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Liebe auf krummen Beinen

Liebe auf krummen Beinen

Titel: Liebe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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und nebenan wurde der gedeckte Tisch sichtbar. Neben den Tellern glitzerte das Silber. Die Servietten bildeten kunstvolle Pyramiden. Mir wurde weh ums Herz, als ich an unser Tafelaluminium und die derben Teller dachte. Geld müßte man haben!
    Dan bekam seinen Platz Rita gegenüber. Der Haushofmeister servierte mit lautloser Eleganz. Ich saß neben Moritz in gebührender Entfernung vom Tisch. Der Duft der Suppe ließ mir das Wasser über den Gaumen laufen. Aber Moritz blieb eisern sitzen, und auch ich wagte nicht zu betteln. Es hätte ein schlechtes Licht auf Dan geworfen. Also verharrte ich, Stolz in der Miene und Hunger im Bauch.
    Nach der Suppe gab es duftende Pasteten mit Ragout. Moritz' Staubwedel fing an zu zittern. Eine Höllenqual! Sie wollten nur sehen, wer von uns zuerst weich werden würde, diese Bande.
    Als nächstes erschienen die Steaks auf einer riesigen silbernen Platte. Mir begannen die Sinne zu schwinden. Dan belud sich schamlos den Teller mit Pilzen. Im nächsten Augenblick brach des Pudels Widerstand zusammen. Er stand auf, schnüffelte hörbar, tänzelte auf den Tisch zu und erhob seine Samtaugen zu Dan, der ihm am nächsten saß.
    «Na», fragte Dan mit Schadenfreude, «hast du Hunger?»
    Frau van Eck blickte mit ärgerlicher Entrüstung auf ihr verschorenes Haustier.
    «Moritz! Du bettelst doch nicht etwa?»
    Nein, er will um deine Hand anhalten, dachte ich.
    «Nimm dir ein Beispiel an...»
    Zu spät! Auch mich hatte die Kraft verlassen. Die Steaks zogen mich zum Tisch wie ein Magnet eine Stecknadel. Immerhin hatte ich zehn Sekunden länger ausgehalten.
    Jetzt erfaßte Herrn van Eck Mitleid mit uns. Er rief den Butler.
    «Wolters — bewirten Sie die beiden Herren in der Küche!» Wolters forderte uns mit höflicher Miene auf, ihm zu folgen. Wir trabten über eine kühle Treppe nach unten. Aus der Küche erscholl fröhliches Gelächter. Eine rundliche Köchin und ein Mädchen mit frecher Stupsnase und kessem Mundwerk begrüßten uns mit Freudengeschrei. Jeder von uns bekam einen Teller, fabelhaft garniert, fast wie die der Herrschaften. Fehlte nur noch, daß sie mir Messer und Gabel und eine Serviette gegeben hätten.
    Während wir futterten, stärkte sich Wolters mit etlichen Cognacs aus einer Flasche seines Arbeitgebers. Ich nagte meinen Knochen ab, bis er aussah wie die Stoßstange eines Autos. Dann wechselten Moritz und ich die Plätze und inspizierten jeder den Teller des anderen. Aber da war nichts mehr zu holen.
    Jeder trank etwa einen halben Liter Milch. Mein Bauch blähte sich auf wie ein Luftballon.
    Oben schien man auch mit dem Essen fertig zu sein, denn Wolters 'entschwand, nachdem er einen Strich an die Cognacflasche gemacht hatte. Die Köchin stellte eine glitzernde Eisbombe in den Speiseaufzug. Dann begann es nach Kaffee zu riechen. Allmählich verstand ich, warum Dan sich Rita warmhielt. Nur von der Liebe konnte man nicht leben.
    Wir verabschiedeten uns dankbar vom Küchenpersonal und zogen uns wieder in die oberen Gemächer zurück.
    Man saß im Wintergarten hinter den Kaffeetassen. Dan rauchte eine dicke Zigarre. Er schien nach dem guten Essen etwas müde zu sein.
    Mir ging es ähnlich. Ich legte mich auf ein Eisbärenfell im Eßzimmer zur Ruhe. Durch die Tür konnte ich die Stimmen hören.
    «Was sind Sie eigentlich jetzt?» fragte Ritas Mutter, so direkt, wie Frauen eben fragen.
    «Kriminalkommissar», antwortete Dan.
    «Wie interessant! Und was verdienen Sie da?»
    «Wenig, gnädige Frau. Der Weg zum Polizeipräsidenten ist mit mageren Einkünften gepflastert.»
    Frau van Eck schwieg, und dieses Schweigen schien mir ihre Geringschätzung für minderbemittelte Schwiegersöhne zum Ausdruck zu bringen. Sehr günstig!
    «Wie alt sind Sie?»
    «Zweiunddreißig», antwortete Dan wahrheitsgemäß.
    «Über Dreißig und noch nicht verheiratet?»
    «Es nimmt einen ja niemand», sagte Dan betrübt. «Und nette Schwiegermütter sind so selten.»
    «Schwiegermütter», rief Herr van Eck fröhlich, «da fällt mir ein feiner Witz ein! Ein Mann kommt zum Tierarzt. brüllt der Tierarzt, »
    Herr van Eck lachte am lautesten, Dan etwas verhaltener.
    «Otto!» sagte die Dame des Hauses nur — und die Herren verstummten.
    « Dan , hast du dir meinen Vorschlag überlegt?» fragte Rita mitten

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