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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Fitz
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Mutter wecken, sie brabbelte nur unverständlich im Schlaf und scheuchte den Jungen wie eine lästige Fliege mit ihrer ungepflegten Hand unbeholfen weg.
     
    *****
     
    „Christian ging in die Küche, sie besaßen nur einen alten Gasherd. In den Krimis hatte der kleine Gabriel gesehen, wie man die Häuser mit einem Gasherd in die Luft jagte.“ Jochen schaute seinen Vater kopfnickend an und krauste die Stirn. „Den Rest kannst du dir ja denken.“ Es war eine rhetorische Frage. Immer wieder wachte Raphaels Sohn auf und fügte etwas zu dem Vorgelesenen hinzu. Er bat seinen Vater, laut vorzulesen. Jochen schlief nicht ganz fest. Verfolgte den Text im Halbschlaf und ergänzte die Lücken, falls er es für nötig hielt. Schlaftrunken döste er dann für einige Sätze wieder ein.
    Raphaels Augen schweiften wieder über die Zeilen. „Der kleine Junge zog seine besten Sachen an, duschte  sich aber vorher gründlich ab. Drehte den Backofen und die Kochstellen auf. Das Gas zischte gefährlich, in der Küche begann es zu stinken. Bevor Christian rausging, zündete er eine Osterkerze an. Es dauerte ziemlich lange, bis es knallte, wunderte sich damals der Junge. Es ging nicht so schnell wie in den Actionfilmen. Doch irgendwann brach das Feuer aus, und es gab auch eine gewaltige Explosion. Das Haus der Pein gab es dann nicht mehr, und Christian kam ins Heim.“ Morgenstern blätterte ungeduldig weiter, das Rascheln des Papiers ließ seinen Sohn etwas Unverständliches brabbeln. Es hörte sich so an wie: „Geschieht denen recht.“ Raphael las einfach weiter.
     
     
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    Vater Gabriel atmete tief durch. Er sah wieder durch die Augen seiner Kindheit, er spürte die Wärme des Feuers auf seiner Haut. Der Geruch nach Verbranntem stieg durch seine Nase und füllte die Lunge mit warmer, stinkender Luft. Er schmeckte die mit feinen Partikeln seiner Vergangenheit und vom Leid geschwängerte Luft. Er hörte keine Schreie, keine Hilferufe, seine Eltern starben, ohne es mitgekriegt zu haben. Die Feuerwehr rettete nur das Skelett des alten, abrissreifen Hauses. Viele Jahre später erfuhr er, dass die Körper seiner Eltern bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren. Damals erzählte ihm die Polizei jedoch, dass er wohl sein Leben dem tapferen Vater zu verdanken hatte, da man die Leiche eines Mannes in einem anderen Zimmer gefunden habe als dem seiner Mutter. „Er roch das Gas und ging in das Zimmer seines Sohnes, um ihn zu wecken, dann hat er vielleicht zu viel vom Gas eingeatmet und ist zusammengebrochenen“, las der Polizist aus dem Protokoll vor, „und du konntest dich aus der tödlichen Falle noch rechtzeitig befreien“, fügte er dann hinzu und sah den kleinen eingeschüchterten Jungen mit glänzenden Augen aufmunternd an. „Du hast gute Eltern gehabt, wenn du das nächste Mal in die Kirche gehst, zünde für die beiden eine Kerze an und bete für ihre Seelen.“ Der junge Polizist versuchte, mitfühlend zu wirken. „Kennst du das Vaterunser?“, fragte er ihn mit heiserer Stimme. Ihm ging anscheinend die ganze Sache sehr nahe, Christian jedoch nicht. Er fühlte absolut gar nichts, er glich einem Stein, der nichts verspürte, weil er keine Seele besaß, alles war nur taub und kalt.
    In jener Nacht saß er im Krankenhaus, der Polizist stand auf und verabschiedete sich kopfnickend. Das Pfeifen wurde wieder leiser. Eine ältere Frau kam zu ihm, sie war von der Kirche als Seelsorgerin für Kinder wie ihn in diesem Krankenhaus tätig. Die Bilder gingen schneller werdend an ihm vorbei, das Licht wurde dunkler.
     
     
    ****
     
     
    Katharina und Andreas saßen auf der Rückbank im Auto und gingen die frischen Fotos durch. Der Text wurde schnell bearbeitet. Benny saß am Steuer und drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Die Straße war zwar nicht kerzengerade, trotzdem kamen sie schnell voran, links und rechts rauschte an ihnen der schwarze Wald vorbei. Die Scheibenwischer hatten Mühe, das viele Wasser wegzuwischen. Es goss wie aus Eimern. Die zwei Lichtkegel tanzten in der Dunkelheit und wiesen den Journalisten den Weg.  Urplötzlich schrie Johanna auf, der Schrei war durchdringend, Andreas und Katharina schauten auf. Das, was sie sahen, raubte beiden den Atem. Eine nackte Frau stand auf der Straße, sie war schwarz vom Dreck und blutverschmiert, das schmutzige Haar hing herunter, wie ein nasses Spinnennetz hielt es ihr Gesicht gefangen, nur die Augen und der aufgerissenen Mund konnten sich aus der Umklammerung

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