Liebe auf krummen Beinen
Gönnermiene, «unsere Leibfotografin muß sowieso noch Abzüge machen.»
Ritas Augen flirrten zu Eva hinüber.
«Sie sind Fotografin?»
«Ja.»
«Wie reizend. Darf ich auch zu Ihnen kommen?»
«Schon wieder eine neue Kundin», sagte Dan, bevor Eva antworten konnte, «und sie hat ungefähr vierhundert verschiedene Kleider. Fräulein Gengenbach knipst nämlich sonst nur Mannequins in Traumkleidern.» «Ach», flötete Rita süß, «bist du ein Mannequin?»
Es begann brenzlig zu werden. Dan ließ sich nicht erschüttern.
«Blasius ist eins. Ich bin nur aus Versehen mit drauf.»
Eva sah sie ohne eine Spur von Groll an.
«Von den Ausnahmen lebt man. Ich freue mich, wenn Sie kommen. Das, was ich von Blasius nicht nehmen konnte, muß ich eben bei Ihnen aufschlagen.»
«Kennen Sie ihn schon lange?» fragte Rita lauernden Tones.
«Wir sind alte Bekannte», erwiderte Eva. « Blasi — kommst du zu mir?»
Nichts lieber als das! Ich sprang mit einem Satz von der Couch, mit dem zweiten zu ihrem Sessel und mit dem dritten auf die warme Seide ihres Kleides.
«Wie süß», säuselte Rita. Der Zorn saß hinter ihrer Stimme. Dan merkte es und erzählte meine Autogeschichte.
«Mein Schlitten ist ihm zu armselig.»
«Kann ich ihm nachfühlen. Ich nehme ihn mal im Mercedes mit.»
«Die Marke allein macht's nicht», warf Dan trocken ein.
Oh, oh. Er würde was zu hören kriegen, morgen.
Rita antwortete nicht, sondern sah nach der Uhr.
«Gott, ich muß weiter! Dan — morgen, kurz voreins. Bist du pünktlich?»
«Bei Steak mit Pilzen bin ich immer pünktlich.»
Rita erhob sich. Die Damen verabschiedeten sich mit größter Liebenswürdigkeit voneinander, betonten, wie sehr es sie gefreut hätte und meinten, daß sie sich unbedingt wiedersehen müßten.
Dan ging mit zur Tür. Ich blieb auf Evas Schoß sitzen. Vom Flur her kam das Geräusch eines mittelschweren Kusses. «Wiedersehen, Liebling! Bis morgen.»
«Ja», murmelte Dan. Die Tür fiel ins Schloß.
Herrchen blieb einen Augenblick draußen. Ob er sich den Lippenstift aus dem Gesicht wischen wollte? Dann kam er herein, setzte sich, atmete tief und nahm einen gewaltigen Schluck. Er sah angegriffen aus.
«Der Himmel prüft mich hart heute abend», stellte er fest. «Blasius — wir haben es mit zwei Damen auf einmal verdorben.»
Eva kraulte mich am Hals. «Er nicht», sagte sie.
«Dann ist er meine letzte Brücke zu Ihnen. Sehen Sie, so...»
Er rückte näher an sie heran und klopfte auf sein Knie. Ich kam mit den Pfoten herüber, stand mit der einen Hälfte auf ihm und mit der anderen auf Eva, bis ich abrutschte und hinunterfiel. «Ja», sagte Dan und lehnte sich zurück, «das war Rita. Der Notgroschen für mein Alter. Die ewig gleichmäßig gute Partie. Es ist ein Jammer.»
«Was ist ein Jammer?»
«Daß ich sie nicht genügend liebe.»
«Warum nicht?»
«Sie ist blond.»
«Können Sie nicht vernünftig reden?»
«Nein», sagte Dan fröhlich und drehte am Radio, «nicht in Ihrer Nähe.»
Aus dem Lautsprecher kam irgendein schnelles Ding. Sie tanzten, und ich sah zu. Ich spürte förmlich, wie es Herrchen kribbelte, Eva zu küssen, aber er riß sich zusammen.
Allerdings nicht lange. Vier Tänze und drei Gläser noch. Dann zog er sie während eines zärtlichen Gitarrensolos an sich und küßte sie. Sanft, aber nachdrücklich. Mein Herz fing an zu hämmern. So ein Narr, alles aufs Spiel zu setzen! Ich schloß die Augen und wartete auf den Knall der Ohrfeige.
Nichts dergleichen. Als ich einige Zeit im Dunkeln gesessen hatte, öffnete ich die Lider. Dan stand vor ihr und streichelte ihr Haar.
Ich staunte über seine Courage. Alles hätte schiefgehen können, und ich hätte mir vor Wut den Schwanz abgebissen. Wer weiß, ob sie es geduldet hätte, wenn Rita nicht aufgetaucht wäre? Aber so ist das. Ein Mädchen treibt das andere an.
«Sind Sie böse?» fragte Dan mit geheuchelter Niedergeschlagenheit.
Sie schüttelte ihr schönes Haar.
«Nein. Aber nun muß ich gehen.»
Er war weise genug, nicht auf sie einzureden. Wir brachten sie hinunter zu ihrem Wagen.
«Eva», sagte Dan, « Blasi und ich sind ausgesprochen glücklich. Nichts auf der weiten Welt wird uns hindern können, ununterbrochen an Sie zu denken.»
«Sie werden Ihre Stellung verlieren.»
Eva öffnete die Wagentür. Ich sprang auf die vertrauten Polster. «Möchte wissen, warum ich für diesen Hund noch Steuern zahle», brummte Dan.
Eva kam von der anderen Seite und setzte sich ans
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