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Liebe bringt die höchsten Zinsen

Liebe bringt die höchsten Zinsen

Titel: Liebe bringt die höchsten Zinsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Egon F. Freiheit
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Computerclub wäre: vielleicht sogar Politiker."
       „Für so etwas ist es nie zu spät."

       Elena zog Stefanie weg von Tereza, um ihren Mann vorzustellen: „Mein Nikola. Die Scampis, die auf euch warten, hat er heute Morgen gefischt."
       So ging es weiter, bis die Verwandten aus den ersten zwei Reihen vorgestellt waren.
       Stefanie hatte genug von neuen Bekanntschaften, ihr schwirrte der Kopf: „Kann ich die restlichen Verwandten nicht später kennenlernen? Ich bin ziemlich groggy."
       „Klar, obwohl sie es nicht erwarten können", bedauerte Tereza. „Also, auf zum Essen!" Stefanie war unendlich erleichtert. Sie saß rechts von Daniel an der Tafel. Tereza hatte beide in der Mitte platziert.

    Der Tisch bog sich fast vor Leckereien. Selbstbewusst stellte Tereza die Gerichte vor. "Das ist Raznja, eine Spezialität vom Grill. Und hier haben wir Nspod Peke: Das Fleisch wird in einen Steinofen gelegt, dann wird es mit einem durchgebogenen Metalldeckel abgedeckt. Auf den Deckel wird glühende Kohle gelegt. Anschließend lässt man alles garen."
       Stolz fügte sie hinzu: „Das kann niemand so gut wie meine Elena. Und hier Cevapcici, aber schärfer gewürzt, als ihr es in Deutschland bekommt. Innen ist es saftig, außen knusprig braun. Diese Spießchen hier kennst du sicherlich: unsere Raznjici – bessere wirst du in ganz Dalmatien nicht finden."
       Neben den Fleischgerichten gab es noch eine Reihe Meeresspezialitäten: gefüllter Tintenfisch und Hummer, Languste und Austern, dazu weiße Trüffel aus Istrien. Und in der Mitte des Tisches warteten gefüllte Paprika, Krautrouladen und ein halbes Dutzend Schinkenarten.
       „Du musst alles probieren, damit es dir wieder gut geht", befahl Mutter Tereza scherzhaft.
       Dazu lockten Weine aus Porec und weitere „Schnäpse aus eigener Brennerei."
       Stefanie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Und das habt ihr alles so schnell zubereitet?"
       „Wir sind ja viele Frauen", strahlte Tereza, „und alle haben kochen gelernt. Wir hätten nur noch ein bisschen mehr Zeit haben müssen, dann wäre die Tafel richtig groß. Schade, dass Daniels Mutter, die Schwester von meinem Ivan, nicht hier ist heute Abend. Sie kennt noch viele, viele andere Gerichte."
       Daniel freute sich, wieder Deutsch zu sprechen. Das hatte er vor drei Jahrzehnten in Sindelfingen gelernt, als seine Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland gezogen waren. Sein Vater arbeitete seitdem als Maschinenschlosser in einer Kranfabrik, seine Mutter in der Werkskantine des Unternehmens. Seine 28-jährige Schwester hatte im Schwarzwald eine eigene Familie gegründet. Nur Daniel war nach Zagreb zurückgekehrt, um dort weitere Sprachen zu studieren und später als Journalist zu arbeiten.
       Bevor das Essen begann, erhob Ivan Ademi sein Glas: „Auch von mir alles Gute für die Zukunft." Und, etwas leiser: „Hoffentlich kommt nichts dazwischen."
       „Ach, du mit deiner ewigen Skepsis", unterbrach ihn seine Frau. „Heute ist heute. Und damit: hoch die Gläser!"
       „Mir dreht sich alles", klagte Stefanie zwei Stunden später im Zimmer. Mit Mühe und Not, gestützt auf Daniel, hatte sie die Stiege nach oben überwunden. Jetzt saß sie wie ein Häuf lein Elend auf dem Rand des Doppelbetts aus geschnitzter schwarzer Eiche und konnte kaum einen Gedanken fassen.
       Der Branntwein hatte seinem Ruf entsprochen: „Er vernebelt die Sinne schneller, als der gute Geschmack von der Zunge schwindet." Stefanie ärgerte sich über sich selbst: Ich könnte mich ohrfeigen, so viel zu trinken. Ihren Zorn ließ sie an Daniel aus: „Vielleicht können Sie eine Dame mal alleine lassen", fauchte sie kraftlos; „schließlich muss sie sich auch mal ausziehen können."
       „Lass dir Zeit, ich mach mich erst nachtfein, wenn du schon in den Federn liegst." Dabei breitete er eine Wolldecke auf dem Fußboden unter dem Fenster aus - als Ersatz für die beiden rotkarierten Zudecken, die Stefanie beschlagnahmt hatte.
       „Dass will ich dir auch geraten haben."
       Zum ersten Mal sagte sie unaufgefordert „du", bemerkte er lächelnd und verließ das Zimmer. Von unten drangen volkstümliche Weisen durch das Treppenhaus und die vielen, vielen Stimmen der Großfamilie Ademi, sobald wieder ein Refrain an der Reihe war.

       Als Daniel fünf Musikstücke später wieder leise das Zimmer betrat, hörte er Stefanies regelmäßige Atemzüge. Die Getränke hatten ihre

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