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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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konnte er seine Begeisterung verbergen, als noch eine kleine Flasche Rum auftauchte.
    Ich beobachtete Dan. Sämtliche Sofakissen und die Tischdecke wollte ich fressen, wenn er nicht schon in unsere Fotografin verschossen war. Ritas Chancen wurden zusehends geringer. Dan begann Konversation zu treiben.
    «Sie machen sonst keine Porträtaufnahmen?»
    «Nein. Mode.»
    «Aha. Süße Mädchen in Taft und Tüll. Wirklich nett, mit uns eine Ausnahme zu machen. Im Abendkleid hätten wir komisch ausgesehen.»
    Sie deutete auf mich.
    «Haben Sie etwas dagegen, wenn ich sein Bild an meine Redaktion schicke?»
    «Gegen nichts, was Sie tun, habe ich etwas», sagte Dan. «Außerdem ist das der Weg zum Ruhm. Viele Filmstars stammen aus der Konfektion. Ich will seiner Karriere nicht im Wege stehen.»
    Sie tranken auf meine Karriere.
    «Ganz allein wohnen Sie hier?» fing Dan wieder an.
    «Ja.»
    «Mir geht's genauso. Blasius ist mein einziger Hausgenosse.»
    «Wo haben Sie ihn her?»
    Dan erzählte von Rohmarken und Frau von Quernheim.
    «Wenn die wüßte, daß er in fremde Autos steigt! Sie würde ihn verleugnen.»
    «Hat sie noch mehr?»
    «Er war der letzte von seinem Wurf», sagte Dan.
    «Aber da kommen bald neue.»
    Das Mädchen blickte sinnend auf mich.
    «Ich möchte auch einen», sagte es leise. Ich freute mich. Rita hätte das nie gesagt.
    «Liebe Künstlerin», sagte Dan schließlich, «wann sind unsere Bilder fertig?»
    «Freitag.»
    «Wir möchten uns revanchieren. Geben Sie uns am Freitag die Ehre zu einem Junggesellenabend und bringen die Bilder mit?»
    Sie sagte ja. O Wonne.
    Wir gingen die Treppe hinunter, und Dan warf einen Blick zurück auf das Schild neben ihrer Tür.
    «Eva...», murmelte er.
    Eva, dachte ich.
    Im Auto legte Dan kurz seine Hand auf meinen Kopf.
    «Prima hast du das gemacht, mein Ohrenflattrich », sagte er lobend.
     
    Der große Tag war da — Freitag. Um halb sechs kam Herrchen vom Einkaufen zurück, beladen wie ein Maulesel. Neunzig Minuten blieben uns noch Zeit, um die Wohnung herzurichten. Die Putzfrau war am Morgen schon dagewesen, hatte mich von einer Ecke in die andere gekehrt und über die verlotterte Junggesellenwirtschaft geschimpft. Jetzt begann Dan wieder die Wohnung zu schmücken. Mit Frohlocken bemerkte ich, daß er sich noch mehr Mühe gab als vor Ritas Besuch. Überall standen Blumen herum. Auf den Rauchtisch stellte er Gläser, Salzstangen und Zigaretten. Darauf begaben wir uns in die Küche. Dan zerschnitt einen Weißbrotknüppel und belegte die Scheiben mit verschiedenen leckeren Zutaten. Ich saß daneben und fing die Brocken auf, die er in erfreulich kurzen Abständen herunterwarf. Er hatte mir gerade einen Löffel Fleischsalat auf die Nase geklatscht, als es klingelte.
    Dan hielt inne, und wir sahen uns an.
    «Wer zum Henker ist das?»
    Ich wußte es nicht. Dan legte die Butter hin und ging hinaus. Ich leckte den Fleischsalat notdürftig von meiner Nase und folgte ihm. Als ich vor der Tür angekommen war, roch ich Evas herbes, frisches Parfüm und erinnerte mich im gleichen Augenblick, daß wir sie statt um sieben schon um sechs eingeladen hatten.
    Dan öffnete. Draußen stand Eva. Ihr Cocktailkleid unter dem Mantel war ein einziger Sommertraum. Sie sah den hemdsärmeligen Dan, mit dem Messer in der Hand, und mich, mit der Fleischsalatnase. In ihrem Gesicht zuckte es.
    «Gütiger Himmel», sagte Dan erstaunt, «ist es schon sieben?»
    «Sechs», sagte sie.
    «Sechs?... Ach, ich Riesenrindvieh! Kommen Sie herein, bitte!»
    Sie tat es. Dan legte das Messer auf das Spiegelbord und half ihr aus dem Mantel.
    «Das ist ja eine entsetzliche Pleite», stotterte er. «Bin ich denn schon so vertrottelt? In der Küche steht das halbfertige Abendbrot, und mein Bart knistert, wenn Sie drüberstreichen.»
    «Ich mache lieber das Abendbrot fertig», sagte Eva entschlossen. «Sie rasieren den Bart ab, und nichts ist verloren.»
    Sie ergriff das Messer. Dan öffnete wortlos die Küchentür. Ich drückte mich hinter Eva durch und ließ mich am alten Platze nieder.
    Ihre Hände vollendeten das Werk spielend. Währenddessen hörten wir im Bad das Wasser rauschen und den Rasierapparat surren. Eva lächelte mich an und gab mir einen Wurstzipfel; ich strahlte zurück.
    Sie trug die Platte ins Wohnzimmer. Unser Hausherr erschien frisch gewaschen.
    «Der Bart ist ab. Und Sie sollte man in Platin fassen. Einen Cocktail für den Appetit?»
    Sie nickte. Während Dan draußen mit den Flaschen klapperte,

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