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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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hatten wir nicht erwartet. Wir waren auf Schimpfworte und Hiebe gefaßt gewesen, und nun setzte er sich hin und lachte!
    Ich wurde wütend. Ralf schien dasselbe zu empfinden. Wir fingen gleichzeitig an zu bellen. Der Lärm verstärkte sich. Zuletzt schrie Dan vor Lachen, und wir saßen vor ihm und schimpften aus vollem Halse, als hätte er das Kissen vernichtet und wir ihn dabei erwischt.
    Schließlich fiel er zurück und japste. Auch uns ging die Luft aus. In der nun folgenden Stille hörten wir, wie unten gegen die Decke gebumst wurde. Dan kümmerte sich nicht darum. Er faßte uns an den Ohren.
    «Habt ihr ein bißchen gespielt, ihr Guten ? War's euch zu langweilig ? Ach, und die vielen feinen Federn!»
    Er lachte noch einmal zwei Minuten lang. Dann war endgültig Ruhe.
    Wir sahen zu, wie er die Federn und Scherben zusammenkehrte. Die Blumen kamen in eine andere Vase und das Kissen in den Mülleimer. Dann briet Dan in der Küche das Mittagessen, und wir aßen mit bestem Appetit.
    Nach alledem waren wir rechtschaffen müde. Ralf und ich krochen auf die Couch zu den restlichen Kissen. Dan legte sich auf sein Bett. Ich hatte einen leisen Biergeruch an ihm bemerkt und pries im stillen Eugen, den Bieresel. Wer weiß, ob Dan ohne ein paar Halbe so gute Laune gehabt hätte?
     
    Um halb acht machten wir uns auf den Weg zum Skat. Dan holte Eugen, der an diesem Abend keinen Dienst hatte, aus der Kneipe ab. Sie nahmen zwei Kästen Bier mit, luden sie in Dans Auto und stiegen ein. Ralf und ich saßen auf Eugens Schoß.
    «Während des Frühschoppens haben sie mir ein Kissen aufgefressen», erzählte Dan.
    «Daran mußt du dich gewöhnen. Übrigens —heute ist Johnny wieder da.»
    «Ich weiß.»
    Langsam fuhren wir unter dem bläulichen Licht der Bogenlampen dahin. Die Luft war warm und mild, und die Flaschen klirrten leise. Diesmal vertrug ich die Fahrerei schon besser. Auch Ralf war nichts anzumerken.
    Wir hielten vor einem leicht verwahrlosten Haus. Auf das Klingeln kam Otmar herunter. Er sah genauso aus wie am Morgen im Lokal und musterte uns mit dem gleichen genialen Blick.
    Ein Aufzug war nicht da. Wir rannten voran, vier Treppen hoch, und hinter uns schleppten sie die Bierkästen.
    Otmar wohnte unter dem Dach in einem Atelier, wie es sich für einen Künstler gehörte. Durch das breite Glasfenster konnte man die Lichter der Stadt sehen. Überall roch es nach Firnis und Farbe, und an den Wänden hingen seine unverkauften Werke. Verschiedentlich trat ich auf Pinsel und leere Farbtuben.
    In der Mitte des Raumes stand ein nackter Tisch, umgeben von verschiedenartigen Stühlen und zwei Holzkisten. Otmar war etwas schwach möbliert.
    Dan und Otmar stellten einen Kasten Bier in die Badewanne und den anderen neben den Tisch. Otmar riß mit gewaltigem Ruck eine Schnapsflasche auf. Unter einem Stapel von Zeichenpapier holte er Gläser hervor. Sie kippten einen hinunter. Als Otmar in den Kasten griff, um die Bierflaschen zu verteilen, klingelte es. «Paul», sagte er und rannte mit seinen klappernden Latschen hinaus.
    Bald darauf erschien Paul mit zerknittertem Gesicht in der Runde. Ralf rannte auf ihn zu und umtanzte ihn fröhlich. Paul bekam einen Schnaps, und die anderen tranken der Einfachheit halber noch einen mit. Dann knallten die Verschlüsse der Bierflaschen wie Flinten auf einer Treibjagd.
    Ralf und ich drückten uns hinaus und inspizierten die Wohnung. Sie war größer, als ich vermutet hatte, und wunderbar verbaut. Überall herrschte eine grandiose Unordnung. In einem stockdunklen Raum stieß ich einen Bilderrahmen um. Er fiel mit Donnergepolter zu Boden. Otmar stürzte herein, machte Licht und maß uns mit fürchterlichen Blicken.
    «Was treibt ihr da, ihr Unholde? Augenblicklich hinaus mit euch!»
    Wir kehrten ins Atelier zurück. Die Schnapsflasche war schon zur Hälfte geleert. Als Otmar eine neue Runde ausschenkte, klingelte es abermals. Anklagend hob er die Augen zur Decke.
    Er kam mit einem jungen Mann herein, der überaus elegant gekleidet war und die Anwesenden mit lärmender Freude begrüßte.
    Er war der letzte der Skatbrüder, Johnny Wieland. Er studierte Jura, allerdings schon ziemlich lange. Er hatte die Gebärden eines erfolgreichen Schauspielers und redete ununterbrochen. Ralf und mich neckte er und zog uns an den Schwänzen durch die Bude.
    Sie fingen an, Skat zu spielen. Der Tisch zitterte unter den hingeschmetterten Trümpfen, der Qualm wurde immer dicker. Sie saßen in Hemdsärmeln herum und

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