Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
mehr anrichten kann. Mrs. Barclay ist ihr nun also auch schon über den Weg gelaufen. Das ist ja grauenvoll!
„Hören Sie, Miss Robertson, bitte kommen Sie wieder zurück zur Feier und übergeben Sie meinem Sohn diesen Liebestrank. Das scheint mir der letzte Ausweg zu sein, um eine Katastrophe abzuwenden.“
Ich glaube nicht, was meine Ohren gerade hören. Da muss eine Fehlfunktion meiner Lauschorgane vorliegen, anders kann ich mir nicht erklären, warum ich schon wieder diesen entsetzlichen Unsinn vernehme. Oder ist Mrs. Barclay von ihren eigenen Mitarbeitern bestochen worden? Welche Summe wäre da wohl nötig? Könnte ich ihr ein Gegenangebot machen, nur um diesem Spuk ein Ende zu bereiten?
„Bitte begleiten Sie mich und führen Sie zu Ende, was Sie begonnen haben.“
„Um Himmels willen, Mrs. Barclay. Glauben Sie etwa ernsthaft daran, dass ich Ihren Sohn mit einer Mixtur von zerstampften Insekten und einem Pülverchen aus Asien umstimmen könnte?“
„Wenn Sie es schaffen, mich mit Ihren Händen zu heilen, dann glaube ich auch daran. Also, was ist nun, wollen Sie meinen Sohn nun kampflos aufgeben oder dieser Betrügerin das Handwerk legen?“
Weder können meine Hände heilen noch habe ich die Macht, Veronica von der Spielfläche zu kicken. Mein Gott, bin ich denn nur noch von Verrückten umgeben? Was ist hier nur los?
„Bitte, Miss Robertson, was kann ich tun, um sie umzustimmen? Ich gebe zu, dass ich anfänglich ein wenig schroff zu Ihnen war, aber bitte glauben Sie mir, dass ich Ihnen sehr viel Wertschätzung entgegenbringe. Nicht nur ich, auch sämtliche Mitarbeiter fühlen sich Ihnen sehr verbunden. Sie hoffen, dass Sie das Ruder noch einmal herumreißen können. Und ich auch!“
Wie hat meine Tante das nur wieder hinbekommen? Alle sind wie verwandelt. Das ist doch nicht die Mrs. Barclay, die ich kenne. Sie sieht ihr sehr ähnlich, keine Frage, aber der Inhalt ihrer weltlichen Hülle scheint gegen einen neuen ausgetauscht worden zu sein. Anders kann ich mir dieses neue Verhalten nicht erklären. Oder befinde ich mich möglicherweise in einer Parallel-Welt? Klar, ich bin hier falsch! Wo ist der Spalt, durch den ich gehen muss, um wieder in meine Welt zu gelangen?
„Sie spüren doch auch, dass hier etwas nicht stimmt“, fährt sie nun fort. „Finden Sie es nicht ungewöhnlich, dass in Ihre Wohnung eingebrochen wurde und Sie offenbar irgendwer einschüchtern möchte? Ich bin mir sicher, dass Mrs. Stephens der Schlüssel für all diese Geschehnisse ist und mein Sohn merkt es einfach nicht. Wenn er nun tatsächlich den Betrieb auf sie überschreibt, dann ist unser gesamter Besitz verloren!“ Mrs. Barclay tupft sich mit einem Seidentaschentuch eine Träne vom Gesicht und sieht mit einem Mal so hilflos aus wie ein kleines Kind. Also schön, ich habe wohl keine andere Wahl. Tot bin ich so oder so. Tue ich nichts, lynchen mich meine Kollegen, tue ich etwas, lynchen sie mich auch, weil es nicht funktionieren wird. Das sind ja schöne Aussichten.
„Gut, dann wollen wir mal“, sage ich und springe im selben Augenblick auf. Verwundert sieht mich Mrs. Barclay an.
„Heißt das jetzt, dass ich Sie umgestimmt habe?“
Das heißt, dass ich in dieser verkehrten Welt gefangen bin und mich ein paar übergeschnappte Menschen nötigen, dem Mann, den ich ziemlich gern habe, einen magischen Trank zu überreichen, der alles andere als magisch ist, dies aber leider niemand begreifen will. Obwohl wir in einem Jahrhundert leben, in dem solche Praktiken als ausgestorben gelten. Da ich nun bei Nichterfüllung meiner auferlegten Pflichten fürchten muss, unheldenhaft am Galgen zu baumeln, bin ich quasi verdammt, mich in dieses Schicksal zu fügen. Ich werde David also, ob ich will oder nicht, dieses verdammte Glas überreichen müssen. Und dann nach mir die Sinnflut!!!
Ich ergreife meinen Degen und werfe mir meinen Umhang über. Unerschrocken gehe ich zum Ausgang. Welche Kutsche nehmen wir? Meine weilt noch beim Schloss! Jenny, komm zurück, du hast deinen Regenschirm in der Hand und Mrs. Barclays Mantel über deinen Schultern. Ich bin ja komplett verwirrt! Schnell stelle ich den Schirm an seinen angestammten Platz und überreiche Mrs. Barclay verlegen ihren Mantel.
„Ich habe kein Auto, Mrs. Barclay und draußen passen zwei Wachhunde auf mich auf, damit ich die Wohnung nicht verlasse.“
„Wir nehmen meinen Wagen. Er steht gleich hinterm Haus.“
Sie zieht mich am Ärmel hinaus und führt mich zum
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