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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Schultertuch enger um die Brust und erhob sich.
    »Versuch noch ein wenig zu schlafen, Lorenzo. Ich werde, wenn es Tag ist, nach Gargnano gehen. Der Metzger hat mir ein Stück Hammelfleisch versprochen, weil ich seiner Frau das Tuch für den Altar des heiligen Sebastian gestickt habe. Sie hat vor vier Wochen einen Sohn geboren. Er wog zehn Pfund und hatte einen Kopf wie ein Kürbis. Fast wären beide bei der Geburt gestorben. So ein schweres Kind ist ja wie Dynamit. Und in ihren Nöten hat sie dem heiligen Sebastian, wenn er ihr beisteht, ein neues Altartuch gelobt. Nicht daß man als Gebärende den heiligen Sebastian anruft, Geburtshilfe ist durchaus nicht seine Sache. Aber weil das Kind Sebastiano heißen sollte, hat sie ihn als Namenspatron um Beistand angerufen. Und er hat seine Sache sehr gut gemacht. Nun ja, ein so guter Heiliger versteht eben von allem etwas. — Aber ich bin schon wieder ins Schwatzen geraten. Dabei wollte ich dir nur sagen, daß ich auch etwas Reis im Hause habe und daß ich dir heute einen Risotto mit jungen Gemüsen und Hammelfleisch kochen werde. Hoffentlich gibt Signor Gorra mir ein gutes und zartes Stück. Ich weiß nicht, weshalb die Hammel in der letzten Zeit so zäh sind wie Gummi. Kannst du mir das erklären?«
    Ich konnte es auch nicht, und so blieb dieses schwierige Problem ungelöst. Nachdem Anna mich verlassen hatte, fiel ich in einen leichten Schlaf, aus dem ich durch eine Berührung geweckt wurde. Es war Nonno Anselmo, der neben meinem Lager stand und aussah, als hätten ihm die Hühner das Brot aus der Hand gestohlen.
    »Was wollen Sie, Nonno Anselmo?«
    »Anna ist fort!« sagte er jammernd, »sie hat ihr Sonntagsgewand angezogen, und als ich sie fragte, wo sie hinginge, da hat sie getan, als ob ich Luft sei und hat das Haus ohne ein Wort verlassen.«
    »Sie wird wiederkommen, Nonno Anselmo, ganz gewiß!«
    »Sie kennen ihren Starrsinn nicht, Signore! Sie ist gegangen, ohne mir meine Morgensuppe zu kochen. Und ihre Augen waren so hart wie Glaskugeln. Ich bin ihr im Wege, und sie läßt es mich spüren, wie sehr ich ihr im Wege bin. Aber ich habe ja nichts dagegen, daß sie sich zu Ihnen ins Bett legt...«
    »Unsinn, Nonno Anselmo! Anna wird bleiben, und hier wird alles wieder werden, wie es war, bevor ich in Ihr Haus kam. Es tut mir leid, daß ich Ihnen so viele Ungelegenheiten bereitet habe. Aber beruhigen Sie sich, morgen früh verschwinde ich für immer!«
    »Wirklich, Signore, werden Sie gehen?«
    »Ja, ich verspreche es Ihnen!«
    Er starrte mich aus seinen trüben Augen an und bewegte die Lippen, aber dann vergaß er wohl, was er noch sagen wollte, und schlurfte auf seinen Strohpantoffeln ohne Gruß hinaus; aber er schien erleichtert zu sein, daß er den Eindringling so bald loswerden sollte.
    An diesem Tage fütterte Anna mich auf, als gelte es, einen Kraftvorrat für Wochen und Monate anzulegen.
    »Ich war, bevor ich das Fleisch von Signor Gorra abholte, in der Kirche und habe den heiligen Mauritius für dich in Bewegung gesetzt. Eigentlich hilft er ja gegen Padogra und Gliederreißen. Aber weil er in seinem Leben Soldat war, wird er wohl etwas für seinen Kollegen tun können...«
    »Er war ein römischer Feldhauptmann, wenn ich nicht irre...«
    »Das stimmt! Du weißt gut Bescheid, Lorenzo. Du bist wirklich ein gebildeter Mann. Ich selber hätte ihn ja nie gefunden, wenn ihn Don Hieronimo mir nicht empfohlen hätte. Ich brauche einen Heiligen, Don Hieronimo, habe ich gesagt, der Soldat war, möglichst Feldwebel. Don Hieronimo hat mich sehr merkwürdig angesehen. Von einem heiligen Feldwebel ist mir nichts bekannt, Anna, hat er gesagt und hat sich die Brille geputzt, aber wenn dir mit einem Heiligen gedient ist, der Soldat und Hauptmann war, dann nimm den heiligen Mauritius, den Schutzpatron der Infantrie.« Am Abend kamen die Damen Produtti und Bartoli zu Anna auf Besuch. Sie brachten einen fiasco Wein mit und tranken und schwatzten bis spät in die Nacht unter der Pergola auf dem Vorplatz des Hauses. Ich hörte ihre Stimmen und wartete auf Annas Gähnen, mit dem sie die Gäste sonst aus dem Haus trieb. Aber es war Clara Produtti, die schließlich das Zeichen zum Aufbruch gab. Die Frauen entfernten sich lachend und blieben noch eine Weile schwatzend stehen, wie das so ihre Art war, ehe sie ins Bett fanden. Anna schaute nur für einen Moment zu mir herein.
    »Versteh mich recht, Lorenzo«, flüsterte sie mir zu, »wenn ich heute nicht zu dir komme... Ich müßte die

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