LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
langen Leben zu hören bekommen, doch nicht so viel auf einmal, und das alles von einem einzigen Menschen. Es fing schon bei seiner Geburt an. Seine Mutter wäre fast gestorben, als er zur Welt kam. Gott wollte ihn nicht, sagte er zu mir ...“
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Raphael trat das Gaspedal bis zum Boden durch. Der Wagen schaltete sofort hoch, die beiden Insassen wurden in die Sitze hinein gedrückt, ein flaues Gefühl breitete sich in der Magengegend der beiden Raser aus, so wie bei einer Kinderachterbahn.
„Raphael, kennst du überhaupt den Weg?“ Lisa hatte Mühe zu sprechen.
„Seehoffer hat mir den Ort ziemlich genau beschrieben, es liegt zwar außerhalb der Stadt, wie ungewöhnlich, nicht wahr? Dennoch ist es nicht sehr weit von hier“, meinte er spöttisch und nahm eine sehr scharfe und unübersichtliche Kurve, ziemlich gekonnt flog der Wagen in die Kurve hinein, der schwarze Flitzer blieb dabei dank der neuesten Technik gelassen, wenn man das bei einem Fahrzeug so behaupten konnte.
So schnell sie auch fuhren, es gab immer noch verrücktere Straßengeister, wie dieser Motorradfahrer, der wie ein Schatten an ihnen vorbeiraste und kurz vor einem entgegen fahrenden laut hupenden LKW wieder die Spur wechselte.
Raphael begleitete den Verrückten mit einer Licht serenade. Der Fahrer zeigte dreimal ein Victory-Zeichen. Stellte sein Zweirad auf das hintere Rad und verschwand in den Strahlen des Sonnenlichts. Lisa kam es so vor, als hätte sie einen Davidstern auf dem Rücken des Rasers gesehen, ein ziemlich ungewöhnliches Erkennungszeichen für einen Biker, ging es ihr durch den Kopf, darum vergaß sie den irrsinnigen Gedanken gleich wieder.
„Ich kam, ich sah, ich siegte“, murmelte Lisa den allseits berühmten Satz. Sie deutete das dreifache V-Zeichen des Mannes, der sie in viel zu gefährlichem Tempo überholt hatte.
„Alle Wege führen nach Rom …“ Raphael sprach noch einen berühmten Satz Cäsars, oder war es von jemand anderem?
„Hieß es ursprünglich nicht, alle Wege führen zu Gott?“, hinterfragte Lisa ihren Partner.
„Auch damals gab es Plagiate“, erwiderte Raphael, bog scharf nach links ab und nahm eine Umgehungsstraße. Durch die Stadt zu fahren war aussichtslos, alles war gesperrt. München erwartete hohen Besuch aus der Stadt der Städte. Der neue Papst würde morgen die Hauptstadt des Geburtslandes seines Vorgängers besuchen. Besser konnte es ja nicht passen, Papst und Serientäter hielten die Polizei auf Trab.
„Dieser Unmensch hat sich die schönste Zeit für seine Untaten ausgesucht“, dachte Raphael laut, wie er es erst später an Lisas Blick bemerkte. Schließlich fuhr er dann genauso laut sprechend fort: „Überall mangelt es an Einsatzkräften. Von überall her kommen unsere Kollegen zur Hilfe, denn mit dem Papst kommen auch die Gläubigen, Pilger und die Schaulustigen aus der ganzen Welt. Mit ihnen aber auch die Kriminalität und Unsicherheit bei den Einwohnern unserer Stadt.“ Lisa nickte zustimmend. „Alles muss kontrolliert und überwacht werden. Ausgerechnet jetzt treibt die menschliche Bestie ihr Unwesen. Meinst du vielleicht auch, dass das eine nicht zufällig gewählte Zeit zum Töten ist? Will er so ungeschoren davon kommen?“ Beide wussten, dass es so war. Jeder dachte in erster Linie immer zuerst an sich und sein Wohlergehen, so wie auch der Killer.
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„Andreas Brosch?“ Zackablowski schaute den eingeschüchterten und völlig erschöpften Mann stirnrunzelnd und herablassend an.
Mit einer eleganten Geste schob der strenge Kommissar seine Brille zurecht.
Die zerbrechliche Brille sah sehr teuer aus, stellte der dicke Mann scheel blickend fest.
Dabei verspürte Andreas ein unangenehmes Gefühl. Ihm wurde die ganze Situation unbehaglich. Er fühlte sich erniedrigt. In der Gegenwart des fesch aussehenden Mannes kam sich der beleibte Journalist im jetzigen Moment sehr jämmerlich und erbärmlich vor. Der Kommissar trug feine Klamotten, nicht von der Stange wie bei Andreas, zu alledem war Herr Zack von sportlicher Statur und gut aussehend.
Andi schwitzte vor Beklommenheit.
Der Uringestank, vermischt mit dem leichten Duft des Waldes kam ihm wieder durch die Nase, er sah erneut den Pissfleck auf seiner dreckigen Hose, sein Gesicht spiegelte sich in der teuren Sonnenbrille des Inspektors, ein dicker verschwitzter Mann mit lichtem Haar schaute Andi ängstlich entgegen.
„Ist Ihr Name Andreas Brosch?“, wiederholte der Inspektor
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