Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Kaufvertrag zwischen der Schlachterei und Mr. Barclay, unterzeichnet von Veronica in seinem Auftrag.
„Aber das kann man doch anfechten!“, ereifere ich mich sofort. „Veronica hat kein Recht, in Ihrem Namen Geschäfte zu machen. Das ist illegal. Sie hat sich damit strafbar gemacht!“
Mr. Barclay lächelt mich schwermütig an.
„Ich habe ihr vor ein paar Tagen bestimmte Vollmachten erteilt. Sie hat absolut legitim gehandelt.“
„Veronica hat die Befugnis, Kaufverträge in Ihrem Namen abzuschließen?“
Fassungslos gehe ich um den Schreibtisch herum und stelle mich neben Mr. Barclay, der sich im selben Augenblick aus seinem Stuhl erhebt.
„Wie können Sie einem Menschen wie Veronica solche Vollmachten überhaupt erteilen?“, frage ich ihn verständnislos. „Ich hatte gedacht, Sie wären ein Mensch mit Weitblick und gutem Urteilsvermögen. Wissen Sie denn nicht, wie Veronica in Ihrer Abwesenheit mit den Mitarbeitern umspringt? Was sie sich herausnimmt und wie sie sich aufspielt?! Haben Sie überhaupt eine Ahnung von den Sorgen und Nöten der Leute, die Sie beschäftigen? Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihnen ein persönliches Wort gewechselt? Glauben Sie denn ernsthaft, Veronica sei vertrauenswürdig? Jeder Ihrer Beschäftigten könnte Ihnen fragwürdige Geschichten über Veronica erzählen. Hätten Sie auch nur zu einem Ihrer Mitarbeiter ein gutes Verhältnis, dann wüssten Sie das längst und diese Sache mit Charly wäre niemals passiert!!“
Wütend blitze ich Mr. Barclay an und hätte nicht übel Lust, auf ihn einzuprügeln. Wie kann man nur so blind sein?
„Sind Sie jetzt fertig?“, erkundigt er sich grimmig.
Vorerst. Aber mir fällt bestimmt noch was ein.
Schonungslos ergreift er mich an den Oberarmen und zieht mich zu sich heran.
„So, jetzt hören Sie mir mal ganz genau zu. Offensichtlich haben Sie absolut keine Vorstellung davon, was es heißt, einen so großen Betrieb wie diesen hier zu führen. Denn wenn Sie es wüssten, wären Sie in Ihren Anmaßungen mir gegenüber wesentlich zurückhaltender. Ich kann mich einfach nicht um jede Kleinigkeit persönlich kümmern. Das muss Ihnen doch klar sein!“
„Ist Charly etwa eine Kleinigkeit?!“
„Nein, verflixt noch mal! Das habe ich doch gar nicht behauptet. Ich will nur einfach nicht, dass Sie mich als herzlosen Unmenschen darstellen, nur weil mir einfach die Zeit fehlt, mich mit jedem einzeln auseinanderzusetzen. Es gab gewisse Umstände, die mich dazu gezwungen haben, Veronica ein paar Vollmachten zu erteilen.“
Ja, verstehe. Immerhin ist sie deine Verlobte. Da ist es doch quasi selbstverständlich, dass du ihr sämtliche Rechte einräumst. Warum überträgst du ihr nicht gleich deinen gesamten Besitz? Damit wirst du ihr sicher sehr entgegenkommen.
„Verraten Sie mir doch mal, Miss Robertson, mit welchem Recht Sie so hart über mich urteilen. Finden Sie nicht auch, dass Sie beim besten Willen überhaupt nicht einschätzen können, was ich für ein Mensch bin? Sie wissen doch kaum etwas von mir. Vielleicht sollten Sie sich ihre Informationen über mich mal aus erster Quelle besorgen. Ich stehe Ihnen dafür jederzeit gern zur Verfügung. Was auch immer Sie über mich gehört haben sollten, Miss Robertson, sollte Ihre Meinung über mich nicht beeinflussen dürfen. Sie kennen nur eine Seite der Medaille. Ich bin nicht der Tyrann, für den Sie mich nur zu oft halten. Auch behandle ich meine Mitarbeiter nicht schlecht. Vielleicht bin ich manchmal etwas gereizt, weil mir dann und wann die Arbeit über den Kopf wächst, aber ich interessiere mich durchaus für das Wohl der Leute, die für mich arbeiten. Und genauso auch für Ihres.“
Er setzt sich auf die Lehne seines Bürostuhls und schaut mich mit neugierigem Blick an. Wahrscheinlich glaubt er, dass ich an dieser Stelle gerne einen Einwand eingefügt hätte. Doch ich bin so beeindruckt von seinem Monolog, dass ich ihn auf keinen Fall in seinem Redefluss stoppen möchte.
„Dass Veronica Charly hinter meinem Rücken verkauft hat, ist für mich ein genauso großer Schock wie für Sie. Und Sie können mir glauben, dass ich meinen Entschluss, sie mit diesen Vollmachten ausgestattet zu haben, jetzt noch einmal sehr genau überdenken werde. Es wäre schön, wenn Sie ein wenig mehr Vertrauen in meine Entscheidungen hätten, als es den Anschein hat.“
Nicht, dass ich wahrhaftig überzeugt wäre, aber ich muss ihm zugestehen, dass ich ihn und seine Entscheidungen hin und wieder
Weitere Kostenlose Bücher