Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
in Zukunft über die Schulter schauen und Organisatorisches miteinander absprechen. Keine fällt ohne die andere eine Entscheidung. In Zweifelsfällen kommen Sie zu mir.“
Das ist eine Beförderung mit einem bitteren Nachgeschmack. Da bleibe ich lieber bei meinem Besen. Veronica und ich in einem Boot. Das ist doch buchstäblich zum Sinken verdammt.
Was hat er sich nur bei dieser Entscheidung gedacht?
„Mr. Barclay, ich danke Ihnen für Ihr Angebot, aber ich kann es nicht annehmen. Sie sollten diese Aufgabe jemand anderem zuteilen. Das wäre das Beste für alle.“
Veronica grinst herablassend. Was fällt ihr ein, so zu grinsen?
„Sie können ja noch einmal in aller Ruhe darüber nachdenken, Miss Robertson. Morgen erhalten Sie von mir einen Vertragsentwurf. Ich bin mir sicher, dass mein finanzieller Vorschlag Ihren Vorstellungen entsprechen wird.“
Entgeistert blicke ich ihn an. Woher will er wissen, was ich für finanzielle Vorstellungen habe? Geld ist für mich nicht weiter wichtig. Ich benötige es, um meine Wohnung und die Ausbildung zu finanzieren. Da mir aber ohnehin wenig Zeit bleibt, mein Geld unter die Leute zu bringen, ist es auch nicht zwingend notwendig, mein Gehalt aufzustocken. Wie schätzt er mich nur ein?
Ich beschließe, seine letzte Anmerkung lediglich mit einem kurzen Nicken zu besiegeln. Mir ist nicht sonderlich danach, das Gespräch im Beisein seiner Verlobten fortzusetzen. Außerdem erscheint es mir vernünftig, tatsächlich eine Nacht darüber zu schlafen. Auf keinen Fall kann ich zulassen, dass seine Flamme hier das Zepter ganz allein und unkontrolliert schwingt. Möglicherweise ist das genau der Grund, warum mich Mr. Barclay unbedingt auf diesem Posten sehen möchte. Vielleicht traut er ihr genauso wenig wie ich. Nur warum will er sie dann heiraten? Es wäre sicher ratsam, wenn ich ein Auge auf sie werfe.
Als Mr. Barclay und Veronica den Stall verlassen, sehe ich ihnen zerstreut nach. Hat Veronica Mr. Barclay nun an der Angel oder er sie? Was läuft da für ein irreführendes Spiel?
„Ist dir auch aufgefallen, dass Veronica einen kalten Gesichtsausdruck hat?“, fragt mich Jacob und unterbricht mich beim Denken. Er sieht mich mit einem besorgten Blick an.
„Ich traue ihr nicht über den Weg, Jacob. Sie hat ein Pokerface, aber nichts auf der Hand. Trotzdem will sie alles. So war sie schon immer. Sie wird Mr. Barclay um seinen Besitz bringen, wenn er nicht aufpasst. Von Mrs. Barclay weiß ich, dass sie seine Verlobte sein soll.“
Jacob klopft sich etwas Staub von der Kleidung und lacht.
„Aber Jenny, das glaubst du doch nicht wirklich? David Barclay ist seit Jahren nicht mehr mit einer Frau gesehen worden. Und nun soll er auf einmal verlobt sein? Sie ist doch nicht mal sein Typ. Ich bin vielleicht schon ein wenig senil. Aber ich habe Augen im Kopf und bin immer noch bei klarem Verstand. Die einzige Frau, die ihm in jüngster Vergangenheit auffallend Kopfzerbrechen bereitet hat, bist du.“
Verlegen schaue ich zu Boden.
„Offenbar musst du dich irren. Mrs. Stephens scheint nun seine volle Aufmerksamkeit zu besitzen. Sobald sie in Erscheinung tritt, vergisst er alles um sich herum. Ich möchte zu gern wissen, wie ihr das gelungen ist.“
„Du könntest es herausfinden, indem du Mr. Barclays Angebot annimmst und mit ihr zusammenarbeitest. Denn falls ihr nicht einer über die Schulter schaut, hat sie weiterhin freie Hand. Sie wird sich zunehmend in alles einmischen. Dies könnte jedem von uns den Kopf kosten. George hat sie schon mit einer Kündigung gedroht. Sie leidet offenbar an Selbstüberschätzung und fühlt sich vielleicht schon mit Mr. Barclay verheiratet. Daher glaubt sie wohl, sie könne sich alles erlauben.“
Mein Schicksal scheint besiegelt.
„Also gut, ich werde es machen. Wollen wir doch mal sehen, wer den längeren Atem hat!“
Das seltsame Schriftstück
Mr. Barclay reicht mir erfreut meinen neuen Vertrag, als ich ihm am nächsten Morgen an seinem Schreibtisch gegenübersitze.
„Ich freue mich, Miss Robertson, dass Sie sich entschlossen haben, mein Angebot anzunehmen. Sie werden sicher gut mit Mrs. Stephens zusammenarbeiten und sich hervorragend ergänzen.“
Ja, ganz sicher werden wir uns zwischendurch die Augen auskratzen, aber das ist ja vollkommen unerheblich. Was will man mit Augen?
„Darf ich Sie etwas Persönliches fragen, Mr. Barclay? Sie sagten ja, ich könne Sie jederzeit ansprechen, falls ich etwas über Sie wissen
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