Kissen lag vor Dans Füßen. Die Federn senkten sich wie zarte Schneeflocken auf uns nieder. Es war, als säßen wir im verschneiten Winterwald. Ralf hatte eine große Feder auf der Nase und sah unglaublich komisch aus.
    Dan starrte mit wütenden Blicken auf die Federn und auf uns. Jetzt wird es die erste Dresche geben, dachte ich. Es war das gute Kissen von seiner Mutter.
    Aber dann veränderte sich Dans Gesicht. Die Falten um die Augen vertieften sich. Er fing an zu lachen. Erst glucksend, dann lauter und lauter. Er ging zu einem Sessel, wischte die Federn vom Sitz, ließ sich hineinfallen und lachte schallend. Wir sahen uns an. Er konnte sich nicht beruhigen, schlug sich auf die Schenkel, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Das

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