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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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italiano. Aber, Lorenzo, so viel verstehe ich doch, um zu wissen, daß figlio Sohn heißt. Und so viel verstehe ich auch, um zu wissen, daß es kein Zufall ist, wenn der Sohn, von dem Anna sprach, ausgerechnet Lorenzo heißt! Und so viel verstehe ich ebenfalls, daß auch die Ähnlichkeit zwischen dem großen und dem kleinen Lorenzo, die mir im ersten Augenblick auffiel, ohne daß ich natürlich von den Zusammenhängen eine Ahnung hatte, kein Zufall ist! So viel verstehe ich!«
    »Aber das ist doch heller Wahnsinn!« stieß er, blaß geworden, hervor. »Wahrhaftig, es ist mir völlig unbegreiflich, wie du auf diese absurde Idee kommst! Aus einer Ähnlichkeit, der du hundertfach begegnen wirst, aus dem Gleichklang der Namen...«, er verwirrte sich und setzte den unvollendeten Satz mit einer nervösen schraubenden Handbewegung fort, während er sich mit der Zungenspitze die spröden Lippen befeuchtete. Sie ließ ihn zappeln und sah ihn mit leicht schräg geneigtem Kopf aufmerksam von unten herauf an.
    »Sei doch ehrlich, Lorenz«, bat sie schließlich mit einer kleinen Geste, als wolle sie ihm über den Tisch hinweg die Hand auf die Schulter legen, »ich sagte dir doch schon, daß du ein ganz unbegabter Schauspieler bist. Und wenn ich mich besser in der Gewalt hätte, dann würde ich es vielleicht fertigbringen, heute und morgen und ein paar Tage lang zu schweigen und zu warten. Auf die Stunde zu warten, in der du dir endlich ein Herz faßt, mir alles zu sagen. Oder hättest du diesen Mut nie gefunden?«
    Er bewegte die Lippen, aber er brachte keinen Ton heraus.
    »Trink einen Schluck«, sagte sie leise, »trink, wenn dir das Sprechen dadurch leichter wird. Ja, laß uns trinken. Mir ist genauso erbärmlich zumute wie dir. Die große Trockenheit, weißt du... Ich habe das Gefühl, mein Herz wäre plötzlich eingeschrumpft.«
    »Mein Gott, Elisabeth!« stammelte er abgeschnürt.
    »Hab keine Sorge, Lorenz, ich mache dir keine Szene. Und ich mache auch keine Tragödie daraus. Aber ich weiß auch nicht, wie das weitergehen und was aus uns werden soll...« Er nahm den Asti aus dem Kühler und schenkte sich sein Glas, das noch halb voll Rotwein war, bis zum Rande voll und stürzte die Mischung in einem Zug in die Kehle.
    »Glaub mir, ich habe nicht die Absicht gehabt, es dir für alle Zeiten zu verheimlichen«, sagte er nach einer kleinen Weile. »Ich war mir nur über den Zeitpunkt unschlüssig, wann ich es dir sagen sollte. Versetz dich doch einmal in meine Lage, oder versuch es wenigstens zu tun... Ich kann mir keine peinlichere und schlimmere Situation für einen Mann vorstellen, der seit ein paar Tagen verheiratet und mit seiner jungen Frau auf der Hochzeitsreise ist. Nein, bei aller Phantasie, etwas Scheußlicheres als das, was mir heute passiert ist, gibt es nicht!«
    »Du hast keine Ahnung davon gehabt?«
    »Ich schwöre dir, daß ich von der Existenz dieses Kindes nichts, aber auch gar nichts gewußt habe. Ich konnte es ja auch gar nicht ahnen, weil Anna mir heute sagte, daß sie damals, als ich Gargnano verließ, es selber noch nicht wußte, sondern daß sie damals nur hoffte, sie werde ein Kind bekommen.«
    »Hoffte?!« fragte sie und beugte sich ungläubig vor.
    »Ja, hoffte!« antwortete er und ließ die Hände in den Schoß fallen, als stände er vor einer Aufgabe, die über seine Kraft ging. »Es hat kaum einen Zweck, es dir zu erklären. Ich müßte Annas eigene Worte genauso wiederholen, wie sie sie ausgesprochen hat, wenn das, was sie mir erzählte, nicht verzerrt erscheinen und fast lächerlich und für dich völlig unglaubwürdig klingen soll. Sie hat sich dieses Kind von der Madonna gewünscht, verstehst du? Nein, du verstehst es nicht, und es ist hoffnungslos, es dir erklären zu wollen...«
    »Vielleicht verstehe ich es doch«, sagte Elisabeth. Sie saß sehr gerade auf ihrem Stuhl, mit handbreitem Abstand von der Rückenlehne. »Und ich glaube dir auch, daß du von der Existenz des Kindes nichts gewußt hast. Ich verstehe aber eines nicht, daß du dich nie um Anna gekümmert hast, wenn du ihr so viel zu verdanken hattest. Dein Leben, nicht wahr?«
    »Ja — und jetzt spielst du noch darauf an, daß ich den Weg nach Gargnano heute nur zögernd einschlug?«
    »Ja«, nickte sie, »und ich werde das Gefühl nicht los. daß du befürchtetest, Anna begegnen zu können.«
    »Wundert dich das etwa?« fragte er heftig. »Der Mann müßte ja geradezu verrückt sein, der es darauf anlegt, seiner Frau ausgerechnet

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