Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
bedeuten?“
„Komm, ich bringe dich nach Hause.“
Er greift nach meiner Hand und drückt sie fest. Kann es sein, dass er sich ernsthaft um mich sorgt?
„Ich denke, wir sind fertig, Miss Robertson. Sie können ruhig gehen.“
Der Tischler hat die Tür notdürftig repariert. David und ich betreten meine Wohnung, die ich zuvor argwöhnisch inspiziere.
Auf der Fahrt hierher sprachen wir kein einziges Wort miteinander. Mir ging einfach zu viel durch den Kopf. Die sich überschlagenden Ereignisse haben mich komplett durcheinandergebracht. Ich hoffte, David würde nun für mehr Klarheit sorgen, aber er macht keine Anstalten, mich über irgendetwas aufzuklären.
Ich schaue aus dem Wohnzimmerfenster und sehe auf die Straße. Zwei Männer sitzen in einem dunklen Fahrzeug auf der Lauer. Ich komme mir vor wie in einem goldenen Käfig.
David steht plötzlich hinter mir und legt seine Arme fest um mich.
„Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist. Du musst mir versprechen, dass du auf den Inspektor hörst und deine Wohnung nicht mehr verlässt.“
Einerseits bin ich zwar sehr froh, dass David bei mir ist, andererseits möchte ich ihm gerne ein paar Würgemale verpassen. Er weiß etwas, wovon ich absolut keine Ahnung habe, und spuckt es einfach nicht aus. Hier geht’s schließlich um mich! Jemand hat versucht, mich in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Da wäre doch schon mal eine kleine Erklärung fällig. Erschwerend kommt noch hinzu, dass er Veronica zu seiner Braut erklärt hat, obwohl er mir eine Stunde zuvor hemmungslos verfallen ist. Ich glaube nicht, dass ich über all dies einfach so hinweggehen kann.
Ich drehe mich zu David und stutze, als ich seine Tränen sehe. Meinetwegen braucht er doch keine zu vergießen. Erstens weile ich noch unter den Lebenden und zweitens ist Veronica diejenige, um die er sich von nun an sorgen sollte. Ich will ihm die Tränen aus dem Gesicht wischen, doch er greift nach meiner Hand und brüllt mich plötzlich an: „Das wäre alles nicht passiert, wenn du nicht kopflos davongerannt wärst! Warum konntest du auch nicht auf mich hören? Ich hatte dich gebeten, auf dem Zimmer zu bleiben!“
„Weil ich ein selbstständig denkender Mensch bin und mir von dir keinen Sand in die Augen streuen lasse!“, antworte ich in der gleichen Lautstärke. „Wenn du glaubst, ich funktioniere auf Knopfdruck, dann hast du dich getäuscht!“
„Nein, das weiß ich“, fährt er nun ruhiger fort, „aber vielleicht kannst du dich ein wenig in meine Lage versetzen. Ich möchte nie wieder jemanden, den ich liebe, verlieren.“
So wie es aussieht, spielt er auf seinen Vater an. Keine gute Idee, diesen Verlust mit mir in Verbindung zu bringen. Schließlich bin ich nur die ausgemusterte Zweitfrau. Die liebt man nicht, sondern bewundert sie allenfalls. Falls er mich verliert, wäre es demnach nur halb so schlimm.
„Du wirst Veronica schon nicht verlieren. Solange du vermögend bist.“
„Verdammt noch mal, willst du mich in den Wahnsinn treiben?! Du bist ja verbohrter als ein alter Ziegenbock!“
„Nein, keine Angst, das habe ich nicht vor. Ich möchte euch beiden einfach nur nicht im Weg stehen.“
David lässt mein Handgelenk los, das er die ganze Zeit umfasst hielt und geht ein paar Mal auf und ab. Auf diese Weise versucht er wohl, seine Wut wieder in den Griff zu bekommen. Nachdem er meinen Teppich gute fünf Minuten auf zwei Quadratmetern platt getreten hat und sich nun eine deutliche Laufstraße abzeichnet, bleibt er stehen und sieht mich ganz sonderbar an.
„Ich hatte gehofft, du würdest mir vertrauen.“
Mit gesenktem Blick begibt er sich zur Tür und geht.
Das war ja ein glanzvoller Abgang. Und ich stehe hier und weiß immer noch nicht, was los ist. Was ist das nur heute für ein verrückter Abend? Ich gehe in die Küche und schenke mir ein Glas Wein ein. Meine Gedanken irren von einer Gehirnzelle zur anderen, aber Logik will sich nicht einstellen. Warum sagte dieser Inspektor Jones, ich sei in Gefahr? Wer trachtet mir nach meinem Leben? Das ergibt doch alles keinen Sinn. Ich habe keine Feinde. Außer vielleicht Veronika, aber wäre sie zu einem Mord fähig? Und wollte man mich überhaupt ermorden? Außerdem befand sie sich ja genau wie ich auf der Feier. Sie kann also unmöglich in meine Wohnung eingebrochen sein. Es sei denn, sie besitzt die Fähigkeit, „astral“ zu wandern. Aber Astralwanderungen gehören ebenso wie Liebestränke in die Abteilung der Fabeln und
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