Liebe auf krummen Beinen
Vorteil. Er schweigt.»
Ihre Brauen hoben sich ein wenig.
«Ist das alles?»
«O nein. Weißt du — ein guter Hund ist so, wie ein Gentleman sein sollte. Er sucht sich seine Freunde selber und behält sie. Er hat seinen eigenen Willen und tut nichts, nur um zu gefallen. Er bleibt bei dir, auch wenn es dir dreckig geht. Wenn du ihn um Verzeihung bittest, trägt er dir nichts nach, und wenn er spürt, daß du keinen Wert auf seine Gegenwart legst, geht er dir aus dem Weg. Er ist immer einfach und klar und kennt keine Falschheit. Er verstellt sich nicht, gibt nicht an und jammert nicht über jeden Dreck. Ich wünschte, alle Leute wären so.»
Dan hatte sich in Begeisterung geredet. Ich freute mich.
Rita nippte an ihrem Glas und sagte spöttisch:
«Bist du ein Gentleman, Dan?»
«Ich weiß nicht», sagte er. «Weißt du es?»
«Ein Kind bist du. Aber ein nettes.»
«Schönen Dank. Möchtest du ihn mal?»
«Nein, bitte — nicht auf meinen Rock! Um die Haare wieder abzukriegen, kann ich mich zu Tode bürsten.»
Na, ich legte auch keinen Wert darauf. Ihr Parfüm war zu stark und ihr Gesicht zu kühl. Kein Frauchen für mich. Wenn Dan die heiratete, hätte ich nichts zu lachen. Heute früh hatte er noch so getan, als käme das überhaupt nicht in Frage. Jetzt, da sie ihm gegenübersaß, sah er weniger sicher aus.
«Tust du zur Zeit nichts?» fragte sie.
«Nein. Resturlaub vom vorigen Jahr. Verfällt sonst wie eine Kinokarte.»
«So. Und was machst du mit dem diesjährigen?»
Ich spürte, wie Dan die Schultern hob.
«Weiß noch nicht. Irgendwo in die Gegend. Muß auf meinen Wagen Rücksicht nehmen. Viel kann man ihm nicht zumuten.»
«Hör zu», sagte sie. «Nächste Woche kriege ich den neuen Wagen. Mein Urlaubsziel kann ich mir aussuchen. Die Eltern fahren aufs Gut ins Allgäu. Ich habe mir Frankreich und Spanien vorgenommen.»
«Caramba», rief Dan.
Sie beugte sich etwas vor.
«Hättest du Lust mitzufahren? Ich kann mich nach deinem Urlaub richten.»
Dans Hände strichen an mir herum. Er war aufgeregt. Und nicht abgeneigt. Er trank einen Schluck, bevor er antwortete.
«Das wäre nicht schlecht», sagte er langsam. «Wirklich, nicht schlecht. Und du hast keinen Besseren zum Mitnehmen?»
In ihrem Gesicht mischten sich Zuneigung und leiser Vorwurf.
«Das weißt du doch!»
«Das ist wirklich prima von dir», sagte Dan. «Aber was sagen deine Eltern, wenn wir vier Wochen lang zu zweit allein durch die Gegend fahren?»
«Sie kennen dich doch. Außerdem tue ich, was ich will.»
Natürlich, dachte ich. Anschließende Verlobung unausbleiblich. Oh, Daniel, laß dich nicht einfangen!
«Ich weiß», sagte Herrchen. «Vollkommen zwecklos, dich von irgend etwas abbringen zu wollen.»
Er hob meine Ohren an wie zwei Tragflächen. «Würdest du diesen Herrn auch mit auf unsere Reise nehmen?»
Eine Spur von Abwehr huschte über ihr Make-up.
«Bin ich nicht genug?»
«Ein Mädchen und ein Hund sind zwei verschiedene Dinge», sagte Dan etwas härter als vorher.
Sie begriff den Fehler sofort und lächelte.
«Natürlich, Dan. Aber sieh... wir gehen aus... werden eingeladen... machen vielleicht eine Seereise... Wo soll er denn bleiben? Es muß doch immer jemand auf ihn aufpassen...»
Dan streichelte mich und antwortete nicht. Sie legte ihre Hand auf die seine.
«Laß nur. Wir finden schon einen Weg. Wenn du unbedingt willst, nehmen wir ihn mit.»
Mir krampfte sich das Herz zusammen.
Eine Sommerreise zu zweit. Hochzeitsreise vor der Hochzeit. Sie würde ihn kapern wie einen alten Handelsdampfer. Und mich nicht mitnehmen! Nicht genug damit, daß sie mein Frauchen werden sollte — ich müßte auch noch warten, bis die Herrschaften von ihrem Urlaub zurückkehrten, und mich inzwischen mit fremden Leuten herumärgern. Wenn er schon auf die Reise hereinfiel, dann schaffte sie es auch noch, mich davon auszuschließen.
«Du sollst sehen, es wird wunderbar», flötete sie weiter. «In ein paar Tagen kommst du mal zum Essen zu uns, dann besprechen wir alles...»
Mir schwante Fürchterliches.
Dan schenkte noch einmal ein. Er sagte nichts mehr, aber er rang mit sich. Dann legte er eine Platte auf. Als die Musik einsetzte, zog er Rita aus ihrem Stuhl und tanzte mit ihr. Ich war heruntergesprungen und beobachtete sie. Sahen gut zusammen aus, das mußte man ihnen lassen. Ritas blonder Scheitel reichte gerade bis zu Dans Nase. Ich merkte, wie er ihr Parfüm in sich hineinsog. Ein paarmal tanzten sie dicht an meinem
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