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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Ausreißern in meinem Bett verstecke?
    »Es muß ja nicht gerade in Ihrem Bett sein, Signora...«
    »Oder unter meinem Bett? Wollt ihr das damit sagen? Oder im Bett von meinem Schwiegervater, Nonno Anselmo, der an allen Gliedern schlottert und den ihr zu Tode bringen werdet, ihr verdammten Banditen!«
    »Wir werfen nur einen kleinen Blick ins Haus, Signora Luzzatto, es ist unsere Pflicht...«
    »Einen kleinen Blick... Daß ich nicht lache! Ich kenne eure Blicke! Besonders deine Blicke, Tommasio Anzello!!. Und ich kratze dir deine verdammten Augen aus, wenn du noch einmal den Strahl von deiner gottlosen und schweinischen Taschenlampe auf mich richtest! Also los, werft eure niederträchtigen Blicke ins Haus, und dann verschwindet, oder ich mache euch Beine!«
    »Avanti, Leute, gehen wir lieber... Wir brauchen unsere Augen noch länger... Entschuldigen Sie die Störung, Signora Luzzatto!«
    Die Männer lachten und lärmten und entfernten sich. Ich lag schweißgebadet unter der rauhen Decke. Und dann knarrte die Tür.
    »Bist du von dem Krach wach geworden, Lorenzo?« flüsterte Anna.
    »Ja, ich dachte schon, jetzt hätten sie mich...«
    »Es war nicht so schlimm... Mit diesen Banditen werde ich spielend fertig. Ich fürchtete nur, der Alte würde nicht dichthalten. Aber nun ist es vorbei... Der Madonna sei Dank!«
    »Was war überhaupt los? Wen suchen sie?«
    »Dich nicht, Lorenzo. — In Gargnano sind ihnen ein paar Faschisten aus dem Lager entkommen. Sie müssen noch hier in den Bergen stecken, denn die Straßen nach Riva und Sirmione werden scharf bewacht. Ich fürchtete nur die Hunde, die die Kerle dabei hatten.«
    Sie glitt näher heran und tastete in der völligen Dunkelheit der Kammer nach meinem Kopf.
    »Was ist das! Du hast ja eine nasse Stirn...!«
    »Angstschweiß...«
    »Poveretto...!« flüsterte sie, »was macht die Wunde?«
    »Sie juckt fast unerträglich...«
    »Das ist gut, laß sie jucken! Das ist ein Zeichen, daß die kleinen Fliegenkinder ihr Werk gut besorgen. Du wirst sehen, die Wunde heilt ab und wird sauber. Schlaf jetzt wieder ein...!«
    Sie fuhr mir mit der rauhen Innenfläche ihrer Hand über die Wange. Ich spürte ihre Wärme und ihren Frauengeruch über mir.
    »Also — gute Nacht«, flüsterte sie und verschwand lautlos. Die barbarische Behandlungsmethode der Wunde schien Erfolg zu haben, denn als Anna sie am nächsten Morgen wusch, um sie neu zu verbinden, waren die Ränder rosig und sauber.
    »Was habe ich dir gesagt, Lorenzo? Sie wird heilen, habe ich gesagt! Und du siehst, sie heilt!« Sie war von ihrer Kunst so begeistert, daß sie ihren Schwiegervater herbeizerrte. Er war ein kleiner, dürrer alter Mann, mit einer scharfen Nase über dem zahnlosen Mund und gelben Greisenringen um die wässerigen Pupillen; der Hals war faltig, und Kinn und Wangen waren von langen weißen Bartstoppeln bedeckt. Immer hatte ich bei seinem Anblick den Eindruck, einen gerupften Geier vor mir zu haben.
    »Schau dir die Wunde an, Nonno Anselmo! Die Fliegen haben gute Arbeit getan. Es ist auch ein gutes Rezept. Ich habe es von meiner Mutter. Mein Vater war ein großer Raufer, als er noch jung war, und meine Mamina — Gott hab sie selig — hat ihn oft auf diese Art behandeln müssen.«
    »Ich will sie nicht sehen...!« murrte er, »ich will überhaupt nichts sehen. Er wird Unglück über uns bringen! Das ist das einzige, was ich sehe!« Und er hob heimlich die Hand mit der Innenfläche gegen mich und streckte die Zunge durch den Spalt von Zeige- und Mittelfinger.
    »Was soll das?« fauchte Anna ihn an, »hat dieser Mann den bösen Blick, daß du die heimliche Geste machst? Er hat Augen wie du und ich! Er hat italienische Augen, und er hat italienisches Blut in den Adern. Erst seine Eltern sind kurz vor dem Krieg nach Deutschland ausgewandert...«
    »Ich hoffe, Signor Luzzatto«, sagte ich, »daß ich Ihre Hilfe nicht lange in Anspruch zu nehmen brauche...«
    »Da hörst du es!« rief Anna, »er spricht italienisch genausogut wie du und ich! Mehr als das, er spricht es besser als wir beide. Er spricht nicht wie wir Bauern, sondern wie ein gebildeter Mann, wie dein Marchese!«
    »Nicht meine Hilfe...«, sagte der alte Anselmo weinerlich und, als hätte er Annas Worte überhaupt nicht gehört, »ich habe damit nichts zu tun... nichts zu tun... es ist allein dein Werk... ich verberge keine Deutschen, von denen Matteo gesagt hat, daß sie diesen Krieg angezettelt haben mit ihrem gottlosen Übermut…«
    »Hör

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