LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Eintüten, als er, den Rücken den Inspektoren zugewandt, sprach: „Er meinte, es wäre zu auffällig, mit seiner Statur hier zu erscheinen.“
Lisa fiel sein durchtrainierter Körper wieder ein.
„Er meinte auch, dass Graziano Schwierigkeiten gehabt hätte, ihm eine passende Uniform zu besorgen. Er sagte, dass die Italiener zwar gute Charmeure sind, aber dafür alle ein bisschen zu klein geraten sind.“
Lisa und Raphael konnten sich das Grinsen nicht verkneifen.
Mit einem Händedruck und einem förmlichen „Frau Glück und Herr Morgenstern“ verabschiedete sich der junge Mann, nahm die Box, stülpte sich den nassen Umhang über und verschwand laut mit den Schuhen schmatzend im Treppenhaus.
„Der ist ja zum Knuddeln, gell, Herr Morgenstern?“, äffte Lisa den charmanten jungen Mann nach.
„Ja, gnädige Frau Glück.“
Lisa versuchte einen Knicks hinzubekommen, der ihr nicht sehr grazil gelang. Den beiden Beamten war nicht nach Lachen zumute. Sie wollten dadurch etwas von der Normalität zurückzugewinnen. Ihr Vorhaben gelang ihnen nicht wirklich. Beide waren schlechter Laune.
„So, was bedeutet nun Pamardi?“, ging sie ohne viel Umschweife zum abgebrochenen Gespräch von vorhin über. „Dass es kein Gericht, vor allem kein italienisches ist, weiß ich jetzt mit Gewissheit“, sagte Lisa nicht ohne ein bisschen Stolz und Zorn.
„Erstmal gehen wir ans Fenster“, sagte er, ohne ihre Empörung zu beachten.
Ein gelbes Moped mit Grazianos Logo fuhr gerade los, als ein Pickup sich aus dem Nirgendwo, so schien es Raphael und Lisa, materialisierte und den Jungen samt Moped von der Ausfahrt fegte. Gregor flog mit einem Krachen gegen den Zaun, der das Haus von der Straße abgrenzte, und blieb reglos liegen. Der Pickup fuhr vom grauen Umhang des Unwetters umhüllt wasseraufspritzend davon, Raphael und Lisa waren so auf den armen Jungen fixiert, dass keiner mehr dem Wagen seine Aufmerksamkeit schenkte.
So schnell war noch keiner von den beiden in ihrem Leben gerannt. Gregor lag blutüberströmt im Kies. Sein Gesicht war nur ein ein heitliches Rot, sein Bein lag in einem unnatürlichen Winkel gebogen zur Seite gestreckt. So schien es zumindest den zu Tode erschreckten Beamten. Die Erde war vom Regen eine einzige Matsche. Der Junge lag in einer Pfütze aus Dreck, Wasser und Blut.
Lisa und Raphael knieten vor dem Verletzten, scherten sich dabei nicht um ihre Klamotten. Denn ihre Füße versanken knöcheltief in der Erdmasse.
„Pamagi mne Michael“, hörte Lisa den Jungen im Delirium reden. Er stand unter Schock. Er verlangte nach seinem Onkel.
Wie ein Nagel schoss ihr die Bedeutung von Raphaels Botschaft durch den Kopf.
„Pamagi“ war ein russisches Wort für Hilfe oder so ähnlich, und Feurig war der Name seines Freundes Michael, Gregors Onkel, Den dieser im Schockzustand in seiner Muttersprache um Hilfe bat. ‚ Hoffentlich ist er stark genug und wird den hinterlistigen Angriff überleben. ‘ Ihre Nerven lagen blank.
Lisa weinte um den Jungen, den sie so mochte. Sie versuchte ihn zu beruhigen. Ein Aufblitzen des Himmels ließ die junge Dame zusammenzucken. Sie verfluchte den Himmel und den Blitz. Lisa hörte von dem lauten Aufprasseln der Tropfen nicht, was der junge Mann vor sich hin nuschelte. Immer wieder nahm sie seine Hand, er riss sie weg und versuchte sich aufzurichten. Rutschte an dem glitschigen Untergrund ständig aus. Fiel hin und schrie jedes Mal auf.
Die junge Beamtin, die eigentlich hart im Nehmen war, stieß dabei an ihre Grenzen. Es war immer leichter, eine fremde Person verletzt, ja sogar tot und auch zerstückelt anzuschauen, als einen, den man gut kannte. Lisa redete auf ihren jungen verletzten Freund ein, um ihn zu beruhigen, und quasselte alles Mögliche, nur um die Zeit, bis Hilfe kam, zu überbrücken.
Sie drückte sanft seinen Oberkörper nach unten, nahm seine Hand in die ihre und sprach den Regen übertönend mit Gregor. „E s wird alles wieder gut. Es ist gar nicht so schlimm, wie es aussieht …“ All sowas sagte sie so beruhigend, wie es bei dem schrecklichen Unwetter nur möglich war. Es war aber schlimm, sehr schlimm sogar. Sein gebrochenes Bein hatte eine offene Wunde, es blutete jetzt stärker. Das Blut vermischte sich mit dem dreckigen Wasser. Als sie den Versuch unternahm, ihm den Helm abzunehmen, schrie Gregor auf, sein ganzer Körper bebte vor Schmerz, er zitterte wie ein zu erfrieren drohender Bergsteiger, redete ununterbrochen und unverständlich vor
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