Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
ihn auf meiner Seite habe. Veronica wird schon dafür sorgen, dass sich mein Vorhaben wie ein Lauffeuer auf dem Hof verbreitet. Ganz sicher wird sie es nicht versäumen, mich vor allen an den Pranger zu stellen.
„George, du musst mir helfen. Lauf zum Hof und komm mit einem Hänger zurück. Ich werde Charlys Bein in der Zwischenzeit notdürftig schienen, damit er die paar Schritte auf den Hänger allein gehen kann.“
„Okay, bin sofort zurück.“
George läuft sogleich los. Clark sitzt direkt neben Charly und macht den Eindruck, als wolle er auf ihn aufpassen. Ich beginne meine Suche nach ein paar geeigneten Ästen, die zum Schienen des Beines dienen sollen. Gleichzeitig fallen mir zufällig einige verwendbare Kräuter ins Auge, von denen ich reichlich abpflücke. Für die Herstellung der Paste, die ich für sein verletztes Bein anmischen werde, benötige ich allerdings noch weitere Zutaten.
Als George mit dem Pferdehänger vorfährt, ist es mir gelungen, Charlys Bein behelfsmäßig für den Rücktransport zu präparieren. Allerdings bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob Charly es wagen wird, dieses Bein zu belasten. Falls er sich nicht in den Hänger führen lässt oder auch sonst keine Anstalten machen sollte, sich bewegen zu wollen, wäre ich mit meinem Latein schon am Ende. Wenn Charly nicht mitmacht, ist alles verloren. Ich kann ihn unmöglich einfach hier stehen lassen. Wir müssen ihn in seine Box bekommen. Nur so hat er eine Chance.
„Okay, jetzt wird es sich zeigen. Komm, Charly, lauf!“, versuche ich das Pferd anzuspornen, während ich ihn gleichzeitig am Zügel nach vorne ziehe. Doch es passiert nichts. Charly steht wie versteinert da und bewegt sich keinen Zentimeter weiter.
„Jenny, das hat keinen Zweck. Er hat viel zu große Schmerzen. Du wirst ihn niemals dazu bekommen, in den Hänger zu gehen“, sagt George mit besorgter Stimme, doch Jacob zwinkert mir zuversichtlich zu.
Ich muss es schaffen. Es muss einfach klappen. Dummes Pferd! Willst du denn unbedingt zu einem Schnitzel verarbeitet werden?
Also gut! Ich werde es jetzt noch einmal ausprobieren. Und falls es nichts bringen sollte, wovon ich stark ausgehe, dann werde ich meiner Tante ein für allemal klarmachen, dass an meinen Händen nichts Übernatürliches dran ist und sie ihre „Handthesen“ endlich at acta legen kann. Also bücke ich mich und lege meine Hände auf Charlys Bein. Langsam lasse ich meine Hände ein paar Mal hoch- und runterwandern, bevor ich sie ruhig um sein Gelenk herumlege und eine Weile abwarte, damit meine Tante nicht im Nachhinein behaupten kann, ich hätte mir nicht genug Zeit dafür genommen.
„Sage mal, was machst du da eigentlich, Jenny?“, fragt George irritiert. „Beschwörst du seine Knochen oder bittest du um ein Wunder?“
Nach gut fünf Minuten erkläre ich meine Handlung als beendet und stelle erst danach fest, dass George etwas zu mir gesagt hat. Nur kann ich mich überhaupt nicht an seine Worte erinnern. Sie sind förmlich an mir vorbeigerauscht. Wie seltsam.
Erneut versuche ich, Charly am Zügel zum Gehen zu bewegen.
„Komm, Charly! Versuche es doch einfach!“
Und Charly versucht es tatsächlich! Humpelnd lässt er sich von mir am Zügel in den Hänger führen. Ich bin ganz außer mir vor Freude.
„Seht doch, es hat funktioniert! Er geht! Es hat wirklich geklappt! Ich kann’s kaum glauben.“
„Den Trick musst du mir mal verraten“, spöttelt George.
Doch sein Unterton lässt mich unberührt.
Wir stellen Charly in eine leere Box und breiten nur etwas Stroh an den Rändern aus. Er muss die nächsten Wochen nun auf jeden Fall auf festem Untergrund stehen.
„Hör zu, George, ich benötige Bandagen und ein paar Leinentücher. Alles andere besorge ich.“
Schnell springe ich in meinen Wagen und fahre noch mal in den Wald, um ein paar notwendige Pflanzen zu suchen. Mit Heilkräutern bin ich praktisch aufgewachsen. Meine Tante hat mich über alle wichtigen Pflanzen aufgeklärt. Ich kenne fast jedes Gewächs und seine Wirksamkeit. Daher weiß ich auch ziemlich genau, wo ich im Wald danach suchen muss. Das Aufspüren aller pflanzlichen Beigaben nimmt deshalb auch weniger Zeit in Anspruch, als ich dachte. Danach fahre ich in die Apotheke, um mich mit den nötigen homöopathischen Mitteln einzudecken. Bevor ich allerdings zum Hof zurückfahre, mache ich einen kurzen Stopp in meiner Wohnung und verrühre mit ein paar Hausmitteln meine Kräuter zu einer ziemlich übel riechenden
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