Liebe auf krummen Beinen
spielte sie mit mir. Sie zog mich sanft an den Ohren, und ich schlug mit den Pfoten nach ihrer Hand.
Dan füllte die Gläser. Er stellte sich neben seinen Sessel und hielt folgende Ansprache: «Verehrtes Fräulein Gengenbach! Herr Blasius von Rohmarken und ich erlauben uns, dem schönsten und nettesten Mädchen dieser Stadt zu ihrem ersten Besuch in unserer Hütte ein fröhliches Prost zuzurufen!»
Sie tranken. Eva spitzte die Lippen.
«Oh! Was ist da?»
« Daiquiri », erklärte Dan. «Der Cocktail Hemingways. Rum mit Fruchtsaft, in diesem Falle Ananassirup. Eiskalt.»
«Fein», sagte sie und trank das Glas aus.
Sie machten sich über die Platte her. Ich wurde von zwei Seiten gefüttert, und der Umfang meiner Taille nahm bedenklich zu. Dan räumte die Platte weg, holte Coca und Rum und stellte Musik ein. Eva ging einen Augenblick hinaus und hielt unsere Bilder in der Hand, als sie wieder hereinkam. Ich sprang auf den dritten Sessel, und wir rückten zusammen, um besser sehen zu können.
Dans Paßbilder waren gut, aber man sah gleich, daß ihm der nötige Ernst gefehlt hatte. Wir beide zusammen erweckten den Eindruck, als wären wir von einem Wanderzirkus, und ich sah aus wie mein eigenes Denkmal. Fehlte bloß die Inschrift.
«Fabelhaft», sagte Dan. «Keiner Ihrer Fachgruppe hätte es besser gekonnt. Und nun suchen Sie sich eins davon aus.»
«Nein.»
«Bitte!»
Sie nahm meins. Ich versuchte, in Dans Gesicht zu erkennen, ob er sich ärgerte, aber er verzog keine Miene.
«Richtig. Er ist der Bessere von uns beiden. Und wann kriegen wir eins von Ihnen?»
«Ich fotografiere nur andere Leute.»
«Ich habe einen alten Selbstauslöser.»
«Ich ...»
Es klingelte.
Dan sah mit gequältem Gesicht zur Tür.
«Wer ist das nun wieder?»
«Die Dame, die Sie um sieben Uhr eingeladen haben», sagte Eva vergnügt. Dan sah mich besorgt an.
«Entschuldigung», sagte er.
Man soll einen Gast nicht allein sitzen lassen. Aber meine Neugier besiegte mich. Ich folgte Herrchen. Schon auf halbem Wege wußte ich, was los war.
Der Duft! Sumpfblüten, eine Spur zu weich, um zu erfrischen, und eine Spur zu schwer, um nicht lästig zu sein.
Rita, die Göttliche. Na, dann gute Nacht.
Sie betrachtete erstaunt den aufpolierten Dan, der sichtlich um seine Fassung rang.
«Nanu! So gepflegt kenne ich dich ja gar nicht! Guten Abend!» Dan faßte sich schnell. «Bei mir ist Besuch», sagte er. «Aber deswegen sollst du nicht dursten. Tritt ein!»
Sie tat es. Sie trug ein himbeerfarbenes Gewand mit einem Glockenrock, dazu ein Barett wie ein Landsknecht. Auch in Himbeer . Eine einzige große Himbeere.
Dan blieb in der Tür stehen. Während sie vor dem Spiegel verweilte, warf sie schnelle Blicke auf Evas Mantel. Dann kam sie ins Wohnzimmer.
«Ich darf bekannt machen», sagte Dan mit Würde, «Fräulein van Eck — Fräulein Gengenbach.»
Die Damen reichten sich die Hände und musterten sich, blitzschnell, aus den Augenwinkeln heraus und zwischen den Wimpern hindurch, so wie es nur Frauen können, Angehörige eines Geschlechtes, das den eigenen Mitgliedern am wenigsten traut. Rita beschlagnahmte meinen Sessel. Ich sprang auf die Couch, um besser beobachten zu können.
Eva war lässig sitzen geblieben, wie ein schönes, träges Tier. Rita hielt das Kreuz steif, und als sie Dans Feuer entgegennahm, sah ich, wie ihre Hand mit der Zigarette ein wenig zitterte. Es machte ihr mehr Mühe, ruhig zu bleiben, als Eva.
Dan goß ihr ein.
«Wenn ich gewußt hätte, daß du kommst, hätten wir mit dem Essen gewartet.»
«Ach wie nett», sagte sie spottend. «Dabei wollte ich dich gerade zum Essen einladen. Ich kam zufällig vorbei und mir fiel ein, dich zu fragen, ob du morgen zu uns kommen willst.» Fauler Zauber. Ebensogut hätte sie anrufen können.
«Was gibt es?» fragte Dan unerschüttert.
«Steak mit Pilzen.»
«Wir kommen.»
Fein, wie elegant er mich mit einlud.
Ihr Blick wurde starr. Sie sah zu Eva, dann zu mir.
«Ach so. Ja, natürlich... bring ihn nur mit.»
Dan hob sein Glas und trank seinen beiden Frauen zu. Rita entdeckte die Bildertüte.
«Was ist das?»
«Das Werk von Fräulein Gengenbach.»
«Oh! Darf ich?»
Sie betrachtete unsere Bildnisse. Währenddessen sah Dan Eva lächelnd an.
«Such dir eins aus», sagte er.
Mir war vollkommen klar, welches sie nehmen würde.
«Das kleine stehle ich dir. So lange kennen wir uns schon, und ich habe noch kein anständiges Bild von dir.»
«Nimm hin», sagte Dan mit
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