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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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guter Lohn. Dahin will ich wieder zurück.«
    Ich schob das Messer befriedigt in die Tasche. Und im nächsten Augenblick war er wie ein Gewitter über mir, und seine Hände umschlossen meine Kehle. Ich ließ mich zurückfallen, zog die Beine an und stieß ihm, während er mich munter zu erwürgen versuchte, die Knie mit voller Wucht in den Bauch. Er stöhnte auf, aber er ließ nicht locker. Mir blieben nur noch Sekunden, nach dem Messer zu greifen und es ihm in die Därme zu rennen. Er merkte natürlich, worum ich mich bemühte und verdoppelte seine Anstrengungen, mir die Gurgel abzudrücken. In der Erregung der Gefahr vergaß ich mich und keuchte, das Stilett schon in der Hand, auf deutsch: »So, du Schwein, jetzt habe ich dich!«
    Er ließ meine Kehle so plötzlich los, als hätte er glühendes Eisen angefaßt und starrte mich an. Diese Reaktion kam auch für mich so überraschend, daß ich mit dem entscheidenden Stoß der blanken Klinge zögerte.
    »Mensch!« japste er in unverkennbarem Berliner Tonfall, »ick wer varickt! Da hätten wir uns uff een Haar jejenseitig umjebracht!«
    Ein deutscher Landser wie ich, der sich nach Norden durchschlug!
    »Du wolltest mich tatsächlich abmurksen, du Idiot?« fragte ich und massierte mir die schmerzende Kehle.
    »Ick wees nich, wat ick eentlich wollte«, murmelte er in einiger Verlegenheit, »aber es ist so vadammt schwer, an Papiere ranzukommen... Wo hast du deine her, geklaut?«
    »Blöder Hund, ich hab’ doch selber keine! — Aber bleiben wir lieber beim Italienischen, damit es keine Überraschungen gibt. Wo hast du eigentlich diesen hundsordinären Dialekt her?«
    »Ich war vor dem Kriege fünf Jahre lang Handelskorrespondent in Mailand. — Und wo hast du dein Neapolitanisch her?«
    »Von Peppino... Aber das ist eine Geschichte für sich. Sonst ist es angeboren. Ich heiße tatsächlich Bonaventura, Lorenz Bonaventura... Und du?«
    »Ernst Becker...«
    »Weshalb bleibst du da nicht gleich bei Ernesto?«
    »Ist mir auch recht, Lorenzo. — Wo kommst du her?«
    »Von Camogli, es liegt östlich von Genua vor der Landzunge von Portofino in der Mitte des Golto di Paradiso...«
    »Kenn ich doch. Mensch! Bin ich doch drei- oder viermal durchgekommen. — Warst du bei der Flak?«
    »Ja, Feldwebel...«
    »Bitte rühren zu dürfen!« grinste er, »ich war nur Ober-schnäpser. Früher mal Sonderführer, Dolmetscher beim Verbindungsstab zur italienischen Heeresleitung, bis man uns nicht mehr brauchte und vor einem Jahr zur Truppe abschob. Ausgerechnet Pioniere!«
    Ich packte mein Bündel zusammen und erhob mich.
    »Also, Ernesto, mach’s gut und schreib mir ‘ne Ansichtskarte von daheim, wenn du durchgekommen bist.«
    »He, Kamerad!« sagte er. »Willst du wirklich allein abhauen?«
    »Jeder für sich, Gott für uns alle! Zu zweit hätten wir nur die halbe Chance.«
    »Zwei Kerls, die so gut italiano sprechen wie wir? Daß wir uns erst halb umbringen mußten, ehe wir darauf kamen, was wir für Vögelchen sind! Überleg’s dir mal, ob wir nicht doch zusammen weitertippeln sollen.«
    »Ich sehe wahrhaftig keine Chance darin. Ohne Papiere... Nee, mein Lieber, mit meiner Blödelrolle bin ich bis jetzt ganz gut vorangekommen.«
    »Papiere...«, sagte er, »man müßte sie irgendwo klauen.«
    »Hab’ ich schon zwanzigmal versucht!«
    »Ich meine, zu zweit ginge es leichter«, sagte er sinnend.
    »Wie das?« fragte ich mit erwachendem Interesse.
    »Die Bauern sind jetzt meist auf dem Feld oder in den Obstgärten, nicht wahr? Und die Bäuerin ist allein zu Haus...«
    Ich zog mir die Hand quer über die Kehle und sah ihn fragend an, ob er es auf diese Weise schaffen wolle.
    »Quatsch!« sagte er und errötete wirklich ein wenig, »aber während der eine nach Arbeit fragt und mit ihr redet, räumt der andere die Kommode durch. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich da nichts finden ließe. Gewöhnlich liegen die Taufscheine und Personalpapiere links oben unter der Sonntagswäsche…«
    »Wie du Bescheid weißt...!«
    »Ach, weißt du, ich hatte ein Techtelmechtel mit einer Bäuerin in Bavari und mit einer anderen in Rivarolo... Vollsaftige Werber, nichts dagegen zu sagen... Ich kriegte von ihnen, was ich haben wollte. Bloß Papiere hatten sie nicht. Sonst war alles dran!«
    »Es wäre besser weniger dran gewesen, und sie hätten dafür die Papiere von ihren Männern gehabt.«
    »Hatten sie aber nicht!« sagte er bedauernd. »Willst du über den Brenner heim?«
    »Wird nichts

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