Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
entgegen. Ich bin heilfroh über das Angebot, seinen Wagen fahren zu dürfen.
„Meine Prioritäten sind übrigens dieselben wie Ihre, Miss Robertson. Ich sagte ja bereits, dass ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung stehe, für den Fall, dass Sie Ihren mangelhaften Kenntnisstand über mich etwas ergänzen wollen.“
„Vielen Dank für Ihr Angebot, aber das wird gewiss nicht nötig sein. Wie ich bereits angemerkt habe, geht Ihr Privatleben nur Sie etwas an. Es besteht für Sie keine Veranlassung, mich darüber aufzuklären.“
So, diese Schlacht ist geschlagen. Jedenfalls hatte ich mal wieder das letzte Wort.
Ein (un-)moralisches Jobangebot
Die Sonne versinkt gerade hinterm Horizont, als ich zufrieden wieder heimwärts fahre. Es war nicht einfach, den Besitzer des Schlachthofes davon zu überzeugen, dass Charly keine gute Wurst abgeben werde. Etwa eine Stunde habe ich auf ihn eingeredet und ihn gebeten, mir Charly zurückzugeben. Die erste halbe Stunde war er absolut unnachgiebig. Als ihm aber klar wurde, dass ich nicht vorhatte, aufzugeben, und zur Not seinen gesamten Betrieb durch unplanmäßige Aktionen lahmgelegt hätte, entschied er sich, kompromissbereiter zu werden. Die nächste halbe Stunde haben wir dann über den Preis verhandelt. Aber auch hier ließ ich nicht locker. Ich rückte nicht von meinem Angebot ab, ihm lediglich den Kaufpreis zuzüglich seiner entstandenen Kosten zurückzuerstatten. Irgendwann hatte er einfach die Nase voll. Mir hätte es nichts ausgemacht, noch das kommende Wochenende mit ihm zu debattieren. In solchen Situationen bin ich zu Höchstleistungen fähig und kann unschlagbar ausdauernd sein. Das muss er dann auch erkannt haben, denn er schwenkte schließlich resigniert die weiße Fahne.
Als ich Rosefield erreiche, ist es bereits dunkel. Die meisten haben ihren Feierabend längst angetreten, nur Jacob scheint auf mich gewartet zu haben. Sofort eilt er zu mir und hilft mir dabei, Charly vom Hänger zu holen.
„Hast du etwa auf mich gewartet? Warum bist du noch hier?“, erkundige ich mich bei ihm verwundert, als wir uns vor Charlys Box gegenüberstehen.
„Es gibt Neuigkeiten, Jenny. Ich wollte dich informieren, bevor Mr. Barclay es tut.“
Leider erhält Jacob keine Gelegenheit mehr dazu, denn die Stalltür wird geöffnet und David Barclay tritt in den Stall, begleitet von Veronica.
„Sie haben es tatsächlich geschafft, Miss Robertson“, bemerkt er froh gestimmt.
„Ja, sicher! Haben Sie daran gezweifelt?“, frage ich kratzbürstig.
Die Tatsache, dass er mit Veronica schon wieder gemeinsam auf der Bildfläche erscheint, ärgert mich. Weshalb ist sie immer noch hier?
„Nein, ich habe keine Sekunde ernsthaft an Ihrem Erfolg gezweifelt. Ich weiß, dass Ihnen fast alles gelingt, was Sie anpacken“, schmiert er mir Honig um den Bart. „Das ist auch der Grund, weshalb ich gern noch heute Abend mit Ihnen gesprochen hätte. Ich möchte, dass Sie zukünftig mit Mrs. Stephens zusammenarbeiten.“
Herausfordernd sieht David Barclay mich an und wartet auf eine Reaktion von mir. Doch ich lasse mir meine Verblüffung nicht anmerken. Obwohl ich nicht ganz verstehe, wie er sich das vorstellt. Veronica und ich? Einer von uns wird sterben, soviel ist klar. Und da ich noch nicht vorhabe, ins Gras zu beißen, kann sie ihr Testament schon einmal ausarbeiten.
„Na schön“, gebe ich nun gereizt, aber verhalten von mir. „Dann ist ja alles geklärt.“
„Aber nein. Ganz und gar nicht“, widerspricht Mr. Barclay sogleich. „Sie haben mich nicht ganz verstanden. Ich möchte, dass Sie beide von nun an Hand in Hand arbeiten. Mrs. Stephens wird für die Pferde verantwortlich sein und Sie, Miss Robertson, werden mir, neben der Stallgassenpflege, in personellen Fragen zur Seite stehen und Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte der Mitarbeiter sein. Ich denke, dass Ihnen das Kommunikative sehr liegt. Die Leute vertrauen Ihnen und Sie haben ein Gespür für ihre Bedürfnisse. Ich erwarte von Ihnen, mich in regelmäßigen Abständen über das vorherrschende Klima in der Belegschaft aufzuklären. Mrs. Stephens wird weiterhin über die Belange der Pferde zu entscheiden haben und behält von mir in diesem Bereich alle Kompetenzen.“
Aber wieso? Das kann doch unmöglich sein freier Wille sein. Wie viele Pferde soll sie denn noch hinter seinem Rücken an einen Schlachthof verkaufen? Die Kompetenz über Charly erhält sie jedenfalls nicht!
„Sie werden sich beide
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