Liebe auf krummen Beinen
Begegnung mit Johnny.
«Du sagst ihm, ich hätte Blasius bei dir gelassen, weil ich fortmußte. Dann wird das noch glaubwürdiger. Heute früh vor meiner Abreise habe ich ihn hergebracht.»
«Gut.»
«Weiter. Ich habe Rita alles erzählt. Erstens, um sie nicht länger in Sorge zu lassen. Zweitens kann es nicht schaden, wenn sie als Bestohlene Zeugin von Johnnys Auftritt ist. Um so weniger kann er sich rausreden.»
«Und wenn er etwas merkt?»
«Er wird nichts merken. Paßt auf.» Dan beugte sich vor und sprach eindringlich weiter. «Du tust, als hättest du etwas vergessen und rennst mit Karacho die Treppe hinunter. Aber nur bis zum zweiten Absatz. Dann kommst du leise wieder zurück, wie ein Fuchs auf Gummisohlen. Rita, du wartest in der Dunkelkammer. Schließ von innen zu, damit er nicht rein kann. Wenn ihr meine Stimme hört, kommt ihr beide zum Schlafzimmer. Das ist alles.»
Sie rauchten schweigend. «Was willst du mit ihm tun?» fragte Rita in die Stille hinein.
Dan zuckte die Achseln. «Das liegt bei dir. Du kannst ihn anzeigen. Gefängnis ist ihm sicher.»
«Erst mal sehen, wie er sich benimmt.» Rita blickte Eva an. «Was sagst du zu der Unverschämtheit?»
Evas Augen funkelten.
«Dem werde ich es sagen — nachher!»
Dan sah zur Uhr.
«Auf, auf, Kameraden! Wenn er eine Dame besucht, ist er immer zu pünktlich. Eva, räum auf! Weg mit der Asche und unserer Garderobe. Stell die Pulle hin und mach es ihm gemütlich. Er soll sich wie zu Hause fühlen, der Gute!»
Eva riß alle Fenster auf und ließ den Qualm hinaus. Mit ein paar Handgriffen zauberte sie eine Empfangsatmosphäre herbei. Sie knipste die Stehlampe an und stellte Blumen auf den Tisch. Die Gläser und die Eisschüssel standen bereit. Es sah so aus, als hätte sie sich schon einen Monat auf Johnnys Besuch gefreut.
«Prima», sagte Dan sarkastisch. «Such das Glück nicht weit — es liegt in der Häuslichkeit. Ist die Kette richtig versteckt?»
«Ja. Habe alles so aufgebaut, wie es war. Sogar eine neue Puderdose. »
«Die muß ich übrigens noch bezahlen.»
«Ach geh!»
«Alsdann! Rita! Ab mit dir, in den Kasten!» Eva nahm die Mäntel mit und brachte Rita zur Dunkelkammer. «Hier kannst du dich hinsetzen. Rühr dich möglichst nicht, damit nichts runterfällt und Lärm macht.»
Sie schloß die Tür. Dan ging mit ihr ins Schlafzimmer. Sie zog die Vorhänge zu. Sie reichten bis zum Boden herunter. Dan verschwand dahinter. Die Wand war ziemlich dick, und die Fensternische hatte genügend Tiefe. Von Dan war nichts zu sehen.
«Fällt was auf?»
«Nein.»
«Schön. Verzieht euch ins Wohnzimmer und seht normal aus.»
«Oh, Dan. Wenn es nur klappt!»
«Keine Sorge. Hauptsache, daß du jetzt deine Sache gut machst. Sei ein liebendes Weib! Bist du das?»
Sie kam zum Vorhang heran, und sie küßten sich durch den Spalt. ? «Mach's gut, Kleine.»
Eva seufzte leise und schloß die Tür hinter uns.
Ich ging mit ihr ins Wohnzimmer. Eva nahm eine Zigarette. Ich sprang auf einen anderen Stuhl und lauschte den Geräuschen. Unendlich langsam schlichen die Minuten dahin.
Ich hatte Muße, Eva zu betrachten. Wenn diese Geschichte erledigt war, würde wohl über Heirat gesprochen werden. Dann war's aus mit dem Lotterleben. Na ja. Mal mußte ein Frauchen ins Haus. Dan war alt genug. Eva war ein Prachtstück. Was sollten wir lange herumsuchen? Hier mußte man zugreifen. Natürlich benehmen sich Mädchen nach der Hochzeit oft ganz anders als vorher. Aber ganz ohne Risiko geht nichts. Und schließlich hatte ich die Sache eingefädelt. Nun mußte ich mitmachen. Außerdem gönnte ich Eva keinem außer uns, wenn ich ehrlich sein sollte. Sie redete nicht so viel und konnte wunderbar streicheln — von allem anderen abgesehen.
Eva nahm ein Buch und blätterte darin herum. Ich dachte an Dan hinter dem Vorhang und an Rita in der Dunkelkammer. Woran würde sie denken? Rita mehr an Dan als an ihre Kette, und Dan umgekehrt.
Dan roch Evas Parfüm aus allen Richtungen, und Rita roch den Entwickler und das Fixiersalz. Es war schon eine recht komische Situation.
Kurz vor halb sieben hörte ich das Geräusch von Johnnys Motor durch den Straßenlärm, der durch das offene Fenster drang. Ich kann alle Motoren auseinanderhalten und finde sie aus dem größten Krach heraus.
Ich setzte mich aufrecht und sah Eva an. Sie legte ihr Buch hin.
«Was ist denn? Kommt er?»
Er wird gleich hier sein, dachte ich. Hörst du es nicht? Im nächsten Moment klingelte es. Lange
Weitere Kostenlose Bücher