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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Marchesa sprechen, Signor Berra!«
    »Unmöglich, Maresciallo!« sagte er hastig und beschwörend. »Sie haben der Marchesa genug Unglück gebracht! Ich mache mir die größten Sorgen um sie. Ich glaube wahrhaftig, Sie wissen beide nicht, worum es geht! Ums nackte Leben!«
    »Hören Sie, Signor Berra«, sagte ich und legte die Hand an die Pistolentasche, »Sie werden nicht verhindern, daß ich mich von der Marchesa verabschiede! Mehr noch: Sie werden dafür sorgen, und zwar in aller Heimlichkeit, daß in einer halben Stunde ein Zivilgewand für mich bereitliegt. Das abgetragene Zeug eines Landarbeiters, komplett von den Schuhen bis zum Strohhut! Haben Sie mich verstanden?!«
    »Soll ich mich Ihretwegen an die Wand stellen lassen?«
    »Das wird an Ihrer Geschicklichkeit liegen. Sie kennen den Felsblock, der zweihundert Schritt von hier neben der Straße liegt. Dicht daneben steht eine kleine Baumgruppe. Dort erwarte ich die Marchesa und den Anzug. Wenn Sie meinen Wunsch nicht erfüllen, stehe ich für nichts ein. Und ich schwöre Ihnen, daß ich zu allem entschlossen bin.«
    »Was sind Sie für ein Mensch, Maresciallo...!« sagte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn, »und was war es für ein Unglückstag, der Sie nach Castellano führte!«
    Ich drehte mich um und wanderte langsam die Straße nach Ca-mogli zurück. Es war schon fast sommerlich warm. Am samtschwarzen Himmel begannen die Sternbilder des Winters unter den Horizont zu sinken. Die Sichel des Neumondes schwebte zwischen Venus und Jupiter über den Bergen. Auf hoher See blitzten Scheinwerfer auf. Leuchtkugeln zerbarsten über der schwarzen Wasserfläche, und farbige Signale blinkten Botschaften von Bord zu Bord. Es waren Lichtzeichen von Patrouillenbooten, die die Küste bewachten. Ich setzte mich in dem kleinen Wäldchen auf die Erde nieder und lehnte den Rücken gegen einen Baum. Eine Zigarette wagte ich nicht anzuzünden. Endlich kam Gina. Der Abschied war furchtbar. Ich gab ihr die Anschrift meiner Eltern. Sie preßte sich an mich und vermochte vor Tränen kaum zu sprechen.
    »Schreibe an Don Serafino, sobald du mir eine Nachricht zukommen lassen kannst...«
    »Ja, Liebste, ich werde an Don Serafino schreiben, sobald es möglich ist!«
    »Ich werde auf dich warten, Lorenzo! Und wenn es Jahre dauern sollte.« — Sie schloß die Augen und preßte das Gesicht in meine Schulter. »Ich bereue es, daß ich nicht den Mut hatte, in Wirklichkeit deine Frau zu werden, Lorenzo... Gott hätte es mir verziehen.«
    »Es wird nicht lange dauern, und du wirst meine Frau sein. Versprich mir jetzt, daß du morgen versuchen wirst, wenigstens nach Genua zu gehen. Du bist in der Großstadt sicherer...«
    »Die Haare werden nachgewachsen sein, bis du mich wiedersiehst.«
    »Um Gottes willen, sprich nicht davon!«
    Jemand näherte sich der Baumgruppe, in deren Dunkelheit ich Gina umschlungen hielt. Es war Signor Berra. Er trug ein Bündel unter dem Arm und warf es mir vor die Füße.
    »Kommen Sie, Marchesa!« sagte er scharf.
    »Versprechen Sie mir, Signor Berra, daß Sie alles tun werden, um die Marchesa noch vor Tagesanbruch nach Genua zu bringen!«
    »Ich will tun, was in meiner Macht steht, Maresciallo. Aber gehen Sie jetzt! Gehen Sie schnell!«
    Ich führte Gina zu ihm, und er nahm sie wie ein Kind bei der Hand, ich aber packte das Bündel und lief davon. Hinter mir hörte ich einen Ruf wie den klagenden Schrei eines Nachtvogels.
    »Lorenzo... komm wieder!«
    Eine Hand preßte sich vor ihren Mund und erstickte den Laut. Ich drehte mich nicht um. Das Herz lag mir wie ein Klumpen Blei in der Brust. Noch vor Camogli wechselte ich die Kleider. Die Uniform verbarg ich unter einem großen Agaventeller. Ich hob mit dem Messer so viel Erde aus, daß ich das Kleiderbündel in dem Loch verstauen und die dornige Scheibe darüberbreiten konnte. Dann schlug ich mich über die Berge und durch die Wälder nach Norden.

Anna

    In der Rolle eines Landarbeiters stromerte ich auf Seitenwegen von Dorf zu Dorf. Ich spielte einen schwerhörigen, leicht vertrottelten Burschen, und ich spielte ihn so überzeugend, daß ich nie nach zivilen Ausweisen oder Militärpapieren gefragt wurde.
    Vierzehn Tage lang schuftete ich in der Nähe von Torreberetti, einem Landstädtchen zwischen Alessandria und Pavia, bei einem Bauern. Danach sahen meine Hände so zerschunden und schwielig aus, daß es keinem Karabiniere und keiner Militärstreife eingefallen wäre, meine Angaben zu bezweifeln. Wurde

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