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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ist!« sagte Anna bedauernd, »jetzt wird es Zeit für euch zu gehen.«
    »Ich möchte für deinen Lorenzo etwas tun!« sagte er heftig.
    Annas Gesicht verfinsterte sich: »Das erlaube ich nicht! Er ist mein Sohn, er gehört mir ganz allein — und ich werde ihn niemals mit jemand teilen! Auch mit dir nicht, Lorenzo. — Und was willst du schon tun? Willst du mir ein paar tausend Lire in die Tasche meiner Schürze stecken? Was willst du dir damit erkaufen?«
    »Erkaufen — nichts! Aber, zum Teufel, verstehst du denn nicht, daß der Gedanke daran, daß hier ein Sohn von mir lebt...«
    »Ich habe dir gesagt, daß es dein Sohn ist!« unterbrach sie ihn fast schroff und mit aufflammendem Blick. »Ich habe dir gesagt, daß dieser Sohn ein Geschenk ist, das ich mir von der Madonna erbeten habe und das sie mir gnädig gegeben hat, damit ich nie einsam bin und damit die Erinnerung an dich in mir immer lebendig bleibt!« Sie streckte ihm die Hand entgegen: »Und jetzt kein Wort mehr darüber!« sagte sie ruhig, »geh nun — es wird bald dunkel sein.«
    »Gut«, murmelte er, »gehen wir... Morgen ist auch noch ein Tag... und so kommen noch viele Tage...«
    »Tage wie heute und gestern, Tage, die nichts an dem ändern werden, was ich dir gesagt habe!«
    Lorenz erhob sich endgültig und wandte sich Elisabeth zu. Seine Stimme klang nicht anders als sonst auch: »Sei mir nicht böse, es hat ein wenig länger gedauert... Anna hatte mir viel zu erzählen... vom Tode des alten Anselmo... und Geschichten aus Gargna-no, die sich hier inzwischen ereignet haben...«
    »Schon gut, Lorenz, ich habe mich nicht gelangweilt. Es ist ein netter kleiner Hund..., und er schaut mich an und versteht mich, als ob er Deutsch spräche... Nur übersetzen kann er natürlich nicht, das ist sein einziger Fehler.«
    Sie erhob sich und reichte Anna die Hand.
    »Arrivederla, Signora Anna...«
    »Arrivederla, Signora Elisabeth... buona notte!«
    »Gute Nacht, Anna!« sagte auch Lorenz. Sie gab ihnen bis zur Gartenpforte das Geleit und winkte ihnen nach, bis sie hinter einer Biegung des Weges verschwunden waren. Dann ging sie langsam ins Haus zurück — und hörte plötzlich den Schlag des Haumessers und das Krachen von dürrem Reisig.
    »He!« rief sie und lief um die Ecke.
    Am Hackstock, einer dicken Holzplatte mit drei Beinen, stand Lorenzo und vollendete die Arbeit, in der sie unterbrochen worden war.
    »Wie kommst du her, und seit wann bist du hier?« fragte sie mißtrauisch, »hast du etwas von meiner Unterhaltung mit dem fremden Signore gehört?«
    »Nein, Mamina, ich sah dich bei den Fremden sitzen und wollte euch nicht stören, so habe ich mich an der Mauer entlanggeschlichen und bin oben im Garten geblieben, bis sie gegangen sind. Eine schöne Dame, nicht wahr? Sie hat mir für hundertfünfzig Lire Limonen abgekauft, und ich habe ihr die besten gegeben, fast frische Ware. Was wollten die beiden bei dir?«
    »Sie waren den Berg hinangestiegen, und die Dame hatte Durst. Sie bat mich um ein Glas Most...«
    »Hoffentlich hast du ihnen gehörig was abgenommen!« sagte er geschäftstüchtig, »es sind reiche Leute. Er trägt das Geld lose in der Tasche wie ein Amerikaner. Sonst tragen es die Deutschen in einer kleinen Ledermappe an der Brust, und manchmal sogar eingeknöpft...«, er machte mit der braunen, schmutzigen Hand einen kurzen Drehgriff nach hinten und kniff ein Auge zu, »du verstehst!«
    »Sie hatten Durst und baten um etwas zu trinken... Ich habe sie als meine Gäste bewirtet. Man muß auch ein Herz haben!«
    »Aber doch nicht den Fremden gegenüber!« rief er entrüstet, »und besonders dann nicht, wenn sie so gut bestückt sind! Du wirst niemals eine Geschäftsfrau, Mamina. Ich werde die Augen offenhalten müssen, wenn wir erst das Cafe der Signora Donatello haben. Dort werden nur Leute zu uns kommen, die Durst haben. Und dann wirst du ihnen auch den Wein aus Caritate vorsetzen, wie?«
    »Halt endlich den Mund, du Frechdachs« sagte sie und klopfte ihm mit dem Knöchel des Mittelfingers auf den Kopf.
    »Ich habe Hunger, Mamina... Mein Bauch ist ganz hohl wie ein leeres Faß. Was gibt’s zu essen?« Er schnupperte ins Haus, wo der Topf mit Risotto und Gemüse und einem Hammelknochen an einer eisernen Kette über dem offenen Feuer brodelte.
    »Wasch dich zuerst, so schmutzig kommst du mir nicht an den Tisch, du kleines Schwein!«
    »Das bißchen Dreck!« murrte er und schnalzte mit den Fingern.

    Lorenz schloß das Fenster, bevor er die

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