Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
Steuer. Dan stützte die Hände auf den Türrahmen.
    « Eva — wenn Sie meinen Anblick in einer Woche schon wieder ertragen können — nächsten Sonnabend feiern wir ein Atelierfest bei einem Freund — Maler — mit Kostüm und Dekoration — Gäste sind erwünscht und willkommen. Fotografieren lohnt sich — wie ist es?»
    Sie zögerte. «Sonnabend? Ich weiß noch nicht...»
    «Blasius kommt auch mit», sagte Dan. «Ich reibe ihm die Ohren mit Stärke ein, dann geht er als Düsenjäger. Sein Bruder wird auch da sein. Also Männer genug, wenn Sie mich nicht mögen.» Immer wenn von mir die Rede war, gab Eva nach. «Na, gut. Rufen Sie mich noch mal an, ja?» Sie sah zu ihm hinauf. «Kommt Rita auch?»
    «Es wird sich nicht vermeiden lassen. Sie wollte Sie doch so gern wiedersehen. Machen wir ihr die Freude.»
    Eva warf einen tadelnden Blick auf meinen Herrn. Dann beugte sie sich zu mir herunter, rieb mein Fell und gab mir einen leisen Kuß auf die Nase. Dan knirschte in gespielter Eifersucht mit den Zähnen.
    «Nacht, Blasi .» Die nächsten Worte flüsterte sie so leise, daß nur ich sie verstehen konnte. «Herrchen ist sehr nett.» Ich bekam vor Freude eine Gänsehaut. Sie reichte mich durch das Fenster in Dans Arme. Er ergriff ihre Hand und hielt sie bedeutend länger fest als üblich.
    «Gute Nacht, Eva. Fahren Sie schön langsam. Sie haben keine Zwillingsschwester!»
    Eva nickte und zog davon. Wir winkten den Schlußlichtern nach.
    Ich schwänzelte erhobenen Hauptes neben Dan auf unsere Haustür zu. Die Eroberung dieses Mädchens war einzig und allein mein Verdienst. Ich hatte sie entdeckt. Wer weiß, ob sie ihm nicht doch eine geknallt hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wäre... Ich mußte Herrchen vor Ritas Schlingen bewahren.
     
    Mit diesem Vorsatz stieg ich am nächsten Tag um halb eins ins Auto. Dan war gepflegt wie ein Heiratsschwindler und führte zwei Tüten Seidenpapier mit je drei langstieligen Rosen mit sich. Für ihren Preis hätten wir auch im Restaurant essen können. Aber es mußte durchgestanden werden. Wir gerieten in eine Gegend, in der die Häuser immer prunkvoller, die Autos immer dicker und die Kinder immer unartiger wurden. Jetzt war mir doch mulmig zumute, und auch Dan sah unlustig aus. Sie würden ihn fertigmachen und mich am Spieß braten.
    Dan bog von der Straße ab und fuhr mit furchtbarem Gerassel eine geschwungene Auffahrt empor, die unter einem Säulenvorbau durchführte. Das Haus dahinter sah aus wie die Botschaft eines mittleren Staates. Dan ergriff seine Rosen und klingelte am Portal.
    Nach einer Weile näherten sich gemessene Schritte. Ein schwarzgekleideter Herr öffnete. Erstrahlte so viel Würde aus, daß ich nicht wagte, an seinen Hosenbeinen zu schnuppern.
    Er warf einen prüfenden Blick auf uns.
    «Herr Nogees? Das gnädige Fräulein erwartet Sie.»
    «Das ist nett von ihr», murmelte Dan ergriffen. Wir durchschritten eine Halle mit Ebenholzwänden und vornehmer Stille und stiegen über einen Veloursläufer nach oben. Nach einigen Ecken witterte ich den ersten Hauch vom Sumpfblütenparfum. Das Verhängnis war nahe.
    Der Haushofmeister klopfte an eine Tür, hoch wie der Eingang zu einem Dom. Ritas energische Stimme rief: «Herein.»
    Wir betraten die Kemenate.
    Der Raum war groß, und die Decke schien unermeßlich hoch über mir zu schweben. Sie war zartgrün, der Fußboden hellbraun, etwa meine Farbe. Tapeten und Gardinen hatten grelle, bunte Kleckse. Die Stühle bestanden aus verbogenen Stahlrohren mit farbigen Bespannungen dazwischen, und der Tisch sah aus, als hätte ihn jemand in die Länge gezogen und dann noch ein paar Kurven hineingedrückt. Stehlampen mit Schirmen wie Frühlingshüte standen herum. An der Wand war eine gläserne Hausbar, in deren Innerem ich freundliche Flaschen gewahrte, und dem Fenster gegenüber stand ein gewaltiger Fernsehkau- sten , von dem Frau von Quernheim immer gesagt hatte, daß so ein Ding nicht in ihr Haus käme.
    Die blonde Rita lehnte in einem der Röhrensessel, umflossen von den Falten ihres Gewandes. Es paßte zu den Gardinen.
    «Da seid ihr also», sagte sie.
    «Da sind wir also», antwortete Dan, der mutige Ritter.
    Er wickelte die Rosen aus dem Papier. Man küßte sich kurz.
    «Martini vor dem Essen?» fragte Rita.
    «So sei es», antwortete Dan.
    «Tag, Blasius», sagte Rita zu mir, als sie zur Bar hinüberging. Ich erwiderte ihren Blick freundlich. Warum sollte man unhöflich sein? Sie schien langsam zu begreifen, daß der

Weitere Kostenlose Bücher