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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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meiner Erinnerung verlieren. Sie gab Dan die Hand. Als wir auf der Schwelle standen, drehte er sich noch einmal um.
    «Ach... gnädiges Fräulein, ich sah, Sie sind Fotografin...»
    «Ja.»
    Gut, Dan, dachte ich. Nur nicht auslassen.
    «Ich kenne nämlich sonst niemanden aus dieser Sparte... Ich wollte uns gern fotografieren lassen, Blasius und mich. Außerdem brauche ich Paßbilder. Machen Sie so etwas?»
    «Im allgemeinen nicht...»
    «Bezahlen muß ich in jedem Falle», sagte Dan. «Dann zahle ich schon lieber an Sie, die Sie unsere Familie wieder zusammengeführt haben.»
    Jetzt mußte sie merken, daß er nicht verheiratet war. «Ich kann mich ganz nach Ihnen richten», stieß Dan nochmals nach.
    Warum sollte sie nein sagen? Auch schöne Fotografinnen müssen Miete zahlen. Dazu kam Dans bittender Blick.
    «Übermorgen abend um sieben?»
    «Übermorgen abend um sieben. Fein!»
    Dann waren wir endgültig draußen.
    Prima, Dan. Man muß die Mädchen schmieden, solange sie warm sind. Ich hätte mir die Pfoten gerieben, wenn ich es gekonnt hätte.
    Am übernächsten Abend um sieben standen wir mit klopfendem Herzen vor der Tür der Fotografin. Dan hatte einen dunklen Anzug an und sah gut aus. Er war beim Friseur gewesen und hatte eine halbe Stunde lang seine Krawatten durchprobiert. Mich hatte er am Tag zuvor unter der Dusche mit Shampoolösung gewaschen und mir anschließend das Fell trockengerieben und gestriegelt. Jetzt sah ich aus wie gehäkelt und roch wie eine Parfümflasche.
    Gut war außerdem, daß Dan erst gestern sein Gehalt bekommen hatte. Er führte drei langstielige, sündhaft teure Rosen mit sich. Als unser schwarzer Engel öffnete und wir eingetreten waren, wickelte er sie aus.
    «Ach», sagte sie mit leichtem Stirnrunzeln. «Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.»
    «Das dachte ich auch», sagte Dan, «und habe es trotzdem getan.»
    Sie lächelte und begrüßte mich. Ich schnupperte an ihrem weißen Kittel und wedelte fröhlich.
    Die Fotografiererei ging äußerst sachlich vor sich. Fräulein Gengenbach bugsierte uns in einen Raum mit strahlend hellen Lampen. Zuerst kam Dan dran. Sie setzte ihn auf einen Stuhl, bestrahlte ihn aus verschiedenen Richtungen und bog seinen Indianerkopf so lange hin und her, bis sie seine beste Seite herausgefunden hatte. Anschließend drehte sie an ihrem Kasten herum. Dan mußte lächeln, und er machte es reizend. Trotzdem schimpfte sie mit ihm, als er in den Apparat gucken sollte und statt dessen sie ansah.
    Darauf knipste sie uns beide zusammen. Ich kam auf Dans Schoß, meine Pfoten lagen auf seinem Unterarm, und unsere Köpfe waren dicht beieinander. Wir lächelten uns freundlich an, als der Verschluß klickte.
    «Ist er fotogen?» fragte Dan.
    «Sehr.»
    «Ich hätte gern noch eine Aufnahme von ihm allein.»
    Sie dachte einen Augenblick nach.
    «Kann er aufrecht auf dem Tisch sitzen?»
    «Kannst du aufrecht auf dem Tisch sitzen?» fragte mich Dan. Wenn ich gute Laune habe, kann ich alles. Sie schoben einen niedrigen, runden Tisch vor den Apparat und breiteten eine Wolldecke darüber. Solange unser Mädchen ihre Lampen einstellte, konnte ich Sitzenbleiben. Dann wurde es erst ernst. «Mach schön, Blasi !» forderte mich Dan auf. «Mach schön! Wirst du wohl schön machen, du dickköpfiger... »
    «Nicht schimpfen», sagte sie. Ich ließ Dan erst noch eine Weile zappeln, ehe ich mich dazu bequemte. Dann stellte ich mich aufrecht auf die Hinterbeine, ließ die Pfoten hängen und sah mit gelangweiltem Blick in die Linse. «Wunderbar», lobte Dan.
    Fräulein Gengenbach gab mir ein Kremhütchen.
    «So», sagte sie munter, «das wär's dann. Was kann ich außerdem für die Herren tun?»
    Oh, es gab eine Menge, was sie hätte tun können. Ich dachte aber nicht, daß Dan sein Laster so unmittelbar zu erkennen geben würde.
    «Haben Sie was zu trinken?» fragte er. Ich schaute zu Boden. «Es war so heiß hier. Die vielen Kilowatt und der Konfirmandenanzug.»
    «Genügt eine Coca?»
    «Hier würde mir sogar Buttermilch genügen», sagte Dan.
    Wir gingen in das Zimmer, das wir schon kannten. Ich sprang auf die Couch. Dan blieb stehen. Sie verschwand und blieb einige Minuten weg. Als sie wiederkam, war sie ohne Kittel und sah bildhübsch aus. Sie brachte eine Vase für Dans Rosen. Dann nahm sie mich mit in die Küche, und während sie die Cocaflaschen aus dem Eisschrank holte und öffnete, trank ich mit Behagen eine Tasse kalter Milch leer. Dan bekam seine Coca. Nur schwer

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