LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
musste gegen sich selbst kämpfen, um mir den Lebenslauf von Gabriel zu erzählen. Als er krank im Bett lag, kam sein Vater und prügelte auf ihn ein, er war erst acht Jahre alt.“ Beide schwiegen eine Weile, keiner von ihnen konnte sich vorstellen, wie man ein achtjähriges Kind verprügeln kann. Vor allem, wenn es in diesem Zustand noch mehr Zuwendung brauchte als sonst. Jochen hustete sich frei, die Euphorie verebbte, als der Husten seinen Kopf fast zum Platzen brachte. „Hier in diesem Buch scheint das zu stehen, was dir der Alte erzählt hat“ sagte Raphael und las aus dem Buch, welches allem Anschein nach dem alten Mann als Gedächtnisstütze diente. 'Bevor man ihm die Augen heraus gestochen hatte' , fügte er schmerzlich in Gedanken hinzu. „Als sein Vater fertig war, stellte er sich schlafend. Dann hörte er schon wieder, wie die Mäuse piepsten.“ Raphaels Stimme verstummte, als er merkte, wie sein Sohn eindöste. Er las für sich weiter. „Einmal hatte er seine Mutter darauf angesprochen, sie lächelte nur und sah dann verschmitzt zu ihrem Mann hinüber. Gabriel begriff die Geste nicht und fragte dann seinen Vater. Ob man etwas dagegen tun könnte, denn er hatte Angst, dass die kleinen Tiere nachts in sein Bett kriechen würden. Sofort gab es eine Maulschelle, sein Papa meinte, er solle nachts gefälligst schlafen. Seine Mutter mischte sich nur vortäuschend dazwischen, es gab danach sofort einen Nachtisch, und er musste das Mittagessen nicht aufessen.
Dann, zwei Tage später geschah es erneut, er hörte wieder die Mäuse. In dieser Nacht wurde der kleine Junge noch brutaler verprügelt, weil er nach seiner Mama gerufen hatte. Nach der letzten Attacke blieb er aus Angst, totgeschlagen zu werden, zähneklappernd in seinem schmuddeligen, vor Schweiß feuchten Bett einfach nur stumm liegen. In der einen, alles entscheidenden Nacht, musste er dringend aufs Klo, seine Mutter gab ihm irgendeinen Tee, nach dem er stündlich pinkeln musste. Er war krank, und zum Arzt gingen sie nicht. Keiner von den beiden Eltern war nüchtern genug, um das kranke Kind zum Doktor fahren zu können. „Das kriegen wir auch so hin“, beruhigte ihn seine Mama und gab ihm wieder den ekligen Tee. Christian hatte Angst, sich zu bepinkeln, und ging manchmal aufs Klo, auch wenn nichts kam. Nun drückte seine Blase schon wieder. Christian schlich sich aus dem Bett und tippelte auf Zehenspitzen an dem Schlafzimmer seiner Eltern vorbei, er hatte Mühe, nicht hinzufallen. Darum machte er vor ihrem Zimmer eine kleine Pause. Die Tür stand einen Spalt breit offen. ‚ Hätte er doch damals nicht hindurchgeschaut.‘
*****
Gabriel stockte der Atem, als er wieder an der einen bestimmten Szene angelangt war, wie schon viele Male davor, im tiefen Unterbewusstsein, zwang er seinen Geist zu einer Pause. Denn er wusste ja, was als nächstes passierte. Er versuchte weiter flach und ruhig zu atmen, in Angst, dass sein Traum unterbrochen werden konnte, falls er zu emotional wurde. Er tauchte mit seiner Seele noch tiefer ein in die Welt seines Traumes.
Er sah sich wieder mit den Augen seines Vaters. Gabriel sah sich durch einen trüben Schleier aus Wollust, Alkoholrausch und Hass hinter der hölzernen Tür, die so verzogen war, dass sie sich nicht mehr komplett zuschließen ließ. Er sah, wie seine Kinderaugen sich mit Schreck und Ekel füllten. Erregt sah er sich weinen. Dann schaute er nach unten, das, was er sah, war beschämend.
Vom Blitz erhellt, zitterte der nackte Körper, die Schweißperlen verschwanden, seine Haare an den Armen standen zu Berge. Der Rest seines Körpers war glatt rasiert. Nur am Kopf hatte er schulterlange blonde Haare, die nach dem Duschen immer noch nass waren. Seine Erinnerungen waren immer grausam, so intensiv und real wie in dieser Nacht waren seine Alpträume nie gewesen.
Gabriel sah wieder seinen Vater nur mit einem Auge durch den Spalt. Seine Mutter lutschte an Papas Glied, sie sog daran und schaute immer wieder zu ihrem Mann und lächelte ihn betrunken vor Lust und Alkohol an. Als sie ihn wieder ganz tief in den Mund nahm, drückte sein Vater sie am Hinterkopf und stieß sein erregtes Glied noch tiefer hinein. Christian wusste in dem Moment, dass sein Vater ihn gesehen haben musste, denn sein Verhalten hatte sich schlagartig verändert, als er zur Tür rüber schaute und der kleine Christian vor Schreck einen Schritt in die schützende Dunkelheit zurück trat, trotzdem tat er das mit seiner
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