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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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— Herr Eugen Schwarz, Bieresel .»
    «Das freut mich aber wirklich sehr», sagte Herr Eugen Schwarz, der Bieresel, und nahm meine Pfote in seine Hand. «Hoffe, daß es dir bei uns gefällt, Blasi . Das ist also der Langersehnte. Was trinken wir denn?»
    «Wir werden von nun an nichts mehr trinken können», seufzte Dan voller Trauer. «Der Hund hat mich zerrüttet, und das Halsband hat mich ruiniert. Wir wollten nur...»
    Aber Eugen hörte gar nicht mehr hin. Er war schon beim Einschenken. Mit beträchtlicher Geschwindigkeit zauberte er zwei schaumgekrönte Biere her und stellte zwei langstielige Schnäpse daneben. In Dans Augen trat ein verzückter Ausdruck. Dann blickten sich die beiden Männer ernst ins Gesicht. Sie ergriffen die Schnapsgläser und gossen deren Inhalt in sich hinein, ohne eine Miene zu verziehen. Mit gemessenen, exakten Bewegungen setzten sie die leeren Gläser nieder und ergriffen die vollen. Das Bier lief lautlos durch ihre Kehlen, bis der Schaum sich auf den Boden der Gläser gesenkt hatte. Dann setzten sie gleichzeitig ab und strahlten sich an.
    «O Eugen», sagte Dan, «es ist, als ob ein Engel auf Samthosen die Kehle runterrutschte. Noch einen, und es wird mir leichter fallen, dich um zwanzig Mark anzupumpen. Geht das?»
    «Sehr schlecht», erwiderte Eugen. «Es gibt nur eine Möglichkeit: Wir müssen so lange saufen, bis ich zwanzig Mark verdient habe. Die pumpe ich dir. Geht das?»
    «Das wird gehen», meinte Dan. «Die beste Idee, von der ich jemals hörte. Außerdem kann ich ausschlafen.»
    «Geflogen?»
    «Noch nicht. Paar Tage Resturlaub.»
    Eugen füllte die Gläser unauffällig. Dann öffnete er den zweiteiligen Eisschrank, der neben dem Regal in der Ecke stand, und kam mit einer mittelgroßen Bockwurst wieder.
    «Komm, wir wollen deine Ankunft nicht allein feiern.»
    Ich schnupperte und nahm die Wurst vorsichtig zwischen die Zähne. Ich wollte runterspringen, aber der Stuhl war mir zu hoch. Dan grinste nur dumm, statt mir zu helfen. Da nahm ich die Wurst zwischen die Pfoten und knackte mir ein Stück nach dem andern davon herunter, ohne Rücksicht auf das rote Leder.
    «Gelernter Barhocker», lobte Eugen. «Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd.»
    «Reiner Instinkt», sagte mein Herr.
    Nach dieser tiefschürfenden Erkenntnis nahmen die beiden die nächste Runde zu sich. Inzwischen hatte ich meine Wurst verschlungen und leckte mir die Schnauze. Eugen schien wirklich ein guter Mensch zu sein. Er brachte noch eine Schüssel mit Milch an und stellte sie vor mich auf den Bartisch . Gespannt verfolgten sie, wie ich mit den Pfoten auf der silbernen Stange die Milch ausschlabberte, ohne die Schüssel umzuschmeißen. Eugens Gesicht spiegelte Anerkennung.
    «Sehr brauchbares Tier. Säuft wie ein Alter. Meinen Glückwunsch, Daniel. Du hast den richtigen Griff getan. Wo hast du ihn her?»
    Dan erzählte kurz, wie er an mich geraten war.
    «120 Mark?», staunte Eugen. «Sind 240 Halbe. Oje!»
    «Daher die Pleite», fuhr Dan fort, als er sich den Schaum vom Mund gewischt hatte. «Ich dachte, höchstens hundert. Mit den restlichen zwanzig wäre ich hingekommen.»
    «Die Welt ist voll von Leuten, denen immer gerade zwanzig Mark fehlen», sagte Eugen. «Wo läßt du ihn, wenn du wieder deinem Broterwerb nachgehen mußt?»
    Dan betrachtete mich sinnend.
    «Dachte an Gerda. Sie wollten sich doch auch einen kaufen.»
    «Hab davon gehört.» Der emsige Eugen füllte die vierte Runde ein.
    «Sie waren im Urlaub. Müßten eigentlich jetzt zurück sein.»
    «Morgen geh ich hin. Gerdas gutes Herz wird sich erweichen lassen.»
    «Bestimmt. Sie ist eine Hebe Seele. Paul hat einen seltenen Fang mit ihr gemacht.»
    Jetzt kommt der Schluck auf Gerda, dachte ich.
    Er kam.
    «Trinken wir auf die Familie Gilbert!»
    Nach dieser Handlung kramte Dan das Kleingeld aus der Tasche, das ihm nach dem Kauf meines Halsbandes verblieben war. Er warf eine Münze in den Zigarettenautomaten, eine in den, der so ähnlich aussah, und zwei in den schillernden Glaskasten neben der Tür. Als er seine Zigaretten herausgezogen hatte, drückte er an dem zweiten Kasten einen Hebel herunter und wartete. Hinter der Scheibe liefen summend bunte Zahlen vorbei und blieben mit leisem Schnappen stehen.
    «Nichts», sagte Dan, als das Summen verstummt war. «Möchte wissen, wann aus dieser Sparbüchse jemals was rauskommt.»
    Er trat zu dem Glasschrank und spielte an einigen Knöpfen. Als er wieder neben mir stand, setzte Musik ein. Dan und

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