Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
Beute.
„Ich möchte dir einen guten Rat geben, Jennifer. Lass deine Finger von David. Er hat kein Interesse an so dummen Dingern wie dir. Hast du mich verstanden? Du glaubst doch nicht, er könnte es ernst mit dir meinen? Du armes Mädchen. Schlag ihn dir aus dem Kopf. Das ist das Beste für dich.“
Ich drehe mich im Zeitraffer um und werfe ihr einen tödlichen Blick zu. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Morden! Nur sie und ich! Keine Zeugen. Meine gegenwärtige Verfassung passt ausgezeichnet. Ich könnte es jetzt tun! Einfach so!
„Dein Übermut wird dir noch das Genick brechen, Veronica …“
… und wenn der es nicht tut, tue ich es!
„Deine Rechnung wird nicht aufgehen. David wird dein Spiel durchschauen, früher oder später.“
Veronica lacht selbstgerecht und kommt mir ein paar Schritte näher. Fast bekomme ich es mit der Angst zu tun.
„Ach du meine Güte, Jennifer. Von welchem Spiel redest du denn nur? Da bist du wohl auf dem Holzweg. Ich liebe David Barclay aus tiefstem Herzen. Und ich werde nicht zulassen, dass du meinen Weg durchkreuzt. Also nimm dich vor mir in Acht!“, warnt sie mich und verlässt siegessicher den Kriegsschauplatz.
Aufgezehrt von den sich überschlagenden Ereignissen, lasse ich mich in einen Heuhaufen sinken. Welch überzeugender Auftritt von ihr. Ich glaube, sie ist mir haushoch überlegen. Meine Tante würde mich ohrfeigen für meine Kapitulation. Aber ich fühl mich ihrer abgebrühten Rücksichtslosigkeit einfach nicht gewachsen. Sie ist gut. Das muss ich ihr lassen. Vermutlich bin ich auch einfach zu müde und erschöpft, um mich gegen sie zur Wehr zu setzen. Worte sind im Augenblick nicht meine Stärke. Ich zieh mich zurück und überlasse ihr die Arena. Sie hat freie Bahn!
Ich beschließe, den Hof auf der Stelle zu verlassen und Dr. Wilson einen Besuch in seiner Praxis abzustatten. Mir ist die Lust vergangen, mich noch länger in dieser Irrenanstalt aufzuhalten. Jetzt möchte ich endlich mal ungestört mit Dr. Wilson reden, ohne von David dabei unterbrochen zu werden. Kurz entschlossen laufe ich über den Hof zu meinem Auto. Doch damit habe ich nicht gerechnet! Neben meinem Wagen steht eine kleine, exzentrische Person mit feuerrotem Haar und unterhält sich ausgelassen mit Jacob. Meine Tante! Ihre schrillen Stimmbänder klingen wie ein ungestimmtes Klavier und hallen als Echo über den gesamten Hof. Himmelherrgott, was macht sie denn hier?
Mein Erscheinen bleibt nicht lange unbemerkt.
„Juhu, Jennylein!“
Sie kommt auf mich zugeeilt mit Jacob im Schlepptau. Der Arme!
„Hallo, mein Rosinchen, hier bin ich!“
Ja, das sehe ich. Rosinchen nennt sie mich seit meiner Kindheit. Warum auch immer.
„Tante! Weshalb bist du hier?“
„Aber Kind, das fragst du noch? Ich brauche dir doch nicht weiter zu erklären, in welchem Schlamassel du wieder einmal steckst. Und genau darum bin ich hier. Irgendjemand muss dir doch unter die Arme greifen. Die Zutaten für den Liebestrank habe ich dabei. Es ist alles vorbereitet!“
Erblasst sehe ich zu Jacob, der mich fragend ansieht. Wenn sie dieses Wort noch einmal erwähnt, kneble ich sie an Ort und Stelle.
„Könnten wir das bitte später besprechen“, flehe ich sie an. „Jacob ist sicher nicht weiter interessiert an unseren internen Codewörtern.“
„Von welchen Codewörtern redest du, Mädchen? Jacob habe ich bereits von dem Liebestrank erzählt und unserem Plan, ihn deinem David heute Abend unter den Wein zu mischen.“
Jacob nickt wissend mit einem amüsierten Lächeln. Nein, das ist peinlich! Warum musste sie auch kommen? Weshalb mischt sie sich immer wieder in mein Leben ein? Wenn das Kreise zieht, kann ich mich hier auf dem Hof nie wieder blicken lassen.
„Du musst uns jetzt entschuldigen, Rosinchen. Jacob hat angeboten, mich hier ein wenig herumzuführen. Übrigens werde ich in einem Hotel übernachten. Sicher wäre es dir lieber gewesen, wenn ich bei dir gewohnt hätte. Aber eine Frau in meinem Alter hat so ihre Eigenarten und braucht etwas Freiraum. Ich hoffe, du verstehst das.“
Sie muss wieder abreisen, auf der Stelle! Wie kann ich ihr das nur klarmachen?
„Tante, du meinst es sicher gut, aber ich komme wunderbar alleine zurecht. Ich brauche deine Hilfe überhaupt nicht. Du hättest nicht einfach so kommen sollen. Ich ...“
„Aber Jennylein, sei nicht albern“, unterbricht sie mich und wendet sich Jacob zu. „So war sie schon immer. Sie kann es einfach nicht zugeben, wenn sie meine
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