Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
möchte.“
Erstaunt legt er seinen Kugelschreiber beiseite und lehnt sich bequem zurück.
„Sicher doch. Was möchten Sie denn wissen?“, erkundigt er sich interessiert und sieht mich abwartend an.
Nervös zupfe ich ein wenig an meinem Pullover herum und überlege angestrengt, wie ich meine Frage formulieren soll, ohne ihn auf falsche Gedanken zu bringen. Doch mir fällt einfach keine unverfängliche Formulierung ein.
„Nun trauen Sie sich ruhig. Ich werde Sie schon nicht beißen“, fordert Mr. Barclay mich auf. „Seit wann sind Sie so verkrampft? Das ist doch gar nicht Ihre Art.“
„Ich bin nicht verkrampft!“, widerspreche ich empört. „Es ist nur so, ich möchte nicht, dass Sie vielleicht denken, ich … na ja, ich sei vielleicht eifersüchtig. Aber …“
„Aber das ist ein amüsanter Gedanke“, unterbricht er mich belustigt.
Peinlich berührt sehe ich wieder zu meinem Pullover hinunter, den ich beinahe an der Naht zerpflückt habe. Ein Faden streckt sich mir entgegen und lädt mich ein, an ihm zu ziehen. Mühevoll widerstehe ich der Versuchung.
„Ich würde gern wissen, ob Sie und Mrs. Stephens …?“, beginne ich meine Frage und lasse sie unvollendet im Raum stehen.
„Das nenne ich aber wirklich eine direkte Frage“, bemerkt er nachdenklich. „Weshalb wollen Sie das wissen?“
Wieso muss er jetzt eine Gegenfrage stellen? Ich hab zuerst gefragt.
„Weil ich Bedenken habe. Verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Barclay, aber Sie können Veronica doch nicht einfach weiterhin mit Vollmachten betrauen, die sie bereits missbraucht hat. So etwas muss wohl überlegt sein.“
Mr. Barclay erhebt sich von seinem Platz und geht um den Schreibtisch herum.
„Glauben Sie mir, Miss Robertson. Ich habe mir alles sehr genau überlegt. Machen Sie sich mal keine Sorgen. Und was Mrs. Stephens angeht, ist unsere Unterredung hiermit beendet. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich um eine gute Zusammenarbeit bemühen.“
„Falls das Ihre Antwort auf meine Frage war, dann weiß ich ja jetzt, wie wichtig es Ihnen tatsächlich ist, mich über Ihre Person aufzuklären.“
„Sie sagen es selbst“, geht er sofort auf meine Anmerkung ein. „Ich bin gern bereit, Sie über mich aufzuklären. Dazu zählt aber nicht der Menschenkreis, der mich umgibt.“
Ja, mach nur ein Geheimnis aus dieser Verbindung mit Veronica. Das bestätigt mich nur in meiner Annahme, dass da etwas faul ist. Ich werde es auch so herausfinden. Darauf kannst du dich verlassen.
„Vielen Dank für Ihre Offenheit, Mr. Barclay. Ich werde Sie ganz sicher nicht mehr in Anspruch nehmen wollen“, gebe ich zynisch von mir und verlasse gekränkt sein Büro.
In Gedanken versunken gehe ich über den Hof und laufe Veronica in die Arme.
„Ach, da bist du ja. Ich habe dich schon überall gesucht.“
Ich hätte nichts dagegen, wenn sie mich nicht gefunden hätte, aber jetzt bin ich ihr ausgeliefert. Ich muss mit ihr reden, ob ich will oder nicht.
„Wo ist dein Problem, Veronica?“, frage ich sie gleichgültig.
„Du weißt genau, dass ich zukünftig jedes Fitzelchen mit dir absprechen muss. Also wäre es schön, wenn du dafür auch zu meiner Verfügung stehen könntest und dich nicht ständig herumtreiben würdest.“
„Ja, das passt dir nicht, dass ich dir ab jetzt auf die Finger schauen werde. Von nun an werde ich dein Schatten sein und lauere hinter jeder Ecke. Falls du also irgendwelche Intrigen aushecken solltest, dann sei schön vorsichtig, denn ich könnte dich dabei beobachten.“
„Ich möchte gleich im Vorfelde etwas klarstellen, Jennifer. Du solltest mich nicht unterschätzen. Wenn du mir Steine in den Weg legen willst, dann weiß ich Mittel und Wege, dich kaltzustellen. Ich hoffe, das war deutlich genug.“
Die ist ja größenwahnsinnig! Hab ich mich also nicht getäuscht. Sie ist brandgefährlich!
„Du wirst einen Fehler machen, Veronica. Darauf kann man sich bei dir verlassen. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass dir Dr. Brown wieder vom Haken gehopst ist, nachdem du deine Schäfchen schon im Trocknen glaubtest.“
Ihr überhebliches Lachen schallt über den gesamten Hof.
„Du überbewertest da einiges. Dr. Brown war nur mein Sprungbrett. Kurz nachdem du die Klinik verlassen hattest, wurde ich die Frau des Klinikleiters.“
„Du hast Dr. McCoy geheiratet?“ (So nannten wir ihn immer, weil er eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Film-Pendant hatte. Sein eigentlicher Name war Dr. Floyd.) „Aber der war doch
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